Es war einmal in den Neunzigern des letzen Jahrhunderts. Drei grossartige Formationen vereinten sich unter dem Banner eines kleinen auf Crust und Metal spezialisierten Labels und sollten bald darauf als die "Peaceville Three" in die Annalen der Metallgeschichtsbücher eingehen. Während sich Anathema und Paradise Lost in andere Richtungen entwickelten und bei anderen Plattenfirmen Unterschlupf fanden, blieben My Dying Bride Peaceville und ihren Wurzeln treu, trotz Experimenten und Weiterentwicklungen. Diesen Herbst veröffentlichten die Tommies bereits ihr neuntes Düsterwerk "A Line of Deathless Kings" und noch immer scheint keine Weltuntergangssekte in Sicht, die am hohen Thron der Genre-Könige rütteln können.

Jede Platte der Bräute, genau so die besprochene, hat ihren eigenen Charakter. Der Hörer schwimmt bei den ersten Hördurchgängen durch die turbulente See und es fällt ihm anfänglich schwer, eins mit diesem Element zu werden: Die unendlichen Weiten des tiefblauen Ozeans, schaumgekrönte Wellenberge und –täler, so weit das Auge reicht. Plötzlich und unerwartet wird man von einem Sog erfasst und eine stetig beschleunigende Rotation setzt ein. Ein gewaltiger Wirbel zieht einem nach unten. Es gibt kein Entrinnen – immer tiefer und tiefer. Weit unter dem Wasserspiegel enthüllen sich düstere und intensive Unterwasserwelten und offenbaren ihre mysteriöse Pracht.

Man vernimmt einen Aaron in Höchstform, er hat enorm an seiner Kehle gearbeitet und ist zu einem der charismatischsten Sänger des gegenwärtigen Metallzirkus herangewachsen. Sein anmutiger Gesang geht so verdammt tief unter die Haut, dass einem sofort das Blut in die Adern zu stocken beginnt. Er ist bekanntlich kein Gesangstalent, aber keiner vermag mit seiner Stimme rabenschwarze Emotionen und Weltuntergangsstimmung ebenso glaubwürdig umzusetzen. Musikalisch agiert das Sextett spartanischer und vor allem rifforientierter als auch schon. treibende, schwere Grooves, verwoben mit melodischen Gitarrenläufen, wie man sie von den Briten kennt und liebt. Sie zeigen sich aber auch sperriger und destruktiver. Gewaltausbrüche, auch gegurgelte, gibt es abgesehen vom Ende kaum mehr. Man konzentriert sich viel mehr auf ausdrucksvolle Arrangements und die Verschmelzung von extremer Schwere mit majestätischer Anmut.

Es führt noch immer kein Weg an den Bräuten vorbei. Fans und Sammler sollten sich nach der limitierten Box mit Poster und Postkarten umsehen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Peaceville Records

Veröffentlichung

11/2006

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal