Sie haben Euch was mitgebracht – Hass, Hass, Hass!

Nun ist man durchaus geneigt zu glauben, dass es einer genuinen, archaischen Black Metal Scheibe auch nicht wirklich mehr bedarf, um, so man denn, wie es sich für einen anständigen Black Metaller geziemt, vermag, die Wut, den Frust, ja den Hass unreflektiertester und irrationalester Provenienz auf so ziemlich alles, was sich alltäglich ins Bewusstsein und aufs Gemüt schlägt auf geradezu selbstzerstörerische Weise zu inkorporieren und irgendwo in der unteren Magengegend zu einem brodelnden, dampfenden und wüst pfeifenden Hochdruckkessel kurz vor de Explosion zu verdichten, ihrem martialischen Duktus hoffnungslos zu verfallen. Und auch wenn die Exoten aus Singapur zumindest auf dem schnöden Papier, dem Reissbrett, der Theorie durchaus über das nötige Rüstzeug für einen Seele und Geist korrumpierenden und anschliessend purgierenden Hassklumpen disponieren, so lässt einen "Sadiztik Syonan To Supremacy" doch seltsam kalt, vermag keine Rührung denn reichlich ungepflegte Langeweile zu evozieren, weil die Platte, so paradox es auch klingen mag, schlichtweg einfach zu extrem, zu wild, zu ungestüm ist. Der brachial rumpelnde, in seiner reduzierten, unsauberen und dumpfen Klangästhetik wohl im tiefsten Underground des deutschen Thrash Metals der 80er Jahre verhaftete Black Metal von Sadiztik Impaler, der grösstenteils zwischen chaotischstem Osmose-Sound à la Bestial Warlust im Strampelanzug oder Sadistik Exektuion, Früh-Neunziger-Black Metal und Bad-Taste Kultrelikten wie Sextrash laviert, vermag einfach ob seiner all zu evidenten, plumpen, hyperthropischen Forcierung und Intensivierung sämtlicher nur denkbarer musikalischer und habitueller Extreme, die niemals – so wie beispielsweise im Fall der wahnwitzigen Australier Sadistik Exekution - eine ironische Brechung, eine kurze Verschnaufpause, eine Dosierung oder temporäre Zurücknahme des permanent im roten Bereich prügelnden Soundgewitters, der gesamten Diktion, die sich auch der Implementierung grotesker Devianz-Klischees in der Tradition des Gangsta-Raps nicht geniert, erlauben, keine Spannungsbögen, die den Hörer trotz anstrengender Kost möglicherweise noch bei Laune halten könnten, zu generieren; die Platte verliert sich zunehmend in beinahe schon burlesk überzeichneten, hochgradig infantilen Extremen, die in einer solch schwindelerregend hohen Schlagzahl und undifferenzierten Eintönigkeit über den Rezipienten hereinbrechen, dass dieser alsbald abstumpft und instinktiv, wohl auch aus reinem Selbstschutz, beide Ohren, Bewusstsein und Aufmerksamkeit völlig auf radikalen Durchzug stellt und einhergehend nicht mehr von dieser Platte behält, als eine unangenehme Schläfrigkeit.

Diese Platte ist nicht unähnlich eines überambitionierten, sich in Effektorgien verlierenden Splatter-Films und seines grellen, hysterischen, blutverschmierten Perzeptionen-Bombardements: Wird auch dort nur im Sekundentakt gemetzelt, spritzen dort permanent und ohne Unterlass die Gedärme, Eingeweide und Extremitäten, existieren dort weder Handlung noch Spannungsaufbau, so verliert der Film alsbald an Atmosphäre, Intensität und Thrill – und damit auch die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen des Konsumenten.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Ketzer Records

Veröffentlichung

1/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal