Ich sollte aber bitter enttäuscht werden. Im positiven Sinne. Dieses vierköpfige Höllenkommando hat sich dem traditionellen, misanthropischen Black Metal verschrieben. Keine Spur von keyboardüberfülltem "Kommerz" Black Metal. Nein, Zorn gehen mit einer solchen Vehemenz zu Werke, dass einem die Spucke weg bleibt.
Doch erst mal ein paar Fakten. Interessant ist die Wahl der Pseudonyme. Alle schön kitschig gehalten, oder für Puristen: Alle in der alten BM Tradition gehalten. Als da wären: Sabnock (vocals, drums), A. Blackwar (guitars, bass, drums), Nachtschatten (guitars, bass) und, passend zum Bandnamen, Winterzorn (bass). Wenn man sich das mal genauer ankuckt, fällt einem auf, dass die Arbeit an den jeweiligen Instrumenten wohl "brüderlich" geteilt wurde. Aufgenommen wurde dieser vor Düsternis triefender Silberling in den Soundbunkerstudios (D) unter der Regie von Guido Holzman (u.a. auch Crematory, Graveworm, Isegrim etc.). Und da wir grad bei Klischees sind: Das Coverartwork ist zudem im üblichen schwarz/weiss Stil gehalten. Das soll aber nichts Negatives bedeuten.
Nun zurück zum Wesentlichen: Die Musik von Zorn lässt sich zweigeteilt beurteilen. Einerseits ist es angenehm, mal wieder kompromisslos zu Werke gehenden Traditionalisten zu lauschen. Andererseits erinnern mich Zorn zu sehr an Isegrim. Ehrlich gesagt: Wüsste man nicht, das hier das Debüt Album einer Newcomerband im CD-Player rotiert, würde man denken, dass es sich dabei um die neue Isegrim Platte handelt. Man könnte auch sagen, dass wir es hier mit "True German Black Metal" zu tun haben - eine neue, aufkommende, infernalische und kompromisslose Horde von deutschen Black Metal Bands, die sich einen Dreck um kommerziellen Erfolg scheren.
Trotz des "Isegrim Faktors" ist "Schwarz Metall" ein beeindruckendes Debüt. Diese vier Jungs wissen, wie man gelungene Huldigungen an den Gehörnten komponiert und gehen versiert zu Werke. Man hört, dass man es hier nicht mit blutigen Anfängern zu tun hat. Zorn beherrschen ihre Instrumente und wissen damit umzugehen. Songwriterisch sind auch keine Schwachstellen auszumachen. Man darf hier von einem gelungenen Debüt reden, welches die Traditionalisten unter Euch sicher nicht enttäuschen wird.
Kompositorisch orientieren sich Zorn an Darkthrone. Zorn schaffen es, Darkthrones grimmige Atmosphäre in ihre Songs einzubauen und klingen trotzdem nicht wie eine billige Kopie. Hier und da schimmern auch alte Gorgoroth Passagen durch. Man fühlt sich bei diesem Album in die guten alten Tage, als der Black Metal noch mit Leidenschaft gespielt wurde, zurückversetzt. Jetzt bitte nicht an stumpfsinniges Gebolze denken. Zorn besitzen durchaus Wiedererkennungswert und werden sicher bald zu den grösseren Black Metal Acts aus Deutschland zählen - wenn sie es schaffen, ihre Linie beizubehalten.
Der Name ist Programm. Zorn gehen wahrhaft zornig zu Werke. Die Songs sind alle im Up- bis Midtempobereich gehalten und erzeugen eine düster/kalte Atmosphäre, wie man sie sich als BM Fan wünscht. Als Anspieltip empfehle ich den Track "Wiederkehr", der sehr hymnisch rüberkommt und einer der stärkeren Titel dieses Silberlings darstellt.
Die Produktion ist Black Metal-gerecht ausgefallen. Das bedeutet, Ihr dürft hier keine überproduzierte Aufnahme erwarten. Eine hochpolierte, glasklare Produktion, wie man sie von "Abyss-Bands" (zb. Dark Funeral, Marduk usw.) gewohnt ist, würde der Musik von Zorn nur schaden. Vor allem die Snare-Drum wurde gut abgemischt und kommt sehr wuchtig rüber. Primitiver, ketzerischer Kreischgesang und die übliche, "alte" BM Gitarrenarbeit sind selbstverständlich auch vertreten.
Fazit: Ein gelungenes Debüt. Wer das letzte Isegrim Album mag, wird auch "Schwarz Metall" mögen und kann getrost zugreifen. Die Darkthrone Fraktion dürfte ebenfalls ihr helle Freude daran haben. Denjenigen von Euch, die auf grimmigen Black Metal ohne Keyboards stehen, kann ich dieses Album nur wärmstens empfehlen. Alle anderen sollten auch mal ein Öhrchen riskieren.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Last Episode |
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Veröffentlichung |
11/2001 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |