Dass im weltweiten Metal-Untergrund die Esten auch ein kleines Wörtchen mitzureden haben, ist seit den Jungs von Loits, die wohl der ein oder andere hier kennen mag, kein Geheimnis mehr. Unter dem grossen Einsatz des kleinen Labels Hexenreich Records erschien schon im letzten Jahr der erste Teil des Hauatagused karjed Samplers (Review hier bei uns). Auf diesen waren viele Bands vereint, die einen lebhaften Querschnitt durch die estländische Szene aufzeigten.
Wie der aufmerksame Leser sicher festgestellt hat, wurde zudem vor kurzem die 4fach Split "The Four Fists Of Armageddon" reviewt, welche ebenfalls über Hexenreich Records das Licht der Welt erblicken durfte.
Und nun liegt mir hier der zweite Teil der begonnen Reihe (limitiert auf 333 Stück) vor und ich freue mich, dass unter den vielen mittelmässigen Stücken, auch wieder ein paar echte Leckerbissen zu finden sind.

Bevor aber näher auf einige Bands eingegangen wird, soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch dieser Sampler nicht verschont bleibt von üblen Differenzen im Sound. Die Anordnung der Stücke mag dabei jedoch in Ordnung gehen, da geschickt platziert wurde, so dass man nicht an überwiegender Eintönigkeit leiden muss.
Geboten werden hauptsächlich Black und Death Metal, sowie einige Black Death Hybriden.

Um den textlichen Rahmen nicht zu sprengen werden im Folgenden nur die wirklich guten Bands erwähnt.
Den Anfang macht dabei gleich der Eröffnungstrack von Human Ground. Diese verstehen es vorzüglich ihre Musik in ein halbwegs ordentliches Klanggewand zu verpacken und nebenher geschickt Elemente von Death, Black und Nu Metal zu vereinen. Falls einige jetzt schon die folgenden Zeilen nicht mehr lesen können, da sich ihr Mageninhalt auf dem Monitor befindet, so sei im Nachtrag Entwarnung gegeben, da die Nu Metal Elemente nur sehr dezent und sehr selten eingesetzt wurden und dann vor allem im Gesang, welcher jedoch nie die Überhand gewinnt.
Einmal etwas anderes, was auch mich als Skeptiker aufhorchen lässt.

Den nächsten interessanten Platz nehmen Vari ein, welche mit ihrem symphonischen Black ’n’ Roll einen eigenständigen Song abliefern, der durch viele schöne Riffs und eine Menge Abwechslung zu gefallen weiss. Zwar ist der Sound des Schlagzeugs noch recht verbesserungswürdig, jedoch kann darüber getrost hinweggehört werden.

Weiter geht es zu den anfangs schon erwähnten Loits, welche melancholischen, rauen Black Metal abliefern, der stellenweise dennoch recht brutal wirkt und durch diesen Kontrast einen Akzent schafft, der die Band aus der Masse abhebt. Zudem wurde auch der Sänger gut mit einbezogen, ohne dass er die anderen Instrumente an Wertigkeit übersteigt.

Jetzt aber einmal zu einem reinen Death Metal Stück grundfundierter Prägung von den Musikern der Band Necro Strike. Es erinnert doch deutlich an den "The Bleeding"-Sound von Cannibal Corpse, wenngleich es auch mit diesem nicht ganz mithalten kann. Ohne grosse Umschweifen wird hier brutal zu Werke gegangen und immer wieder mit geschickten Tempowechseln die Langeweile aussen vor gehalten. So endet der Track dann in einem zähflüssigen Doom-Part, welcher keineswegs von schlechten Eltern ist.

Der geneigte Leser möchte mir vergeben, dass ich immer noch nicht endige. Denn unerwähnt darf auf keinem Fall das eigentliche Highlight der CD bleiben, welches nicht nur genremässig, sondern auch qualitästmässig hervorragt.
Die Rede ist von Raud-Ants, welche mit ihrem Folk Metal Stück einmal einen ganz anderen Ton angeben. Wunderbare Folkinstrumente wechseln mit fetten Gitarren und harmonieren auch hervorragend in der Synthese. Eine glasklare Frauenstimme und ein tiefer Grunzgesang runden das Gesamtbild dann noch zur vollkommenen Perle ab. Geile Riffs und treibende Atmosphäre unterbrochen mit traumhaften, elfenähnlichen Gesang – wunderbar. Und das beste an der ganzen Sache ist jedoch, dass man nicht zwanghaft versucht Humppa-Metal zu spielen oder wie Finntroll zu klingen. Alles wirkt in sich geschlossen und eigenständig. Dieser Band würde ich gerne eine grosse Zukunft versprechen.

Wer ein wenig Interesse zeigt an estnischen Bands oder einfach mal reinhören will, um ein paar Perlen für sich zu finden, der kann den Sampler kostengünstig bei Hexenreich Records erwerben. Ein Pflichtkauf ist er jedoch keinesfalls - und jetzt endlich Schluss.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Hexenreich Records

Veröffentlichung

6/2005

Format

CD

Land

Genre

Metal