Unglaublich! Sind das Raise Hell? Die Youngsters, die vor noch gar nicht allzu langer Zeit mit „Holy Target“ ein Prügelbrett sondergleichen ablieferten? Sicherlich, schon damals konnte und wollte niemand Raise Hell die technische Fertigkeit bezüglich ihres musikalischen Könnens absprechen, aber so manch einer hatte seine Probleme damit, dem wilden und ungestümen Geschwindigkeitsfeuerwerk der Newcomer zu folgen.

Raise Hell im Jahre 2000. Meine Güte! Diesen Namen wird man sich merken müssen! Die energiegeladene Forschheit des ersten Albums ist auch auf „Not Dead Yet“ zu spüren, doch wurde sie dieses Mal ganz anders kanalisiert. Herausgekommen sind 9 thrashig angehauchte Metalwälzer, die ohne Ausnahme voll reinhauen. Thrashig angehaucht deswegen, weil die Vocals oft an Mille Kreator oder Dave Mustaine mit Halsbeschwerden erinnern. Ausserdem klingen die Gitarrenriffs teilweise so, als ob sie schon vor 10 Jahren geschrieben worden wären (in diesem Falle positiv gemeint). Wälzer deshalb, weil sich die meisten Songs im mittleren Tempobereich bewegen, ohne dabei an Härte und Intensität zu verlieren und dich einfach niederplätten, wenn Du aus Versehen im Weg stehst. Doch damit nicht genug. Raise Hell wandeln ohne Scheu neuerdings auch in den melodic Death Gefilden (und das nicht zu knapp), lassen beim Opener „Dance With The Devil“ den Shouter nach uralter Frontermanier in der Mitte des Songs mit einem "one, two, three, four" den Rhythmusbreak innerhalb des Stückes ansagen, bauen bei „Babes“ mal kurz zwei Textzeilen von dem Doors Klassiker „Light My Fire“ ein, überraschen bei „Devilyn“ mit einer wirklich kurios genialen Leadgitarrenführung sowie höchst melodiösem Refrain und streuen bei „He Is Coming“ und „Soulcollector“ absolut kultige backing Vocals ein, wie man sie heutzutage gerne wieder öfters hören würde.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum man die alten Thrashveteranen nochmals auf die Bühne jagen soll, wenn es doch so fesche Burschen wie Raise Hell gibt, die den Job sicherlich gleich gut oder sogar noch besser machen als die altgedienten Formationen. Destruction werden bei den kommenden Gigs mit Raise Hell jedenfalls aufpassen müssen, dass sie nicht von ihrer Vorband an die Wand gespielt werden, denn dieser höllische Groove in den 9 Titeln des neuen Albums von Raise Hell kann einen einfach nicht kalt lassen, live schon gar nicht.
Raise Hell ist definitiv eine Band mit Zukunft, und „Not Dead Yet“, am Genre gemessen, in jeder Hinsicht ein Ausnahmealbum, auch wenn ein paar Raise Hell Fans der ersten Tage etwas enttäuscht sein könnten.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

6/2000

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal