Donnerstag 10.08.2006:
Trotz eines eher durchwachsenen Wetterberichtes begann das diesjährige Party San Open Air bei angenehmen, weil nicht zu hohen Temperaturen. Die Rolle des Openers übernahmen die Todesmetaller von Eroded, die pünktlich wie die Maurer begannen. Im annehmbar gefüllten Zelt bemühte man sich redlich und erntete emporgereckte Fäuste bis zum Mischpult. Somit war das Open Air standesgemäss eröffnet worden. (Alexander)
Etwa die Hälfte des Auftrittes habe ich verpasst, was mich wahnsinnig verärgert hat. Die Polizeikontrolle auf dem Hinweg war wirklich nicht nötig, auch die Bändchenvergabe hielt mich vorübergehend davon ab, das Zelt zu betreten. Dennoch überzeugten Skald Draugir und seine paganistischen Mannen mit ihrem nordisch angehauchten Schwarzmetall. Das Zelt war hoffnungslos überfüllt, der Klang hingegen makellos. Soweit ich es mitbekommen habe, wurde die gesamte Diskographie abgedeckt. Sowohl „Gratr“ und „Frostnacht“ fanden Beachtung bei der Auswahl der Setlist. Ob Helrunar mein Highlight - nämlich „Hauch wird Sturm“ von der Split mit Nachtmahr - gespielt haben, kann ich leider nicht sagen. (Nachdem ich den Frontmann kennengelernt habe, kann ich das nun bestätigen - Anm. d. Verf.) „Dreifach Dorn“ beendete diesen grandiosen Auftritt auf eine wahrlich atemberaubende Art und Weise – übrigens nicht bedingt durch die schlechte Luft im Zelt. (Daniel)
Bei den Polen von Hate war danach der Name Programm. Von der ersten Sekunde an wurde vertonter Hass in todesmetallischer Form ins Volk gefeuert. Was bei ihren Landsleuten von Vader lange gedauert hat, haben Hate schon verinnerlicht: Tempowechsel machen den Sound interessanter und heftiger. Hut ab auch vor der Leistung des Schlagzeugers. Für mich der Donnerstagsheadliner. (Alexander)
Wie nicht anders von Watain gewohnt, glich der Auftritt einer satanischen Zeremonie. Blut war natürlich ebenfalls im Spiel und Kerzen erhellten die Bühne nur minimal. Ein den Schweden würdiger Auftritt, der leider mit zu dominanten Drums zu kämpfen hatte, die zu laut abgemischt waren. Die eigentlich sehr treibenden Gitarren verschwanden so nahezu vollkommen im Stampfen des Fellwüterichs, was schade war. (Daniel)
Kein Intro, kaum Ansagen, sondern nur solider Death Thrash der Hausmarke Master. Zu fortgeschrittener Stunde bat Speckmann nebst Mitstreitern noch mal zum allgemeinen Toben. Bei den gebotenen Songs, die sämtliche Schaffensphasen abdeckten, blieb kaum ein Kopf ruhig. Somit fand der erste Tag in Bad Berka seinen würdigen Abschluss und machte jede Menge Lust auf mehr. (Alexander)
Freitag 11.08.2006:
Im leichten Nieselregen startete der Freitag mit dem Weckkommando von Killing Spree so wie der letzte Tag geendet hatte, mit Death Metal. Zwar war der keyboardunterstütze Sound nicht unbedingt mein Fall, das änderte jedoch nichts an der annehmbaren Show der Truppe. Mit fortlaufender Spielzeit konnte man sich dem Mitwippen im Takt jedoch nicht gänzlich entziehen. (Alexander)
Kaamos holten den Auftritt nach, der eigentlich für das Party San Open Air des letzten Jahres geplant war aber aus mir unbekannten Gründen ausfallen musste. Das Todesmetall-Biest am Mikrofonständer holte jedenfalls alles aus seiner Stimme und dem Tiefdröhner heraus, um den Fans noch ein letztes Mal die Gelegenheit zu bieten, sich zu Kaamos' Death Metal zu verausgaben. Der diesjährige Auftritt war nämlich der letzte der Schweden, für immer. Zum Schluss wurden noch einige der alten Songs gespielt, was gerade die Fans der ersten Stunde sichtlich begrüssten.
Die Niederländer um den sympathisch wirkenden Frontgrunzer Dennis prügelten ihren brutalen, nicht unbedingt abwechslungsreichen Death Metal kompromisslos durch die Verstärker und sorgten bei der Todesmetall-Fraktion für sichtliche Begeisterung und viele herumfliegende Mähnen. Nicht gerade mein Fall, ganz bestimmt aber kein schlechter Auftritt. Mit dem Kopf habe ich dennoch im Takt gewippt, zum Bangen war ich zu dem Zeitpunkt aufgrund der harten Nacht aber auch vorerst gar nicht im Stande. (Daniel)
Fall Of Serenity begannen ihren Auftritt anschliessend mit einer Entschuldigung, waren sie doch erst kurzfristig für Dew-Scented ins Billing gerutscht. Zwar hätte auch ich lieber Dew-Scented gesehen, doch der Ersatz machte das Beste aus der Situation und gab sofort richtig Gas. Vor allem der Frontmann ging hoch motiviert von Anfang an ein hohes Tempo. Das Wetter hatte auch ein Einsehen mit der engagierten Band und so zeigte sich zunehmend auch die Sonne, auch wenn es die meisten Zuschauer scheinbar an den Bier- und Essbuden spannender fanden. (Alexander)
Die satanischen Zerstörer semmelten ihren schwarzen Thrash Metal sichtlich motiviert, mit grimmiger Miene ins Publikum und deckten ihre bisherigen Alben soweit es die Zeit erlaubte ab. Deströyer 666 waren einer der Gründe für mich, das Party San zu besuchen und von Reue oder gar Enttäuschung kann keine Rede sein, gaben die Jungs doch sichtlich alles, allen voran der Riese hinter den Drums.
Turisas' Battle Metal gehört ganz und gar nicht zu meinem musikalischen Spektrum. Die Fans der vor Kitsch und Blut nur so triefenden Fell-Fetischisten schienen am albernen Auftritt ihrer finnischen Helden hingegen ihren Spass zu haben. Ich gehe mal davon aus, dass ein Grossteil der Setlist vom Debut-Album stammte.
Bemalung, Nieten, Metal und einen gehörigen Haufen Klischees, mehr braucht man nicht, für eine Oldschool-Show, was? Nifelheim haben mich jedenfalls in ihren Bann gezogen. Die Schweden lieferten das, was von ihnen erwartet wurde: Räudigen Black Metal der ganz alten Schule. Leider habe ich nur das letzte Drittel sehen können, weil ich mir die Gelegenheit nicht habe nehmen lassen, die neue Zarathustra-Scheibe hinter der Bühne anzuhören. Dennoch gab es ordentlich was auf die Ohren, bis die Schwarte krachte. (Daniel)
Bevor das Publikum überhaupt einen Gedanken an eine eventuelle Verschnaufpause verschwenden konnte, ging es mit einem kanadischen Sandwich, nebst norwegischer Füllung weiter. Die erste Scheibe aus kanadischer Produktion bildeten Cryptopsy. Sie bolzten und grunzten sich höchst druckvoll und ungemein engagiert durch ihren Auftritt. Leider wurde es auf Dauer doch recht eintönig. Denn Grindjüngern gefiel es jedoch, wie ein volles Gelände, speziell vor der Bühne unterstrich. (Alexander)
Von den norwegischen Würdenträgern Enslaved waren mir eigentlich nur wenige alte Titel und das Album “Isa” bekannt und so ging ich trotz einiger Empfehlungen von Bekannten mit niedrigen Erwartungen zur Bühne, um die vier oder fünf Titel mit Überlänge aufzusaugen und mir einzugestehen, dass mir mit Enslaved bisher ein norwegisches Schmankerl entgangen ist. (Daniel)
Die Zweite Scheibe kanadischer Extrem Metal Kunst kam von Kataklysm. Habe ich bei ihren Landsleuten schon von „engagiert“ gesprochen? Dann haben Kataklysm an diesem Abend den Begriff „engagiert“ neu definiert. Da ihr Auftritt mitgefilmt wurde strotze man förmlich vor Selbstvertrauen, als man seine hochklassigen Kompositionen in die Massen feuerte. Angefeuert sowohl von den Fans, als auch gut befeuert von Flammeneffekten, sorgte die Truppe von der anderen Seite des grossen Teiches für ein Highlight des ganzen Festivals.
Zwar war ich nach dem vorigen Auftritt schon schwer mit der Müdigkeit am kämpfen, doch sollte sich das weitere Ausharren noch lohnen: Hypocrisy sollten den zweiten Tag standesgemäss beenden. Die gut aufgelegte Band um einen Herrn Tätgren in Plauderlaune (Sonderlob für die Bierpreise von dessen Stelle) bot einen Querschnitt ihres Schaffens und entlockte den Metallern nochmals Begeisterungsstürme. Spätestens bei „Rosewell 47“ war auch ich sicher, dass sich das Warten gelohnt hatte. Müde aber glücklich konnte man nun in die kühle thüringische Nacht aufbrechen um des nächsten Tages zu harren. (Alexander)
Samstag 13.08.2006:
Ein neuer Tag, ein neues Glück in der Extrem Metal Hochburg. Nachdem sich auch der teilweise heftige Regen gelegt hatte, konnten die Scharen durch den Matsch zum heutigen Weckkommando Akrival stapfen. Zwar war der Schwarzmetall der Band nicht die Neuerfindung des Rades, nach dem Death Metal Overkill des Vortages brachte er jedoch die willkommene Abwechslung.
Überhaupt war dieser Tag von erfreulich unterschiedlichen Stilen geprägt. Im Folgenden verleiteten die Iren von Mourning Beloveth mit ihrem eindringlichen Death Doom zum Ganzkörperbangen im Zeitlupentempo. Der mittlerweile eingesetzte Sonnenschein kontrastierte zwar mit dem zähen Sound, doch tat es der Darbietung keinen Abbruch. (Alexander)
Rompeprop spielten irgendwas grind-lastiges, zogen allerhand wahnsinnige Brutal Death- und Gore Grind-Fanatiker an, die sich für das verzerrte Geröchel des Sängers und die abgedrehten Knüppelorgien in Schale geworfen haben. Neben zweckentfremdeten Müllsäcken hüllten diese sich in Einweg-Laboranzüge und sahen sich das warscheinlich weniger ernst gemeinte Treiben dieser irren Kombo vergnüglich an. Nicht ganz mein Bier, das hingegen gibt’s ja am Bierstand, wo ich mir besser aufgehoben vorkam. (Daniel)
Weniger Grind, aber dafür mehr Death Metal boten die Mannen von Rotten Sound. Der Auftritt ging alles in allen schon in Ordnung, und auf Platte können die Finnen auch überzeugen, doch bei mir wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Möglicherweise noch eine Nachwirkung des übermässigen Death Metal Konsums meinerseits. (Alexander)
Desaster waren auf dem diesjährigen Party San wohl der heimliche Headliner. Sataniac jedenfalls war in bester Laune, seine Bandkollegen holten ebenfalls alles aus sich heraus und so nahmen die Angehörigen der Hellbangers Möselfranken sogar den kurzen Ausfall der Gitarre gelassen und liessen sich von den Fans feiern, indem sie allerhand Klassiker auspacken und neben „Teutonic Steel“, „Necropolis Kathargo“ und „Metalized Blood“ auch „Nighthawk“ und „Devil's Sword“ spielten. Jeder, der Desaster bisher erleben durfte, weiss genau, dass reinrassige Teutonen-Dresche mit gehöriger Schwarzmetall-Würze nirgends so gut ankommen, wie auf der Bühne, die Desaster eindeutig beherrscht haben.
Setherial enttäuschten mich etwas, war der Auftritt doch wenig spektakulär. Die Schweden können das mit ziemlicher Sicherheit besser, denn insgesamt wirkte die Show einfach zu durchschnittlich. Geknüppelt wurde durch die Glanzleistungen des bisherigen Schaffens, so dass sowohl das Highlight “Nord” und die neueren Veröffentlichungen abgedeckt wurden. Meine Erwartungshaltung war jedenfalls grösser als das letztendlich Dargebotene, was den Fans der schwedischen Kombo aber nichts ausmachte.
Thyrfing beschränkten sich während ihres Auftrittes grösstenteils auf die letzten Alben, so dass Worte wie “Groove” und “Eingängigkeit” als Beschreibung am ehesten zutreffen. Die Performance war eine durchaus solide, auch wenn die Mannen etwas bewegungsarm spielten und man sich etwas mehr Interaktion mit dem Publikum gewünscht hätte. (Daniel)
Illdisposed waren für meinen Geschmack, und auch den einiger anderer Besucher schlicht zu hoch im Billing gelandet. Zu unspektakulär, zu wenig zwingend, ja, geradezu bieder war die aufgeführte Spielart des Death Metals aus dem nördlichen Nachbarlands Deutschlands. Als eine der Weckbands am frühen Nachmittag wären sie besser aufgehoben gewesen. (Alexander)
Naglfar haben mir im Vorprogramm von Dark Funeral besser gefallen, spielten ihr Set aber durchaus bemüht und überzeugten mit altbekannten Krachern und Titeln ihres neusten Werkes „Pariah“. Fehlte es Thyrfing noch an lockerem Auftreten, so gab sich der Frontmann der Landsmänner des Totenschiffes um so offener und motivierte die aufgeregte Meute durch seine Ansagen. Ein gelungener, melodiebetonter Black Metal-Auftritt, der Lust auf mehr machte, trotz des kurzen Ton-Ausfalles zu Beginn.
Mehr bot dafür die Panzerdivision Marduk, die sich ja bereits vor drei Jahren auf dem Party San blicken liessen, wenn auch mit Frontepileptiker Legion und dem Tiefdröhner-Ungetüm B. War im Schlepptau. Allen Unkenrufen zum Trotz bewies Mortuus, dass er stimmlich überlegen ist und krächzte besessen den Gehörnten herbei, begoss sich selbst mit frischem Blut und schüttete den Rest des Kelchinhaltes in die ersten Reihen des Publikums. Grandios, wie nicht anders von Marduk zu erwarten. Man merkt der Formation einfach an, dass sie trotz des immer gefüllten Tourkalenders nie die Schnauze voll vom Auftreten haben. (Daniel)
Eine zweifellos überzeugende Demonstration in Sachen Todesmetall bekam man zu fortgeschrittener Stunde und erhöhtem Alkoholpegel von Six Feet Under geboten. Die Band groovte sich einfach unnachahmlich durch ihren Gig. Man mag diese Formation, oder eben nicht. Aber zweifellos müssen auch Kritiker der neueren Alben eingestehen, dass beispielsweise Songs des grandiosen „Maximum Violence“ Albums ihre Wirkung bei Auftritten nicht verfehlen.
Im Partyzelt wurde das Festival in feucht-fröhlicher Stimmung mit soliden Thrash aus deutschen Landen, genauer aus Frankfurt, feierlich beendet. Tankard boten ihren treu wartenden Anhängern was diese wollten: kompromisslosen Thrash with class. Möglicherweise wurde die Mannschaft um Fronter Gerre auch zusätzlich durch den 1:1 Auswärtspunktgewinn ihrer heissgeliebten Eintracht beflügelt. (Alexander)
Fussball hin oder her, diese drei Tage im beschaulichen Bad Berka standen voll und ganz im Zeichen des härteren Sounds. Die Wettergötter hatten ein weitgehendes Erbarmen mit den Massen, und abgesehen von der nächtlichen Kälte und dem verregneten Samstagmittag bestand wohl kein Anlass zu meteorologischen Beschwerden. Auch sonst gab es für mich keinen Grund etwas an Rahmen oder Bandauswahl auszusetzen. Die Preise waren gewohnt fair und die Organisation auf hohem Niveau. Ein mehrfach geäusserter Wunsch, der auch mir am Herzen liegt, ist jedoch eine allmähliche Limitierung der Besucher, auf unter 10.000, damit der gemütliche und überschaubare Charakter dieses wieder gelungenen Festivals gesichert bleibt. (Alexander)