Dass "The Tokyo Showdown" hier nicht besonders gut wegkommen wird, so viel sei schon mal gleich zu Anfang gesagt, liegt sicherlich nicht an In Flames selbst, eine Band, die sich über die Jahre hinweg von einer einst live etwas statisch auftretenden Band zu einem tollen Gigevent weiterentwickelt hat. Wenn hier einer diese Platte in den Sand gesetzt hat, dann wohl derjenige, der sie abgemischt und fertigproduziert hat. Vielleicht liegt’s aber auch nur daran, dass man von einem Duo wie den perfektionistischen In Flames und dem Metalmagnaten Nuclear Blast ein bisschen mehr als nur ein sehr durschnittliches Livescheibchen erwartet. Aber hören wir mal genauer hin.

Schon der Einstieg in "The Tokyo Showdown" stösst ein bisschen sauer auf. Zack-Bumm kommt die Einblendung, und es bleibt einem keine Sekunde, zu irgendwelchen begeisterten Fanstürmen das Livefeeling in sich hochsteigen zu fühlen. Im Gegenteil. Fast schon zäh rattern die ersten Gitarren von "Bullet Ride" durch die Boxen, und irgendwie schaft es der Opener nicht, den Zuhörer in Gig-Stimmung zu versetzten, vielleicht auch deswegen, weil der Song einen Tick schneller gespielt hätte werden können und auch in den Zwischenpassagen kaum Publikum zu hören ist. Ausserdem klingt der Bassdrum des Schlagzeugs aufgesetzt und isoliert, und so ist das Resultat zuerst mal ein langes Gesicht des Rezensierers. "Embody The Invisible" vom "Colony" Album löst das Bassdrum Problem auch nicht. Zudem scheinen die Gitarren etwas zu dumpf wie auch leblos, und das Publikum ist praktisch immer noch nicht zu hören. Auch "Jotun" wirkt etwas seltsam abgemischt, da die Gitarrenleads zu dominant auftreten. Strömblad, Strömblad, mach was! Zumindest wird mit "Food For The Gods" anschliessend ein bisschen auf’s Gaspedal getreten, aber zufriedenstellend ist der Sound auch bei diesem Track nicht. Mit "Moonshield" wird dann erstmals ein wenig Vergangenheitsbewältigung betrieben, denn jetzt ist das Durchbruchalbum "Jester’s Race" an der Reihe, und zum ersten Mal gibt’s von Anders Fridén sogar eine richtige Songansage zu hören. Leider ist’s danach mit "Jester’s Race" schon wieder vorbei, denn natürlich waren "Whoracle", "Colony" und "Clayman" die Verkaufsschlager, und so gesehen ist das auch in Ordnung. Witzigerweise ist es aber gerade der Oldie "Moonshield", der etwas Stimmung aufkommen lässt, vielleicht auch wegen der leicht folklastigen Gitarrenmelodie. Das folgende "Clayman" kann diesen Standard ebenfalls halten, sicherlich auch daher, weil dieser Track für einen Live Event geradezu geschaffen ist. "Swim" dagegen hat bereits wieder mit Mixingproblemen zu kämpfen, rettet sich aber durch die Songklasse ganz gut über die Runden. "Behind Space" geht ganz weit zurück in die Lunar Strain Zeiten, wirkt trotz gewisser Härte allerdings recht lieblos. Die Livegranate "Only For The Weak" geht hingegen durch den brummenden Gitarrensound und die dünn klingende Stimme von Fridén anfänglich völlig den Bach runter. Auch hier - kein Livefeeling. Wir können wohl an dieser Stelle abbrechen. Die restlichen fünf Titel ändern auch nichts mehr an der Bewertung. Es gibt noch ein paar Up and Downs mehr, aber eigentlich sind diese nicht weiter erwähnenswert.

Fazit: Ein gutes Livealbum stellt sehr hohe Anforderungen an die Macher, da ja einerseits eine gute Qualität, möglichst authentisches Gigfeeling und eine dennoch nicht überbearbeitete Scheibe dabei herauskommen soll. "The Tokyo Showdown", so weh’s einem tut, dies zu sagen, ist ein Beispiel, wie man es ganz sicher nicht machen soll. Eine kleine persönliche Anmerkung: In den letzten Wochen hatte ich drei Liveplatten zu reviewen. Crematory, In Flames und Mayhem. Der livetechnisch überzeugenste Output kam erstaunlicherweise von der Band mit einem der schlechtesten Plattensounds aller Zeiten - Mayhem. So kann man sich täuschen ...

Noch eine kleine Schlussinfo: Auf der LP Version gibt es zusätzlich fünf bisher nur in Japan veröffentlichte Bonustracks.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

8/2001

Format

CD

Land

Genre

Metal