Pompös wie eh und je empfangen einen Cradle Of Filth und heissen einen zum 70 Minuten dauernden Opus herzlich willkommen. Und bevor sie danach noch lange fackeln geht's auch schon mit einem ordentlichen Blast Beat und voller Aggression auf den Hörer los. Insofern schon mal recht eindrücklich. Auch Dani Filth schreit sich recht ordentlich durch den Song und macht dabei von seinem ganzen Repertoire gebrauch; Gekreisch in den höchst möglichen Klangregionen, aggressives Gekeife und Geflüster sowie einige Sprechpassagen. Somit beweist er schon, dass er von seiner Wandlungsfähigkeit nichts eingebüsst und darüber hinaus auch stets einen passenden Gesangsstil für jede Passage bereit hat. Was ebenfalls stark hervorsticht, ist der Synthesizer bzw. dessen Abwesenheit, mit welcher er zumindest bei "Shat Out Of Hell" (was für ein Titel...) glänzen kann.
Jedoch wäre es vorschnell und vor allem völlig falsch - wenn nicht geradezu naiv - zu glauben, dass Cradle Of Filth dem Hörer hier einen reinen Aggressionsbolzen präsentieren würden. Das zeigt sich eigentlich auch schon beim nächsten Song, der sehr viel melodischer und gleichermassen langsamer daher kommt. Heisst ja auch "The Death Of Love", da würde Geballer eh nicht ziehen. Dafür aber weiblicher Gesang, weshalb man sich auch gleich dazu entschloss, diesen einzubinden. Klingt auf Papier zwar recht trocken, tut dem Song allerdings recht gut, da er leider über weite Strecken mehr vor sich herdümpelt und auf keinerlei Höhepunkte abzielt.
Diese beiden Lieder sind eigentlich die Markierungen, zwischen welchen sich Cradle Of Filth auf "Godspeed On The Devil's Thunder" bewegen: Mit zunehmenden Tempo ist ein linearer Anstieg der Aggression zu verzeichnen, was sich über das ganze Album hin durchzieht. Dies ist allerdings kaum negativ zu sehen, so bietet sich dadurch eine gewisse Abwechslung, wenngleich diese vorhersehbar und kalkuliert erscheint. Das ist allerdings ein Problem, welches vielen Konzept-Alben zugrunde liegt. Die Musik erscheint teilweise zweckgebunden, allerdings schaffen es Cradle Of Filth durchaus diese fiesen Stolperfallen zu umgehen und generell die Musik nicht nur als Mittel zum Zweck erscheinen zu lassen.
Nun gibt es allerdings auch ein paar Kritikpunkte zu verzeichnen. Einerseits liegt der am grundlegenden Songwriting. Selbstverständlich erkennt man mehr oder minder sofort, dass es sich um Cradle Of Filth handelt und genau hier liegt der sprichwörtliche Hund begraben: Das ganze kommt grösstenteils einer Stagnation gleich. Das einstige Piraten-Schiff Cradle Of Filth fährt mit eingezogenen Segeln und Flaggen in ruhigen Gewässern um ja nicht ins Wanken zu geraten, denn die Schätze haben sich nur so angehäuft, sodass sie bei den kleinsten Wellen dazu neigen, vom Schiff zu fallen. Man geht zwar weiter seinen Weg, ohne jedoch zu überlegen, diesen einer Generalüberholung zu unterziehen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die schiere Länge des Albums. Gerade durch den sehr ähnlichen Song- bzw. Riffaufbau verliert das Album mit zunehmender Spielzeit an Intensität bis man nach knappen 40 Minuten fragt, wie lange das Ganze denn nun noch dauern soll. Es fehlt hier eindeutig an Auflockerung bzw. auch wahren Höhepunkten, welche aus dem an sich nicht schlechten Geschehen herausstechen.
Im Hinblick auf die Produktion kann man nichts aussetzen. Wie schon frühere Alben kommt die Musik pompös und druckvoll aus den Boxen und wirkt durch den teilweise ausgiebigen Gebrauch des Synthesizers und der Chöre - welche übrigens wahrlich gelungen sind - auch nicht überladen. Generell kann man aus dem Geschriebenen wohl zusammenfassen, dass Cradle Of Filth ihre Arbeit gewohnt gut machen, wobei ihnen gerade die Routine die Möglichkeit zum endgültigen Meisterwerk nimmt. Sie haben sich an ein Konzept-Album gewagt, was immer schwer umzusetzen ist, aber sie sind daran nicht gescheitert - wobei sie dies schon mit "Damnation And A Day" versuchten, was in deutlich kürzeren Songs resultierte. Was man ihnen positiv anrechnen muss ist, dass sie sich doch recht deutlich von den fast schon poppigen Melodien gelöst haben und wieder ordentlich Metal machen. Und wenn man die Wermutstropfen verschmerzen kann, dann erwartet einen mit "Godspeed On The Devil's Thunder" immer noch ein sehr gutes Album.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Roadrunner Records |
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Veröffentlichung |
10/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |