Eine für alle: Wenn einen die verspielten, lustvollen Riffs nicht ansprechen, dann aber die pompösen, verzerrten Klangwelten oder ganz einfach die satte, sahnige Produktion. Die Finnen von Amoral mit dem kitschigen Sound einiger ihrer Landsleute zu vergleichen, wäre üble Nachrede. Dennoch ruft "Decrowning" bei mir träumerische, märchenhafte Assoziationen hervor, die trotz der unbestreitbaren Härte ihres Werkes – ich denke da an die fiesen, unerwarteten Gitarrengriffe, die im positiven Sinne ungemütlichen Taktspielereien des Schlagwerkes oder die inbrünstige, teilweise kalt verzerrte Stimme – aus den glasklaren Gitarrenklängen resultieren, die in allen Farben des Regenbogens glänzen und schmeicheln. Im Gegensatz zu anderen Bands gelingt Amoral aber diese Gratwanderung. Diese Rezension ist als Kritik eines Produktes sehr hohen Niveaus zu verstehen.

Entweder beeindruckt die schiere Virtuosität, mit der die Saiten bearbeitet werden, oder die süsslichen Klänge werden von einem mindestens ebenbürtigen Riff getragen. Allgemein sind die unterlegten Begleitriffs sehr ausgefeilt und scheinen bis zum bitteren Ende durchdacht. Gewinnen die Titel dadurch eine Souveränität, die den Zuhörer in ihrer dominanten Art vorzuführen scheinen, überbordet diese Vielfalt an Einfallsreichtum im siebten Stück "Control Cancer" in eine unangenehme Aneinanderreihung von komplizierten, dennoch oberflächlichen Teilen. Überhaupt gefallen mir die amerikanisch-modern angehauchten, herzlosen Passagen – dazu gehört teilweise auch der Gesang – gar nicht besonders. Sobald der Rock and Roll in die Grundstimmung Einzug hält, geht die Sache ab - mächtig, packend, wunderbar ausgeschmückt. Tauschte man einige der Spielereien und störenden Exkurse in andere Richtungen gegen etwas mehr Herz und "das gewisse Etwas", wie in "Tiebreaker" zwischen 1:34 und 1:49, würde ich ausnahmslosen Kaufzwang verhängen. So bleibt die uneingeschränkte Empfehlung, ein in allen Belangen hochstehendes Album anzutesten.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Spikefarm Records

Veröffentlichung

10/2005

Format

CD

Land

Genre

Death Metal