Nicht nur das Rock Hard macht plötzlich einen Rückzieher, wenn es um die Qualität des Destruction Albums All Hell Breaks Loose geht. Zu gespannt war man wohl auf die Wiederbelebung dieser Thrashlegende gewesen, zu sehr steckte die neuerliche Geburt des Thrash noch in der Anfangsphase. Da können wir uns wohl alle hinten anstellen. Das Comeback Album war von praktisch allen Magazinen definitiv zu euphorisch bewertet worden. Gut - machen wir's nicht dramatischer als es wirklich war. All Hell Breaks Loose ist und bleibt ein recht gutes Thrash Album, nicht mehr und nicht weniger, aber wenn man dahinter den Namen Destruction hängt, ist "recht gut" natürlich ein bisschen wenig.

Selbstverständlich begegnet man The Antichrist nun mit sehr viel Vorsicht und Misstrauen, was sicherlich auch daran liegt, dass seit der Veröffentlichung von All Hell Breaks Loose immer wieder und beinahe ohne Unterbruch etwas von Destruction zu lesen war. Wenn Schmier "pieps" gesagt hat, stand's irgendwo in einer Metalzeitschrift. Diese "Aufbaupropaganda" nervte dann irgendwann so sehr, dass es zumindest mir egal gewesen wäre, wenn sich die Band wieder aufgelöst hätte. Destruction braucht es heutzutage nicht mehr wirklich. Es gibt genug gute, junge Thrashbands. Dennoch haben Destruction ihren ganz eigenen Sound, welcher nicht zuletzt durch die Schreibürste Schmier einen unverkennbaren Touch bekommt. Aber wir sollten diese beiden Tatsachen klar voneinander trennen und uns fragen, ob The Antichrist ein würdiges Destruction Album ist oder nicht. Alles andere spielt keine Rolle. Künstliche Verbindungen wie "Zeigen Destruction den jungen Kerlen nochmals, wo der Thrashhammer wirklich hängt?" kann man getrost aussen vor lassen.

Positiverweise kann man allerdings sofort feststellen, dass Gitarrist Mike in einer bemerkenswerten Hochform ist. Seine Thrashgranatenriffs zünden sofort, und die Leads säbeln alles nieder, was im Wege steht. Toparbeit! Schmier seinerseits schreit fieser denn je, und Peter Tägtgren hat The Antichrist eine richtig angenehm anzuhörende und dennoch aggressive Produktioin geliefert. Die Songs auf The Antichrist bewegen sich dagegen zwischen Killer- und Nichtschlechtstatus. Der erste Teil des Albums hat ganz klar die grossen Abstauber zu bieten. Thrash Till Death, Nailed To The Cross und Bullets From Hell sind unglaublich frisch und spritzig wirkende Destruction Attacken. Der zweite Teil von The Antichrist klingt auf die erste Hörprobe hin eigentlich gleichwertig. Nach mehreren Durchläufen wird einem allerdings klar, dass diese Titel zwar allesamt okay sind, allerdings eindeutig nicht an diejenigen auf der ersten Hälfte der CD herankommen.

Also - Schlussurteil. Ihr müsst 80er Jahre geprägten Thrash mögen. Ihr müsst deutschen Thrash mögen und Ihr müsst auch Destruction mögen. Ist das der Fall, so könnt Ihr sicher sein, dass sich ein Reinhören im Plattenladen lohnt, denn wer diese Band schon immer geliebt hat und ihr die Stange halten möchte, der kann das bei The Antichrist auch guten Gewissens tun. Für alle anderen ist dieses Album ein "kann", kein "muss". Es gibt sowieso keine Platte, bei der letzteres für den gesamten Hörerkreis zutreffen würde. Dass man als echter Thrashfan diese CD haben sollte ist daher natürlich ebenso Blödsinn. Wenn Ihr The Antichrist kaufen wollt, dann könnt Ihr das gerne tun, und zwar weil The Antichrist The Antichrist ist und nicht weil Destruction Destruction sind.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

11/2003

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal