Das Roadrunner-Debüt ist mittlerweile das achte Album der schwedischen Ausnahmeformation. Wer Opeth kennt, weiss, dass die Band seit Jahr und Tag Stillstand mit Rückschritt gleichsetzt und somit dürfte auch klar sein, dass auch hier kein zweites "Morningrise" oder "Still Life" geboren wurde. Wohin diesmal die Klangreise wohl führen mag?

Es haben sich einige kleine aber feine Details verändert: Steve Wilson, der die Finger bei den letzten drei Veröffentlichungen im Spiel hatte, stand diesmal nicht zur Verfügung, weil er gerade mit seinen Porcupine Trees auf Reise war. Es gibt auch einen neuen Opethler: Per Wiberg (Spiritual Beggars) steht nun auch "offiziell" hinter dem elektrischen Piano. Auch interessant sein dürfte, dass für einmal "Diktator" Mikael Åkerfeldt die restliche Band mitkomponierte lies und dass bei den Aufnahmen erstmals mit einem Mellotron gearbeitet wurde. Das Mellotron ist ein beinahe vergessenes und umständliches Tasteninstrument, welches bei Prog Rockern der 70er und 80er sehr beliebt war.

Die grosse 60er und 70er Platten Sammlung Åkerfeldt’s scheint immer grössere Einflüsse auf Opeths Musik zu nehmen. Dennoch bleiben sie eine Metal Band, welche auf "Ghost Reveries" das brutale von Morbid Angel mit dem progressiven von Pink Floyd oder King Crimson und die ruhigen Momente vom Barden Leonhard Cohen oder dem legendären Nick Drake verknüpfen. Durch das elektrische Piano sowie das Mellotron werden dem Klangpuzzle neue, passende psychedelische Teile hinzugefügt und erweitern den musikalischen Umfang um einige Meter. Für die Verhältnisse der Nordmänner ist der Silberling eingängig, verliert aber dadurch keineswegs den hohen Anspruch. Dass die Kapelle ihre Instrumente beherrschen, ist längst kein Geheimnis mehr, es fällt aber auf, dass Mikael enorm an seiner Stimme gearbeitet hat, was vor allem bei den klaren Gesangspassagen zur Geltung kommt, aber auch die tiefen Grunzer sind voller und brutaler als je zuvor.

Mit "Gohst Reveries" ist den Skandinaviern wohl die bisher ausgewogenste Veröffentlichung geglückt. Ein äusserst beeindruckendes, intensives Kunstwerk, voller Kraft und Melancholie. Kaufen und geniessen! Aber erst bei der Geisterstunde kommt die Magie des Albums so richtig zur Geltung... Für jene, die den Plattenhändler noch nicht gestürmt haben und noch etwas länger warten können: "Ghost Reveries" wird auch als limitierte Luxus Version sowie als Doppelvinyl auf den Markt kommen. Über allfälliges Bonusmaterial liegen mir leider keine Informationen vor.

PS: Übrigens werden Opeth am 15. Dezember die Audienz im Abart verzaubern! Nichts wie hin zum einzigen Konzert in der Schweiz!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Roadrunner Records

Veröffentlichung

10/2005

Format

CD

Land

Genre

Death Metal