Manchmal fällt es einfach schwer, eine Band in Genreschubladen einzuordnen. Es gibt eben immer wieder welche, die sich um solche Sachen kein Stück scheren und einfach ihr Ding durchziehen - wie es bei den Schweizern Nucleus Torn der Fall ist.

Ich muss sagen, dass ich vorher von der Band noch nie etwas gehört habe. Somit wusste ich auch nicht, womit ich es zu tun habe. Ein Blick auf die Besetzung verspricht etwas ungewöhnliches: Flügel, Irische Bouzouki, Kirchenorgel... der Eindruck sollte sich halten. Nach dem ersten Durchlauf stellte ich fest, dass ich Vergleichbares nicht kenne. Auch wenn man auf eine weibliche und einen männlichen Sänger/in zurückgreift, ist es zu keinem Zeitpunkt kitschig wie bei den Legionen an Gothic Metal-Bands.
Die Gestaltung der musikalischen Landschaften ist sehr abwechslungsreich, wenngleich auch düster, depressiv und melancholisch. Das besondere Schlüsselmerkmal jener sind die Lautstärkewechsel. Es passiert oft, dass aus einer nahezu Totenstille, in der man nur leise einzelne Töne vernimmt, auf einmal extrem laut die Gitarre ins Spiel kommt - nicht selten schreckt man dabei mit rasch gestiegenem Blutdruck hoch! Und es klappt jedes Mal wieder. Dadurch wird eine eigene, mitreissende Atmosphäre geschaffen, die den Hörer die Welt ums ich vergessen lässt...
Allerdings muss man sich Zeit nehmen, denn eingängig ist "Knell" definitiv nicht. Die 4(!) Stücke bringen es auf eine gute Stunde Spielzeit! Es bleibt auch nichts im Ohr hängen, aber das soll es höchstwahrscheinlich auch gar nicht. Man muss sich einfach diese Stunde nehmen und der Truppe auf dem Weg folgen - und man wird definitiv belohnt werden! Sicherlich braucht es einige Durchläufe, aber wo steht geschrieben, dass das Erschliessen einer solchen Platte immer auf dem Silberteller präsentiert werden muss?

Solche Silberlinge sind natürlich nicht jedermanns Geschmack. Wer visonärer Musik etwas abgewinnen kann, welche sich meilenweit vom Mainstream entfernt bewegt, wird hier seine helle Freude dran haben! Abschliessen möchte ich die Rezension mit einem Zitat von Bandkopf Fredy Schnyder:
"Das Album schafft Welten, die so noch nie ergründet worden sind. Ein Hörer, der uns dorthin folgt, wird früher oder später Zugang zu der emotionalen tiefe von "Knell" finden. Unangenehm und berührend - wie das Leben, wie der Tod."

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Prophecy

Veröffentlichung

2/2008

Format

CD

Land

Genre

Progressive Metal