Ok, wahrscheinlich werde ich der einzige Rezensierer auf Gottes (oder sonstwem's) weiter Erde sein, der dieses Album total gut findet, denn "Bloody Lunatic Asylum" ist schlichtweg Kitsch im Quadrat. Die Titel sprechen ja bereits Bände, und wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass A) auf dem Cover ein gruslig aussehnder Vampir zu sehen ist, dem zwei aufgetakelte Damen zu Füssen liegen, B) der Gründer und Vokalist der Band Lord Vampyr heisst, C) unter Theatres Des Vampires bereits Platten mit Titeln wie "Nosferatu, eine Sinfonie des Grauens" oder "Vampyrisme, Nècrophilie, Nècrosadisme, Nècrophagie" veröffentlicht wurden und D) bei den Liveauftritten jede Menge Special Effects zu sehen sind, die zudem noch von David Bracci, einem der Effeketmacher des Billighorrorkönigs Dario Argento, herbeigezaubert werden ... "wenn einem also solches wiederfährt, dann ist das einen Asbach Uralt wert" ... und sei es nur, um sich aus Verzweiflung über soviel Klischees zu besaufen.

Ihr denkt, Ihr wisst schon alles, aber Ihr wisst noch gar nichts, denn die Musik ist kein Deut besser. Da wären einerseits die melodic Black Metal Elemente mit den höchst sakralen und gespenstischen Keyboards, die man selbst zu Overkillzeiten der oben genannten Stilrichtung kaum mehr ungestraft einsetzen durfte, und das ist immerhin schon 3 oder 4 Jährchen her. Ferner werdet Ihr einem Lord Vampyr begegnen, der mal blackmetallisch krächzt, leicht angerauht singt oder seine cleanen Vocals im Gothic Gewand einsetzt, eine ebenfalls nicht unbedingt revolutionäre Idee. Zudem gibts bei "Bloody Lunatic Asylum" jede Menge Gruppengesänge aus dem Musical- oder Theaterbereich, natürlich inklusive female vocals ... wenn schon, dann richtig, was? Musikalisch wird alles durcheinandergemischt, was man sich so vorstellen kann. Gothic, Gothic Metal, Metal, melodic Black Metal und so weiter und so fort. Ratzeputz wurde alles mögliche integriert, was grade zur Verfügung stand.

Dem Fass schlägt's dann aber entgültig den Boden raus, wenn man sich Titel wie "Dances With Satan" anhört (alleine die Namensgebung verdient schon einen Preis). Der Refrain klingt so, als würde er von einer Alice Cooper Platte der Neuzeit ("Thrash" oder "Hey Stoopid") stammen. Richtig schön mitsingen kann man den, und deshalb hat sich "Dances With Satan" auch zu meinem Lieblingstrack gemausert, hehe. Aber natürlich gibt's auf diesem Album noch mehr zu erleben. Vom Intro mit den bösen Dämonenstimmen und dem irren Gekreische wollen wir mal gar nicht reden. Aber wo sind die kirchlichen Chöre mit lateinischem Gesang??? Locker bleiben Leute, das gibt's bei Theatres Des Vampires natürlich auch. Ihr braucht nur auf den Track "Lilith's Child" umzuschalten. Man könnte jetzt noch Beispiele für Wolfsgeheule, flüsternde Teufelsstimmen und kleine Mädchen, die etwas Schönes singen, bevor Freddy und seine Nightmares kommen, anfügen, aber das lassen wir jetzt mal lieber. Zugestehen muss man Theatres Des Vampires, dass sie die Scheibe sehr abwechslungsreich und aufwendig gestaltet haben, aber auch das wird sie nicht retten.

Klar, das Dauergrinsen wird man bei diesem Album über 60 Minuten lang nicht los, und trotzdem könnte ich mir dieses klischeebeladene Werk tagelang anhören. Theatres Des Vampires sind weder "glaubwürdig" noch "hype" noch "originell" oder besonders "kreativ" und bieten eigentlich jede Menge Angriffsfläche, um sie in der Luft zu zerreissen. Aber ich mach's nicht. Ich find sie absolut toll. Juhui.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Blackend Records

Veröffentlichung

4/2001

Format

CD

Land

Genre

Dark Metal