Sie gehören zu den kontroversesten Bands auf unserem Erdball. Ihre Bühnenshows mit zu dem extremsten, welche der Metal-Bereich je zu sehen erhielt. Wohl jeder dürfte von Shinings "Skandalkonzert" am 3.2.2007 in Halmstad erfahren haben. Obgleich Schlägeren sowohl auf als auch abseits der Bühne, das Verteilen von Rasierklingen ans Publikum sowie Strangulationen mit Gitarrensaiten laut Niklas Olsson unlängst zur "Tagesordnung" ihrer Gigs gehören, so verursachte jene Veranstaltung dennoch einen alles andere als geringfügigen Medienrummel. Denn was sich dort ereignete, spottet jeder, aber auch wahrlich jeder Beschreibung und war an Menschenverachtung nimmermehr zu überbieten. Nichtsdestotrotz geht es im Folgenden glücklicherweise nicht etwa darum, das provokante selbstzerstörerische Verhalten des umstrittenen Fronters Kvarforth und seiner Konsorten zu bewerten, sondern vielmehr "V-Halmstad" dem geneigten Hörer näher zu bringen...

"Als ich die Treppen hochging traf ich einen Mann, welcher nicht anwesend war - und ich wünschte, ich wünschte mir, er würde sich endlich entfernen" - Mit diesen vollends hypochondrisch geflüsterten Worten, strickt das neuste Werk den "Pfad zur Erleuchtung" , voller Morbidität als auch Schizophrenie, fort. Und so jagen einem fortan insbesondere die psychotisch-kranken Gesangslinien Kvarforths, welche abgedrehter wie gleichsam glaubwürdiger denn je erscheinen, dem Lauschenden kontinuierlich gehörig eiskalte Schauer über den Rücken. Wohl kaum ein Sänger vermag es Tristesse, Verzweiflung, pure Manie und Aggression derart intensiv zum Tragen zu bringen sowie vermöge seiner ungeheuren stimmlich-perfekten und vor allem unverwechselbaren Wandelfähigkeit, welche von einem angsteinflössenden Krächzen, schmerzerfülltem Kreischen, gnomigen Knurren bis hin zu misanthropischem Gewimmer, grauenvollen Wispeln und sporadisch halbklar eingesetzten Vocals, die Kompositionen zu einer solchermassen wahren Achterbahnfahrt auszuarbeiten. Aber auch in punkto Songwriting erweisen sich die epochemachenden Schweden anno 2007 als gereifter und schlagen zwischen schwarzmetallischem Ursprung als auch neuzeitlichen Einflüssen eine fürwahr beklemmende Brücke. Zwar existierten schon auf dem Vorgänger "The Eerie Cold" rockig bluesige Gitarresoli wie auch eine tendenziell im wuchtigen Midtempo-Bereich der Stücke angesiedelte Monotonie, jedoch wurden die bekannten Trademarks hörbar verfeinert als auch gar mit Samples und Streichern bereichert. Immer wieder werden die Songs von wunderschön bedrückend auf trotzenden Akustikintermezzi unterbrochen, welche ab und an gar an Flamenco-Gitarren erinnern und die zahlreichen ruhig-verspielten Parts wesentlich untermauern.

Was gen Ende verbleibt, ist ein überwältigendes Meisterwerk voller Dramatik, Emotionen wie auch vertonter Depression, welches alle bisherigen Grenzen sprengt, niemanden kalt lassen kann und zweifelsohne die Frage aufwirft, wo die Herrschaften, welche sich von Album zu Album stetig gesteigert haben, um alles in der Welt eigentlich noch hin wollen. So viel ist allerdings jetzt schon sicher: Genie und Wahnsinn liegen mehr als lediglich nah beieinander!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Osmose Productions

Veröffentlichung

5/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal