So kann man sich täuschen. Nach dem ersten Hördurchgang vom Rezensierer als "langweiliges Gasumpelzeugs" abgetan, steigerte sich "Kalyi Jag" (dt. schwarzes Feuer) bei den folgenden Durchläufen überraschenderweise zu einem ziemlich interessanten Album, das durchaus faszinieren kann, wenn man ihm nur genug Zeit gibt. Um die Grundzüge der Musik von Ektomorf zu erklären, drängt sich sicherlich der Vergleich mit Sepultura zu "Chaos A.D." Zeiten auf. Nebst rauhen Schreien und hardcorelastigem Riffing findet man auch in Bezug auf die sozialkritische Einstellung der Ungaren Parallelen zu den Brasilianern. Die Farkas Brüder, 2 der 4 Gründungsmitglieder, gehören der Roma Minderheit Ungarns ans, welche noch immer unter starker Diskriminierung leidet, was sich natürlich auch in den Texten von Ektomorf widerspiegelt.

Was die folklastigen Einsätze betrifft, so darf man sich nicht darunter vorstellen, dass ab und zu mal wieder jemand auf einem Pfeiffchen düdelt oder einer auf Muttis Bratpfannen mit den Kochlöffeln herumhämmert (ach herrje, hier ist ein echter Spezialist am Werk - Anm. d. Red.). Wenn die Folk Musik der Roma zum Zuge kommt, dann meistens gleich als eigene Titel (wie beispielsweise bei "Always Believe In Yourself") oder ganze Songpassagen, hauptsächlich vorgetragen durch Gesang und/oder akustische Gitarre. Sicherlich, gerade diese Teilstücke sind arg gewöhnungsbedürftig, erfüllen ihre Funktion als Ruhephasen zwischen dem ganzen Thrashcoregeholze aber wirklich gut.

"Kalyi Jag" ist das 3. Album der Ungaren, welche sich 1994 gegründet haben, und zwar als 4er Trüppchen. Nachdem 1999 die beiden anderen Gründungsmitglieder neben den Farkas Brüdern die Band verlassen hatten, besorgte man sich einen neuen Drummer und machte als Trio weiter. Das Schlagzeug sollte an dieser Stelle mal besonders erwähnt werden. Dieser Joszef ist ein wahrer Gewinn für die Band, denn hier ist ein Thrashcorler aus ganzem Herzen am Werke. Die Prügelarbeit passt wie angegossen zum Material von Ektomorf. Nebst Thrashcore und Folkpassagen gibt es immer wieder nette Ausflüge in andere Gefilde, die man so gar nicht erwartet. Romungro bedient sich beispielsweise Sprachgesang, "Open Up Your Eyes" drescht stellenweise deathmetallisch schnell nach vorne, "Save My Soul" beginnt mit einem echt schönen Balladenteil und bei "Fly" zeigen sich Ektomorf sogar von der punklastigen Seite.

Zwar mag nicht jeder Gitarrenriff auf "Kalyi Jag" richtig mitzureissen, aber dafür hat dieses Album jede Menge Charme und auch einige ganz tolle Songs zu bieten. Eine Platte, die bei jedem erneuten Durchhören besser gefällt.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Rise Up - Last Episode

Veröffentlichung

6/2000

Format

CD

Land

Genre

Death Metal