Wer hat Lust auf Sagenhaftes aus dem Reich der Germanen, erzählt im Beisammensein mit guten Freunden? Unter dem Blätterdach des kühlen Waldes trifft man sich, jeder mit einem grossen Krug Bier bewaffnet, und ergötzt sich an den Mythen und glorreichen Geschichten der ach so mächtigen Vorfahren. Wie es im Rausch üblich ist, schwankt die Stimmung von tiefsinnig-melancholisch bis euphorisch. Wer sich dazugesellen möchte, der kann träumerische Zeiten erleben; etwas abseits der Feuerstelle, in sicherer Distanz zum Trinkgelage, kommt einem das Geschehen ungehobelt, roh, bisweilen kindisch vor.

Auf "Satyr", dem Erstlingswerk der deutschen Formation Thiasos Dionysos, wird Pagan Metal in sehr abwechslungsreicher Form zelebriert. Luftige Flötenklänge geben sich die Hand mit treibenden Gitarrenriffs. Die Melodien des Keyboards klingen zumeist mittelalterlich; das Bild einer Dorfgemeinschaft und die von ihr heraufbeschworenen Helden, eingebettet in eine hügelige, bewaldete Landschaft drängt sich nicht nur durch das CD-Cover auf. Dieser Reichtum an Inspiration wird erzeugt durch den gekonnten Einsatz von einfachen, eingängigen Melodien mit teils kraftvoller Begleitung, gefolgt von schweren, mächtigen Passagen, die wiederum fast unbemerkt in einen beschwingten Bauerntanz übergehen. Seltsam: Im gleichen Atemzug kann die Mixtur auch stumpf wirken; proletarisch ist sie auf jeden Fall gewollt. Die völlig ungenügende Soundqualität, die mit ihr eingehenden Lautstärkeschwankungen der viel zu trocken krächzenden oder grollenden Gesangsstimme und der Gitarrensound wie aus einem Brusttaschenverstärker tragen vermutlich die Hauptschuld an diesem Eindruck. Die mehr als nur zeitweise nicht über jeden Verdacht erhabene Formulierung der deutschen Texte und der ihr themenbedingt anhaftende Kitsch verpasst der Glaubwürdigkeit einen zusätzlichen Dämpfer.

Viele Melodien und Begleitharmonien besitzen aber für meinen Geschmack auch einfach zu wenig Tiefe, um dauerhaft überzeugen zu können. Aber wie gesagt, zu "Satyr" soll man tanzen, trinken, raufen und in Mythologie schwelgen können, und dieses Ziel werden Thiasos Dionysos bei der passenden Klientel auch erreichen. In diesem Sinne: "Heidrun, schenk uns deinen Met!"

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Trollzorn

Veröffentlichung

12/2006

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal