Die deutschen Extrem-Metaller Disbelief haben nach dem selbstbetitelten Debut (1997) und Infected (1998) mit ihrem Drittling Worst Enemy (2001) nicht umsonst wahre Begeisterungsstürme bei der Schreibergilde ausgelöst. Irgendwie wurde mit Worst Enemy eine neue Definition von Schwermetall geschaffen, denn die tonnenschwere, hochemotionale Last, welche damals über den Hörer ausgeschüttet wurde, war gleichermassen faszinierend wie erdrückend. Mit unglaubliche dichten, verzauselten Gitarrenwänden, die am ehesten noch mit Noisecore verglichen werden konnten, dem berstenden, ohrenbetäubenden Gebrüll und Geschrei von Frontmann Karsten Jäger sowie den meist midtempolastigen Basslines und Drums machten Disbelief alles platt, was nach Kritik aussehen hätte können.

Trotz einem wahrlichen Gefühlsturm aus Verzweiflung, Hass, Melancholie, Leid, Frustration und Angst vor dem eigenen, dunklen "Ich" war Worst Enemy keineswegs ein negatives Album gewesen. Viel mehr stellte es eine Art von Selbsttherapie dar, eine Platte, die all diese düsteren Stimmungen aus dem Hörer herauspresste, um ihn erschöpft aber auch befreit zurückzulassen.

Mit Shine läuft das keineswegs anders, denn Shine ist abermals eine Reise durch einen dunklen Tunnel geworden, eine, bei der man wiederum nie das Licht am Ende des besagten Tunnels aus den Augen verliert, so, wie das schon bei Worst Enemy der Fall gewesen war. Hier wird massenhaft Energie freigesetzt, ohne diese destruktiv zu kanalisieren. Shine ist die Sonne, die durch die düster verhangene Wolkendecke schimmert, der Neubeginn am vermeintlichen Endpunkt, die Hoffnung, die in der Hoffnungslosigkeit keimt. Oder um es weniger symbolisch auszudrücken: Shine ist Poesie in einer lauten, ungestümen und ungezügelten Form, wie sie nur Disbelief hinkriegen.

Bei der limitierten Erstauflage gibt's übrigens ein Päckchen Valium mitgeliefert. Nee, war natürlich Blödsinn, aber wir sollten langsam wieder mit den Füssen auf die Erde kommen, sonst heb ich hier noch völlig ab. Es ist an der Zeit, ein zwei Anspieltips zu nennen, aus einem Album übrigens, das ohne jegliche Lückenfüller auskommt. Natürlich gibt es aber wie schon auf Worst Enemy auch auf Shine wieder ein zwei absolute Überflieger. Da wäre einerseits der Song Walk, der im ungewöhnlich straighten Uptempo an Euch vobeizieht, und natürlich ganz klar der Titeltrack Shine, dessen äusserst atmosphärische Grundstimmung immer wieder von einem schrägen, disharmonischen Gitarrenriff unterbrochen wird. Sensationell!

Schlusswort: Geh in den Plattenladen, hör Dir Shine an oder sterbe dumm. Man muss Disbelief nicht mögen, aber kennen sollte man sie schon. "Intensiv" ist nur der Vorname dieser Band!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

4/2002

Format

CD

Land

Genre

Metal