Irgendwie scheine ich frisch veröffentlichtes und nach dem Strickmuster der alten Schule gefertigtes Tonmaterial magisch anzuziehen - und obwohl ich prinzipiell ein grosser Anhänger der Old School bin, beschert mir diese Anziehungskraft nicht nur positive Überraschungen...

Mit dem Debut "Dead Man's End" der belgischen Zwei-Mann-Kapelle Hollowtone landet diesmal ein auf alt gemachtes Stück Todesblei in meinem Briefkasten und bereits ein flüchtiger Blick auf das beiliegende Infoblatt weckt böse Vorahnungen...
Hier beklagt man nämlich die kargen Aufnahmebedingungen des Albums und jammert über das sehr knappe da aus eigener Tasche zur Nutzung freigegebene Budget, mit dem die Produktion realisiert werden musste - da kann doch nichts vernünftiges dabei herauskommen...
...oder doch?

Ab in den Schacht also mit dem Rundling und schon nach dem ersten Track "Demon In Your Dreams" steht bombensicher fest, dass Hollowtone ihr Licht gewaltig unter den Scheffel stellen und "Dead Man's End" mit einer 08/15-Produktion nichts zu tun hat.
Ohne Ende geil ist das Songwriting ausgefallen und beleuchtet mit jeder verrinnenden Sekunde andere düstere Facetten von Mord, Totschlag und morbider Endzeitstimmung im Allgemeinen.
Bezüglich der Komposition des Langspielers seien auch die im Beipackzettel erwähnten Parallelen zu den Frühwerken von At The Gates, In Flames, Eucharist und Arch Enemy genannt, mit denen ich mich zu hundert Prozent einverstanden erkläre - Hollowtone bewegen sich in der Tat auf derselben Ebene wie die vorgenannten Ikonen vergangener Tage; und das muss ihnen erst einmal eine Band nachmachen.
Die grössten Übereinstimmungen mit den Machenschaften seiner Vorbilder erzielt man mit dem melodischen Gitarrenspiel, welches nicht um das eine oder andere Solo verlegen ist, und dem rauhen Gesang, wie ihn ein Tomas Lindberg nicht stimmungsvoller fabrizieren könnte.
Dazu passen das Stakkato-Schlagzeug und der dominante Bass, der den Singspielen ordentlich akustischen Tiefgang verpasst.
Auch das im scheinbar bandeigenen Studio gebastelte Klanggewand passt wie die Faust aufs Auge und setzt "Dead Man's End" die Krone auf.

Ich will mal so sagen:
Wenn auch nur jede zehnte Newcomerband einen derart überragenden Einstand veröffentlichen würde, bräuchte man sich um die Zukunft des Schwermetalls keine Sorgen zu machen.
Es nötigt mir höchsten Respekt ab, wie Hollowtone mit den bescheidenen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln den Löwenanteil aller Major-Releases nicht nur in den Schatten stellen, sondern komplett von der Bildfläche fegen.
Hier wird nicht viel Neues ausprobiert, aber Altbewährtes perfekt interpretiert.
Wann zücke ich schliesslich schon einmal ein volles Dutzend Wertungspunkte?

An alle zahlungskräftigen Plattenfirmen:
Schnell den Vertrag aus der Schreibtischschublade und die beiden belgischen Schäfchen ins Trockene holen - es lohnt sich!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

2/2008

Format

CD

Land

Genre

Death Metal