Ohne Zweifel mag es einige Beispiele geben dafür, dass auch Wiederveröffentlichungen Sinn machen und nicht als überflüssiger Blödsinn abgetan werden sollten. Oftmals findet sich der Beweggrund für die Produktion eines solchen Re-Releases aber im finanziellen Interesse der Musikgruppe und deren Plattenfirma. So flattert dieser Tage eine Scheibe von der anderen Seite der Erdkugel zu uns in die Hütte, deren Daseinsberechtigung in den folgenden Zeilen durchleuchtet werden soll.

Zwei wesentliche Erkenntnisse gewinnt man bereits nach einem ersten flüchtigen Hördurchlauf. Zum einen stellen sich die Australier als wahre Meister des Drumherums heraus, zum anderen zeigt sich "Black Seed" als in doppelter Hinsicht dreigeteilt. Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass die Platte mit drei voneinander unabhängigen Einzelteilen bepackt worden ist, welche da wären der Inhalt der vor acht Jahren erschienenen MCD "Black Seed", zwei Stücke einer nicht näher bezeichneten Live-Vorstellung sowie Material vom 1994er Demoband. Auch von der musikalischen Seite her gesehen setzt sich das Vorliegende aus nicht mehr als drei Teilen zusammen. Der erste Teil ist das völlig präzisionslose Schlagzeuggeknüppel, der zweite Teil das zu hundert Prozent untergehende Gitarrengeschrammel, der dritte Teil die nervtötende Kreischerei. Umspült werden diese Hauptbestandteile von einem Brei aus dilettantisch eingesetztem Keyboard und einem absaufenden Tieftöner. In diesem Sinne wüten sich Nazxul durch zehn schwerverdauliche Kompositionen, der Fuss bleibt fast über die gesamte Spielzeit hinweg auf dem Gaspedal. Ab und zu geschieht jedoch Wundersames: Urplötzlich schneiden sich stimmungsvolle Samples und Orgelpassagen in das dargebotene Chaos, die den desinteressierten Hörer wie mit einem Lasso einfangen und zur Musik zurückholen. Hier schlagen sie zu, die Meister des Drumherums. Kaum sind diese kreativen Einbauten beendet, kehren die Herren jedoch leider wieder zurück in den Sumpf aus dumpfem Gedröhne und einfallslosem Songwriting. Auch nach mehrmaligem Anhören gelingt es mir übrigens nicht, Unterschiede zwischen den einzelnen Liedern ausfindig zu machen, da sie allesamt nahezu identisch aufgebaut und instrumentiert sind. Abschliessend erwähnt sei der Höhepunkt des Albums, denn hier schlagen sie wieder zu, die Meister des Drumherums: Die äussere Aufmachung und das Artwork von CD, Booklet und Inlay sind einfach perfekt ausgefallen! Aufwendige Glanzverzierungen schmücken die Heftseiten und zwischen den abgedruckten Texten versteckt sich ein düsteres Foto, welches wohl die Mitglieder von Nazxul zeigt. Die wenigen verwendeten Farben sind voll und kräftig, der Druck ist mehr als hochwertig.

Ich komme also zu dem Schluss, dass man sich mit "Black Seed" zwar keinen Genuss für die Ohren, wohl aber einen Genuss für die Augen in seine Kollektion holt. Da die Australier klangtechnisch beinahe nur Minuspunkte einfahren, empfehle ich die Scheibe auch nur denjenigen, die sich nicht grossartig für Musik interessieren, sondern lediglich auf der Suche nach einem attraktiven Stück für die CD-Wand sind. Soundfetischisten sollten sich nach Möglichkeit auch das Probehören ersparen, da hier vom tontechnischen Standpunkt aus gesehen ein Totalausfall vorliegt, der Beleg dafür ist, dass gehaltlose Musik nicht gehaltvoller wird, wenn man ihr eine bunte Maske aufsetzt. Auch eine neulackierte Schrottkarre ist noch immer eine Schrottkarre. Schade.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Asphyxiate Recordings

Veröffentlichung

9/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal