Das Intro beschreibt den Aufbruch zur Reise durch die Karpaten. Eine geheimnisvolle Frauenstimme und die ganze Dynamik der Shadow Philharmonics verbreiten eine obskure Stimmung, man sitzt förmlich mit dem Protagonisten in einem rasenden Viergespann und sieht aus dem Fenster die vernebelten Wälder der bergigen Landschaft Rumäniens. Wenn dann die ersten verzerrten Griffe erklingen, fühlt man sich auch als Death Metaller schaurig-geborgen als unsichtbarer Begleiter des reisenden Geschäftsmannes, sein Erbe in den Karpaten anzutreten, verflucht, besessen. Die Gitarren sind tief und wuchtig, das Schlagzeug knackig und treibend. Der klare Gesang ist nach Jahren des Grunzens und Kreischens etwas gewöhnungsbedürftig, überzeugt aber mit grossem Abwechslungsreichtum und viel Gefühl.
Es gibt keine virtuosen Soli, der Rhythmus ist meist ein einfacher Vierviertel, Aufbau und Struktur der Titel sind sehr überschaubar. Dafür ist jeder Teil meisterhaft in Szene gesetzt, mit orchestraler Begleitung, mit feinem Synthesizer, mit urgewaltigen Riffs. Ein Knistern liegt in der Luft, eine geisterhafte Atmosphäre, und immer wieder diese massiven, einfach mächtigen Gitarren. Der Höhepunkt bildet schliesslich "The Curse of Arabia", eine Hymne. Ich habe dieses Wort noch nie verwendet, und ihr werdet es mich lange nicht mehr gebrauchen sehen. Doch dieses Stück zwingt mich mal zum Headbangen, mal bin ich, paralysiert vor kalter Schauer den Rücken hinunter, den Tränen nahe.
Jedem nicht ganz engstirnigen Metaller sei "Carpathia" an dieser Stelle zur Hörprobe empfohlen. Wer sich auf dieses gefühlsbetonte, düstere Death Metal-Erlebnis einlässt, wird damit in seiner Weise belohnt werden. Und bedauernsvoll zur Kenntnis nehmen, dass die Reise nach gut 40 Minuten leider viel zu früh an ihrem Ende angekommen ist.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Prophecy |
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Veröffentlichung |
7/2005 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Gothic Metal |