Die Flut der zumeist schwarzgekleideten und bierseligen Eintrittskarteninhaber begann bereits am Donnerstag und sorgte sowohl für Aufsehen am städtischen Bahnhof als auch für kräftiges Händereiben bei den Inhabern der anliegenden Supermärkte, die von den hungrigen und durstigen Gestalten meist kollektiv aufgesucht und nahezu leergekauft wurden. Mit ausreichend Proviant begab man sich sodann zum Campinggelände, wo in den nächsten 24 Stunden eine Zeltstadt beachtlicher Grösse entstand. Auch ich machte bereits am Vortag des quasi vor meiner Haustür stattfindenden Festivals einen Abstecher zum Ort des Geschehens um den für mich bereitgehaltenen Presseausweis abzuholen und mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Ein freundlicher Sicherheitsposten erklärte mir, dass seine Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr personell verstärkt mit 50 Mann vor Ort sei, um den Menschenmassen im Falle eines Falles weitestmöglich Herr werden zu können. Wie gewohnt verlief das Wochenende jedoch friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle, sodass ein Eingreifen seitens der Sicherheitskräfte ausserhalb des Bühnengrabens nicht von Nöten war. In Sachen Hygiene fand ich eine grosszügige Anzahl von Mobiltoiletten vor, die, des Vorhandenseins einiger dunkler Ecken wegen, leider nicht von allen Herren frequentiert wurden; duschen konnte man nach einem kurzen Fussmarsch im nahegelegenen städtischen Freibad. Reges Treiben herrschte an den zahlreichen Verkaufsständen, an denen sich die Anwesenden mit Tonträgern, Textilien, Schmuck und sonstigem Fanbedarf eindecken konnten; vertreten war auch das Magazin Metal Hammer, an dessen Stand man sich Autogramme der teilnehmenden Bands abholen konnte.
Das Hauptaugenmerk fiel jedoch direkt nach Betreten des Geländes auf die gigantische Bühne, auf der im wahrsten Sinne des Wortes die Musik spielen sollte und die daher das Zentrum des Interesses bildete. Da ich am Freitag bereits frühzeitig zur Stelle war um nichts zu verpassen, konnte ich die bemerkenswert reibungslose Aufbauarbeit mitverfolgen, deren Professionalität sich auch auf die Umbauarbeiten zwischen den Auftritten erstrecken sollte. Hier griff ein Rad ins andere und so konnte es um die Mittagszeit planmässig und ohne grössere Verzögerung losgehen.
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Den Anfang machten die momentan auf Promotiontour befindlichen australischen Newcomer von Tourettes Syndrome, die mit einer sehr eigenen Mischung harter Klänge sämtliche lauschenden Ohren zum klingen brachten und leider nach einer halben Stunde den Platz wieder räumen mussten. Weiter ging's mit den Münchnern von Obscura, die sich dem Todesmetall der Marke Atheist verschrieben haben. Man erntete verhaltene Reaktionen, da nur wenige Metaller die Stellung vor der Bühne hielten. Auch die Thrasher von Dryrot kämpften mit der dünnen Aufmerksamkeit der noch beim Mittagessen befindlichen Fans, legten jedoch gewaltig los und boten, wie im Festivalguide angekündigt, Neo-Thrash vergleichbar mit Machine Head, Prong oder Hatebreed. Nach den Nürnbergern übernahmen Jack Slater das Ruder und knüppelten aggressivsten Death Metal vom Leder, welcher nach und nach für wachsenden Zulauf sorgte. Hiervon profitierten Hidden In The Fog, die sich den Schwarzmetall der melodischen Sorte auf die Fahne geschrieben haben und nicht nur mich sondern auch die anderen inzwischen Anwesenden überzeugten und begeisterten. Da auch ich eine nachmittägliche Verschnaufpause einlegte, entgingen mir die Shows von Harmony Dies aus Berlin, Criminal aus Chile und Hearse aus Schweden. God Dethroned waren es schliesslich, die nicht nur mein Abendprogramm sondern auch eine mächtige Schlammschlacht auf dem Festivalground eröffneten, da es begonnen hatte, stark zu regnen. Tapfer trotzten viele Fans dem Wolkenbruch und verfolgten begeistert dem halsbrecherischen Death/Thrash-Programm, das die Niederländer präsentierten. Am weiteren Abend schlug die Witterung immer wieder von nass auf trocken um, während der Qualitätslevel auf den Brettern nicht an Höhe und Konstanz verlor. Um acht Uhr gingen Legion of the Damend (ebenfalls Niederlande, ebenfalls Death/Thrash) an den Start, gefolgt von den Finnen Korpiklaani, die als Vertreter des Folk Metal angeheuert wurden und auf ganzer Linie überzeugten. Unruhig erwarteten trotzdem alle die beiden Höhepunkte des ersten Tages, die Amerikaner Suffocation und Obituary. Zuerst gingen Suffocation ans Werk und bereiteten mit ihrem Death Metal-Gemetzel der ganz alten Schule die Tafel für ihre Landsleute von Obituary, die erwartungsgemäss einschlugen und am frühen Samstagmorgen ein wahres Schlachtfeld hinterliessen.
Das zweite Mittagsprogramm begann mit Silent Overdrive, Demolition, Verdict, Requiem und ohne mich, da ich mich erst pünktlich zum Start der Norweger von Koldbrann einfand, die mit ihrem rohen Schwarzmetall einen stimmungsvollen Einstand in die nächste Runde darstellten. Als nicht minder roh und brutal entpuppte sich kurz danach der Grindcore der japanischen Kampfhörspiele; hierzu tummelten sich zahlreiche Neugierige auf dem inzwischen wieder getrockneten Schlammboden. Gegen fünf Uhr war es dann soweit: Die Prime Time brach an, eröffnet von der holländischen Death Metal-Legende Sinister, die trotz ihrer Line-Up-Probleme hörbar nichts von ihrer gewohnten Intensität eingebüsst haben und eine der kraftvollsten Vorführungen des gesamten "Up From The Ground" zum Besten gaben. Die deutschen Schwarzwurzler von Endstille bildeten gefolgt von der One Man Army aus dem Land der Elche eine den frühen Abend überspannende Brücke der besonders brachialen Art und schaukelten die Feierstimmung der Anwesenden stetig nach oben. Nun stiegen die Schweden Dismember auf die Bretter und schmetterten dem geneigten Ohr ihre Mixtur aus Gewalt, Kult und Genialität entgegen, der meine hochgesteckten Erwartungen übertraf und mir allen Respekt abforderte - Todesmetall der Extraklasse! Auch Wintersun schlugen in die Kerbe des Death Metal, bevorzugten allerdings die etwas melodischere Schiene und durften sich schon beim Soundcheck nicht nur vereinzelter Anfeuerungsrufe erfreuen. An dieser Stelle ergeht ein ausdrückliches Lob an die Herren am Lichtmischpult, die den krachenden Auftritt der Finnen mit einer bombastischen Lichtshow noch besser in Szene setzten, was natürlich auch der anbrechenden Dunkelheit zu verdanken war. Zwei Stunden vor Mitternacht schliesslich brach ein gewaltiges Gewitter über die Metalheads herein, jedoch nicht aus Laune der Natur, sondern durch die Spielstunde der Totengräber von Gorefest ausgelöst, die das inzwischen komplett gefüllte Festivalgelände zum Beben brachten, neben aktuellen Stücken auch Titel von "Erase" und "False" im Gepäck hatten und in Sachen Wirksamkeit ein goldener Griff der Veranstalter waren. Was folgte war die Ruhe nach und vor dem Sturm, denn in der Umbaupause zu Morbid Angel schlichen sich einige kleinere technische Schwierigkeiten ein, was den Startschuss für die Amerikaner um eine gute viertel Stunde nach hinten verschob. Ohne viele Worte - da nur schwer zu beschreiben - bleibt an dieser Stelle der Auftritt der vier Herren aus Florida, die mit Abstand die Nummer Eins des Festivals waren und eine in jeder Hinsicht unvergleichlich gigantische Aufführung boten. Mit Pete Sandoval am Schlagzeug, Tray Azagthoth und Eric Rutan an den Gitarren und natürlich David Vincent an Bass und Mikrofon überfuhren Morbid Angel die begeisterten Fans mit ihrer Death Metal-Dampfwalze, zu deren Höhepunkte sich die Stücke "Rapture" und "Sworn To The Black" vom dritten Album "Covenant" entwickelten. Mir gehen die Superlative aus, deshalb hierzu ein knapper Kommentar: "Wahnsinn!"
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Es ist mir momentan ein Rätsel, wie es die Organisatoren schaffen wollen, auch im nächsten Jahr ein derart geniales Billing wie das diesjährige auf die Beine zu stellen. Ich bin mir aber sicher, dass auch 2007 wieder viele tausend Anhänger metallischer Klänge nach Gemünden kommen und mit dem "Up From The Ground" einem Highlight des Open Air-Sommers beiwohnen werden, da dieses Event sowohl in Sachen Professionalität, als auch in Sachen Gehalt und Besucherfreundlichkeit seinesgleichen nur selten finden und sich unaufhaltsam prächtig entwickeln wird. Ein tolles Erlebnis liegt hinter all denen, die mit dabei waren. Und ein noch tolleres Erlebnis liegt vor all denen, die beim nächsten Mal wieder dabei sein werden.