Haben sie sich bis heute nicht getraut, Avantgarde Black Metal dieses Kalibers der eingelullten Menschheit zu überlassen? Wie schade! Denn bei oberflächlicher Begutachtung erscheint er zwar rasant, aber durchaus gutmütig. Wer also nicht will, braucht sich vor "Sorrow infinite and Darkness" nicht zu rechtfertigen. Auch mich hätte kein Gefühl des Verlustes beschlichen, hätte ich die Scheibe nach der ersten Hörprobe im Regal verschwinden lassen. Da es aber eine Kritik zu verfassen galt, hatte ich der Sache auf den Grund zu gehen.
Und was es da zu entdecken gibt! Wenn ich auch für das stimmhafte, dumpfe Gebrüll des Sängers gleichermassen Hass und Bewunderung empfinde und bei dem Gedanken, dass das trefflich einfühlsame, abwechslungsreiche Schlagzeug nicht von Meisterhand gespielt, sondern am Computer eingegeben wurde, die Möglichkeiten der Technik fast verfluche, um so mehr Respekt zolle ich dem Sound der Gitarren. Einmal tief und druckvoll, dann wieder aggressiv digital verzerrt; einmal die volle Breitseite in Höchstgeschwindigkeit, dann gewagte Akkorde im mittleren Tempo. Darüber hinaus wird sehr spärlich ein auffälliges Keyboard eingesetzt, das ohne Frage, so unglaublich das klingen mag, einem Stück zum Höhepunkt verhilft. Nidingr gelingt es, so viele unterschiedliche, manchmal völlig überraschende Stimmungen zu erzeugen – und dabei dem kalten, dunklen Black Metal treu zu bleiben.
Zur Musik passend klingt die Produktion klinisch-kühl. Zusammen mit der sprunghaften, unberechenbaren Art von "Sorrow infinite and Darkness" gehört diese Scheibe nicht zu meinen gefühlsmässigen Favoriten. Sie hat aber, und das macht die Arbeit eines Rezensenten erst so interessant, einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Dark Essence Records |
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Veröffentlichung |
9/2005 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |