Wahrscheinlich wäre mir dies leichter gefallen, hätte ich mich noch wesentlicher an das Debutwerk "Where Twilight Dwells" erinnern können, welches sich seinerzeit jedoch nur recht periphär meiner Aufmerksamkeit zu unterwerfen vermochte.
Trotz dieses weissen Flecks auf meiner gedanklichen Landkarte müsste ich mich schon sehr täuschen, wenn die Kompositionen des Sextetts nicht in der Tat an Vielschichtigkeit hinzugewonnen hätten, denn schnell reissen mich die neun Kapitel in ihren zauberhaften Bann, dem ich mich der gesamten Laufzeit über nicht entziehen möchte.
Gothic Metal kommt mir in den Sinn, ausserdem natürlich der angepeilte Folk Metal.
Gestützt von sphärischem Tastenspiel errichten die getragenen Gitarren erhabene Klangfassaden, welche nur wenige Sekunden später dem eigenproduzierten Chaos zum Opfer fallen und triumphierend in einem Strudel aus Schlagzeugfeuer und galoppierenden Exzessen des elektronischen Klaviers ertrinken.
Über diesem permanenten instrumentalen Wechselspiel thront die eindringliche Stimme von Frontfrau Carmen Elise Espanaes, die an sich zwar wenig Variation in sich birgt, dem Tonmaterial aber eine gefühlvolle Krone aufsetzt.
Von diesem Erfolgsrezept aus weiblichem Gesang und hochwertigster Instrumentalkunst beseelt durchwandern Midnattsol satte fünfzig Minuten lang die vom Nordlicht erhellten, düsteren Landschaften, stets geleitet von langen Schatten dunkler Romantik und sprunghaften Emotionen.
Obwohl ich von sich mir aufdrängender Kreativität zwar nicht erschlagen oder erdrückt werde, gelingt es mir doch, representative Stücke aus dem Gesamtwerk herauszuschneiden, anhand derer sich jeder Interessierte ein Bild von "Nordlys" wird machen können - diese wären: "Konkylie", "Race Of Time" und "River Of Virgin Soil".
Produziert wurde in den dänischen Antfarm Studios; hierbei wurde Wert gelegt auf einen besonders klaren Klang und die Durchschlagskraft des Materials genretypisch leicht in den Hintergrund geschoben.
Letztlich zeigt sich "Nordlys" als weniger ideen- denn extrem facettenreiches Zweitwerk einer interessanten Truppe, die sich scheinbar von Veröffentlichung zu Veröffentlichung um Lichtjahre steigern beziehungsweise verändern kann.
Alle Freunde epischer Keulenschwingerei kommen an diesem Album definitiv nur schwerlich vorbei und sollten sich von den liebreizenden Zaubersprüchen von Fräulein Espanaes einwickeln lassen und den Ausflug in die vertonte Fassung des Nordlichtes wagen.
So pendelt sich der Wertungszeiger ein auf ein hochklassiges Werk, welches seinem Nachfolger in punkto Individualität noch Raum für weitere Verbesserungen lässt.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Napalm Records |
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Veröffentlichung |
4/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Folk Metal |