Dieses Album hat scheinbar einen sehr langen Weg hinter sich. Wie mir das Booklet verrät, ist "In the Falling Snow" bereits 1998 aufgenommen worden. Als jemand, der den Unterschied zwischen einem Pernod und einem Burgunder nicht mal unter Anleitung eines Kenners ausmachen kann, interessiert es mich nicht, wie gereift die beiden Weine sind. Im Hinblick auf dieses Album möchte ich aber mal so selbstgefällig sein und mich als Kenner bezeichnen.

Als erstes beurteilen wir den visuellen Aspekt dieses Albums, in Weinkennerfachkreisen auch "Auge" genannt. Viel dazu zu sagen gibt es eigentlich nicht. Das Ganze ist in typischem Schwarz gehalten, dazu gibts eine schöne weisse Frakturschrift, in welcher die allesamt sehr kurzen Texte niedergeschrieben sind, und 4 verschwommene Illustrationen - vermutlich Holzschnitte.

Bei einer regulären Degustation würde nun eigentlich der Geruchstest - die so genannte "Nase" - an die Reihe kommen, gefolgt von der "Zunge". Aus offensichtlichen Gründen werde ich weder an der CD schnuppern, noch sie in den Mund nehmen, da mir Polycarbonat nicht wirklich schmeckt. Deshalb ersetze ich diese Punkte mit meiner Eigenkreation: Dem "Ohr". Zu hören bekommt man in dieser halben Stunde eine stark verzerrte, aber sehr dünne Gitarre, einen Bass, der eher undefinierbare Töne von sich gibt, ein Schlagzeug, das irgendwo im Hintergrund einen Rhythmus spielt und ein Keyboard mit bedrückenden Akkorden auf den Tasten. Die Instrumentierung besteht also aus derjenigen einer klassischen Black-Metal-Band. Leider schafft es der gute S. Holliman bei weitem nicht, derartige Ergebnisse zu erzielen, wie einstige Grössen, an welchen er sich offensichtlich orientiert. Die Songs klingen alle gleich, das Tempo ist immer das selbe und die undurchsichtige, dumpfe Produktion vergönnt einem auch keinerlei Lichtblicke. Die Stimme ist schwer zu beurteilen, denn sie ist weit in den Hintergrund gemischt. Ich habe dieses Werk deshalb - was tut man nicht alles für seine Leser - ziemlich laut angehört und ich muss sagen, das was sich da extrahieren liess, weiss auch nicht wirklich zu überzeugen. Holliman krächzt vor sich hin und irgendwie stellt sich ein schmerzendes Gefühl im Kehlkopf ein, wenn ich mir vorstelle, selbst solche Laute erzeugen zu wollen.

Kommen wir nun zum "Abgang": Es gibt Werke, die bedrücken einen auf Grund ihrer Atmosphäre. Dieses Werk bedrückt einen, weil man einem selbst Leid tut, dass man es sich anhören muss. Es gibt Werke, bei welchen beim Anhören die Zeit wie im Fluge vergeht. Bei diesem Werk wünscht man es sich sehnlichst, sobald man mal auf Play gedrückt hat. Ich frage mich ernsthaft, was die Intention hinter diesem Album gewesen ist. Schön, es wurde 1998 aufgenommen, aber schon vor 10 Jahren wurde wesentlich besseres Material veröffentlicht. Irgendwie scheint mir diese Veröffentlichung nur geschehen zu sein, um den Namen wieder in aller Munde zu bekommen, denn I Shalt Become gelten als etwas, das gerne "Kult" genannt wird. In meinen Augen ist dieses Album langweilige Kakophonie, die den Terminus "Kult" nicht einmal Anno 1990 verdient hätte. Selbst nach 20 Jahren trüge es eine besondere Reife in sich. Vielleicht wird es in 10 Jahren nochmals veröffentlicht und bereitet einem Rezensenten dann eine Freude, aber heute kippe ich dieses Album weg wie einen Wein, denn von Wein bekomme ich Kopfschmerzen.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

No Colours Records

Veröffentlichung

2/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal