Sie sitzt irgendwo am Strand der Cayman Ilsands. Ihr richtiges Leben hat sie längst hinter sich gebracht. Gestorben sei sie, wird erzählt. Selbstmord: Chronisch depressive Leere. Doch eigentlich hatte sie nur die Nase voll und geniesst jetzt ihr Leben abseits von Wirtschaftshektik und gesellschaftlichen Zwängen. Nur wenig ihres Eigentums konnte sie in der Eile ihres Verschwindens nach Cayman retten. Zwei nicht unwichtige Dinge waren ihr Discman und ein paar edle Silberteller. Einer darunter: Tremors’ dritte Veröffentlichung "Klyst".

Nun hockt sie also da und lauscht dem melodischen Todesstahl der deutschen Melodieknaller, die sich mit ihrem dosierten Aggressivität anmutig ins Bild des Auf und Abs der Meereswogen hineinbringen. "Gezielt eingesetzt ist Aggression nicht unbedingt weniger wirkungsvoll", geht ihr durch den Kopf, "gerade dieser gekonnte Einsatz der dezent integrierten Tastenklänge gleicht in seiner Ästhetik dem naturnahen Vogelgezwitscher morgens in den Palmenwäldern hinter den Dünen." Sie spitzt ihre Ohren. Die erklingende Stimme erinnert sie genau so wie die direkte Herangehensweise an die unverwechselbare Truppe Path of Golconda. Immer wenn sich Tremors aus dem gemächlicheren Bereich hinauswagen und ihr Groove schierer Raserei weicht, wird die Ausreisserin zurück in die Realität geholt, um gleich im nächsten Moment wieder gemeinsam mit den seichten Melodiepassagen in ihren Träumen zu entschwinden.

Besonders aufgefallen ist ihr der Titelsong "Klyst", welcher mit einem lockeren sowie hintergründlichen Trommelsolo beginnt und mit dem Einsatz der Gitarren endgültig explodiert. Die Tastenklänge sind im Refrain nicht undeutlich in Szene gesetzt und erinnern an gothische Stilmittel. Wer die Schweizer As Sanity Fades kennt, weiss woran sie denkt. Gesanglich fällt ihr neben dem tiefen und vollen Grunzen insbesondere die vermehrt kreierte Überlagerung von Gesängen sowie das zeitweilige Abdriften vom Grunzen ins Geschrei auf, welches beispielsweise bei "The Nameless" zusammen mit anderen an den melodischen Schwarzstahl angelehnten Charakteristika in Erscheinung tritt. Gerade bei ebengenanntem Stück zerreisst es ihr beinahe das Herz. Sie muss immer wieder an die wenigen Freunde denken, die sie noch hatte, bevor sie die westliche Welt verlassen hat und die sie nie wieder sehen wird. Am Schluss stirbt der ebengenannte Song in einer steten Verlangsamung endgültig und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Schlussendlich ist die Aussteigerin froh, das Mini-Scheibchen von Tremors auch noch in ihren kleinen Koffer gepackt zu haben, bietet es doch eine grosse Portion Abwechslung im Spannungsfeld zwischen Groove, Melodie und Raserei. Zwar scheint den Herren Komponisten nicht allzu viel wirklich Neues eingefallen zu sein, doch das altbewährte versteht Tremors ihrer Meinung nach gekonnt neu zu kombinieren.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

9/2006

Format

CD

Land

Genre

Death Metal