Ähnlich wie bei den Engländern von Bolt Thrower erweist es sich auch bei den Deutschen um Ba'al als Schwierigkeit, eine passende Schublade zu finden um die Musik richtig zu beschreiben. Eben jene präsentieren, im Vergleich zu ihren vorherigen Alben, mit "Confusion of Tongues" eine verwegene Mischung aus Death Thrash Metal und diversen "kernigen" Spielarten wie dem Hard- und Grindcore.

"Confusion Of Tongues" - das ist denjenigen Bibelkennern – sprich Wikipedianutzern - unter uns als der Wandel von einer nachsintflutlichen, einsprachigen Menschheit in eine Weltbevölkerung der Sprachvielfalt nach dem Turmbau zu Babel bekannt. Abermals greifen die fünf Thüringer textlich somit das biblische Thema Babylon auf, wie es auch schon auf "The Babel Concept" (2003) Verwendung fand und vertonen die Geschehnisse um König Nebukadnezar auf eine sehr spezielle und eigensinnige Art und Weise.
Dabei wird auf die eigens geschaffene Genrefusion "Asskickcore" zurückgegriffen – scheinbar die Erfurter Art sich eine eigene Schublade gemütlich einzurichten. Klingt definitiv albern, aber in die Praxis umgesetzt begegnen Ba'al dem Hörer mit einer komplexen, zuvor benannten Mischung aus verschiedenen Spielarten harter Riffs, scheppernder Becken und lungenstimulierenden Bassdrumgehämmers.

Die kurzhaarigen Hinterntreter sind hier ohne Frage aus den Metalcore-Stiefeln gewachsen und bewegen sich in ganz neuen Gefilden. Durch abwechslungsreiche Klangarbeit und sehr vielen Breaks pro Stück erzeugen sie ein ohrenfreundliches Feuerwerk ohne tatsächlich von vorhandenen Bands zu kopieren. Was zuletzt noch stark an den musikalischen Ursprung Ba'als erinnert ist vorwiegend die Stimme von Sänger Julian Fink, die sich merklich fern vom Oldschool-Death Metal bewegt und durch extrem kehliges, gekonntes Grunzen eher Grindcorepfade einschlägt. Auch die teilweise stakkatoartigen, abgehackten Riffs erinnern hier und da an poppige Kernmusik.

Trotz alledem, ich muss meinen Hut ziehen und bedauerlicherweise feststellen, dass meine Vorurteile und Erwartungen auf ganzer Linie unbestätigt blieben. Um mich trotzdem ein wenig zu retten berufe ich mich darauf, dass die Jungs von Ba'al in der Szene eine Ausnahme darstellen. Ihr äusserliches Erscheinungsbild mag täuschen und ihr Auftreten und die Selbsteinschätzung verleiten den Grossteil eingefleischter, von der Kernwelle unbeeindruckter, alteingesessener Todesmetaller nur zum Kopfschütteln – Sieht man von diesen Überbleibseln aus der Vergangenheit der thüringischen Generewechsler ab, erweist sich "Confusion of Tongues" dennnoch als tatsächlich unwahrscheinlich intensives Werk voller Infernos und Wutausbrüchen, dass auch technisch absolut überragend wirkt.

Zu guter letzt ist den Musikern von Ba'al noch mit auf den Weg zu geben, dass sie in Zukunft mit eigens verteilten Vorschusslorbeeren allgemein etwas zurückhaltender sein sollten.
Diesmal mag das Konzept aufgegangen sein, aber ein Quereinstieg in eine andere - wenn auch benachbarte - Sparte metallischer Klangkünste muss nicht immer so hervorragend von der Bühne gehen wie in diesem Fall. Kampfsprüche wie "Death to false metal" können da ganz schnell nach hinten losgehen wenn das Publikum hier weniger tolerant betreffend der musikalischen Vergangenheit einer Band ist.

...Schlussendlich ein Album, das durch Vielseitigkeit, Innovation und technische Raffinesse aus der Masse heraussticht und mitreisst!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Maintain Records

Veröffentlichung

7/2008

Format

CD

Land

Genre

Death Metal