Als 1998 das selbstbetitelte Debüt des Brasilianers mit der Filzlausfrisur herauskam, waren die Leute noch ein wenig unsicher, wie diese Aktion zu bewerten war, denn die Trennung Max Cavalera's von Sepultura war nicht ohne bösen Worte über die Bühne gegangen, und der Erstling von Soulfly tendierte doch recht stark zu der Roots Platte der Brasilianer. Mittlerweile hat sich die Angelegenheit etwas abgekühlt, und nun steht Primitive ins Haus.

Max Cavalera hält an der eingeschlagenen Richtung fest, vermischt aggressiven Hardcore mit sparsam dosierten Industrial, Hip Hop und Rap Elementen, und das macht er wirklich clever. Ein ganz grosser Bestandteil der Soulfly Musik ist sicher auch der südamerikanische Rhythmus, der in allen Titeln zu finden ist, realisiert durch groovende Tribaldrums und Percussions, die einen einfach mitreissen, ob man jetzt will oder nicht. 2 oder 3 Songs mag einem das noch am Allerwertesten vorbeigehen, aber irgendwann kann man nicht mehr ruhig auf dem Stuhl hocken. Zudem, und das ist ein weiteres grosses Plus für Soulfly, ist die Musik trotz der Gradlinigkeit äusserst facettenreich, was sicherlich auch daran liegt, dass wieder einmal eine Menge Gäste zu den Aufnahmen eingeladen wurden. Tom Araya schreit sich zu "Terrorist" die Seele aus dem Leib (einzig wirklich thrashlastiger Song), Grady Avenell (Will Haven) und Chino Moreno (Deftones) mischen bei "Pain" mit, Cory Taylor (Slipknot) lässt es bei "Jumpdafuckup" krachen, Sean Lennon hat bei den Lyrics zu "Fly High" und "Son Song" mitgeholfen und beim bereits genannten "Fly High" hat eine Dame namens Asha Rabouin ihre warme Soul- und Gospelstimme eingebracht.

Man kann sich jetzt darüber streiten, ob alle Songs auf diesem Teil wirklich so toll sind. Aber die aussergewöhnlich gut gelungene Mischung von Gastmusikern, Aggressivität, ruhigen Passagen und emotionsgeladener Power machen "Primitive" zu einem Album, dass einen wahrlich begeistern kann. "Primitive" ist eine Stufe härter geworden als sein Vorgänger, was allerdings durchaus positiv zu sehen ist. Dennoch sind die tranceartigen und rhythmischen Ruhephasen nicht verschwunden. "Primitive" wirkt kraftvoll und lebendig, ausgewogen und variantenreich. Und wenn Ihr dann mal in den Plattenladen marschiert und irgendwelche Leute wie die Irren mit ihren Kopfhörern herumhüpfen oder schlangenähnliche Regentänze aufführen, dann könnte es sein, dass sie gerade "Primitive" hören. Dieser Rhythmus lässt keinen kalt, auch wenn man nach dem Probehören vielleicht sagen muss: "Die Songs waren nid all so bsonders, aber gegroovet hat's wie die Höll."

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Roadrunner Records

Veröffentlichung

10/2000

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal