Es graut mir ein wenig davor, diese Scheibe ein weiteres Mal zu Kritikzwecken laufen zu lassen – aber nicht etwa weil die Musik schlecht wäre, sondern einfach weil ich aus vorherigen Durchgängen genau weiss, dass am Ende bloss Düsterheit und Melancholie übrig bleiben.

Von Beginn weg schleppt sich der Klangteppich von Shape of Despair sphärisch und langsam dahin. Sofort wird einem klar, dass solche Musik nur von absoluten Doom-Liebhabern gehört werden kann. Beim mehr als viertelstündigen "Still-motion" erklingen endlich Stimmen, die meiner Meinung nach Abwechslung ins Spiel bringen; interessanter, feiner weiblicher und männlicher Gesang unterstreicht anfangs die Grundstimmung der Musik, dann geht Sänger Pasi Koskinen zu ruhigem und sehr tiefen Grunzen über. Im Mittelstück des Liedes fahren die Düster-Finnen musikalisch auf Sparflamme und lassen nur sphärische Synthesizerklänge ertönen. Spätestens hier ist der Punkt erreicht, an dem für mich als Nicht-Doomer gewisse Teile sich wie Meditationsmusik für Metaller anhören. Aber eigentlich haben solche langen monotonen Minuten gar nichts mehr mit Metal zu tun. Eine fast unerträgliche Ruhe bereitet sich aus und immer wenn man schon meint, dass die Erlösung naht, geht es nochmals unerbittlich weiter. Ich bin somit überaus glücklich als beim nächsten Song wieder Stromgitarren, Schlagzeug und der Brumm-Gesang von Pasi zu hören sind, denn sie verleihen der Musik Charakter. So gibt es durchaus auch Momente, die auch Leute, die sonst nicht Doom hören, faszinieren können und das, obwohl das Sextett sein Programm stets nur im Zeitlupentempo abspielt.

Man sollte sich wohl bewusst sein, dass "Illusion's Play" keine Platte ist, die man so nebenbei beim Kochen oder Hausaufgaben machen hören sollte, denn die Atmosphäre, die sie ausstrahlt, nimmt einem zu sehr in Anspruch und ausserdem verlangt die CD die ungeteilte Aufmerksamkeit. Konzentriert man sich aber genau auf sie, gerät man schnell in einen dunklen Sog aus Leere, Ruhe und Verlorenheit.

Von einer Mischung aus Traurigkeit und Langeweile geplagt übt der Vorspul-Knopf auf dem Abspiel-Gerät eine immer grössere Anziehung auf mich aus. Als ich schliesslich noch die Headbang-Tauglichkeit von "Illusons's Play" testen will und das Ergebnis natürlich negativ ausfällt, weiss ich, dass sich sonst wohl kaum mehr solche Musik in meinem CD-Player verirren wird.

Trotz allem: Das Album ist wie aus einem Guss und die Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann, bleibt vom ersten bis zum letzten Ton erhalten. Die Stimmung, die am Schluss übrig bleibt, ist dann schlicht und einfach schwermütig aber überwältigend!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Spikefarm Records

Veröffentlichung

3/2005

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal