Bis vor kurzem wusste ich nicht gerade viel über die Band Zarathustra. Ich nenne zwar ein paar ihrer Alben mein Eigen und auch live konnte ich sie schon dreimal erleben, was immer eine grosse Herausforderung für meine Nackenmuskulatur darstellte, aber ich wusste zum Beispiel nicht, dass es diese deutsche Black Metal Band jetzt schon seit 10 Jahren gibt. Im Zuge der Kritik zur verdammt geilen MCD „Contempt“, welche ich vor wenigen Wochen verfasst habe, soll ich jetzt ein Interview mit Zarathustra machen. Das ist für mich endlich die Chance, etwas mehr über die Band in Erfahrung zu bringen.
Kannst du uns als erstes einen kurzen Überblick über die Entstehung und die Geschichte der Band geben?
Hurricane: Zarathustra wurde 1996 e.v. gegründet. Nachdem etliche Line-up Wechsel vollzogen wurden und wir diverse Veröffentlichungen auf die Welt losliessen, präsentiert sich die aktuelle Band durch folgende Bandmitglieder: Mersus (Schlagzeug, einziges Originalmitglied), Kerberos (Lead-Gitarrist, in der Band seit 1999), Hurricane (Gesang, in der Band seit 2002), M. Ghoul (Gitarre, ebenfalls seit 2002 in der Band) und unserem neuen Bassisten Desecrator (dabei seit 2004).
Neben zwei Demos, zwei Mini-Alben und einer 7“ Single wurden mit „Dogma Antichrist“ und „Perpetual Black Force“ zwei Langeisen auf den Markt geschmissen. Unsere aktuelle Veröffentlichung „Contempt“, eine Mini-CD, sehen wir als konsequentes Endresultat langjährigen Schaffens und Suchens. Daher werden zukünftige Veröffentlichungen in die gleiche Kerbe einschlagen, ohne jedoch auf Limitierungen achten zu müssen.
Ihr scheint sehr gerne live zu spielen. Ich selbst habe euch bis jetzt, mehr durch Zufall als beabsichtigt, dreimal auf der Bühne gesehen. Werdet ihr auch in Zukunft uns Österreicher so oft mit eurer Anwesenheit beehren?
Hurricane: Vorerst ist nichts geplant. Wir werden uns nun auf das nächste Album konzentrieren und sind gerade dabei neue Lieder zu schreiben. Bisher haben wir 2x in Österreich gespielt, aber wir hoffen das zu ändern. Vielleicht sieht man sich auf dem nächsten „Misanthropic Violence“ oder auf dem „Dunkelheit“ Festival. Vor April/Mai nächsten Jahres wird man uns aber nicht sehen können, da wir den nächsten Studiogang in das Necromorbus Studio um diese Zeit planen.
Stimmt, das dritte Konzert, bei dem ich euch sah, war das Open Hell in Tschechien. Auf der Bühne scheinen die schwarze Leggins und die Jeanskutte deine Markenzeichen zu sein. Machst du das, weil du zwei Metal-Stile miteinander vereinen willst, oder trägt es sich einfach gut?
Hurricane: Es wird nicht versucht etwas zu vereinen (Glam und Black Metal, oder was?), für mich steht das Tragen dieser Klamotten als etwas Traditionelles und jeder, der nur etwas Ahnung von der Materie hat, weiss auch, wer solche Hosen in der Vergangenheit bereits getragen hat. Ausserdem sind mir so genannte „Spandex“ Hosen lieber als breite Baggy-Pants, denn das ist alles ausser Metal! Das wirklich faszinierende an der ganzen Sache ist, dass man sogar innerhalb einer rebellierenden „Gesellschaft“ als Rebell angesehen wird, wenn man sich so gibt wie ich es mache. Natürlich geniesse ich das, denn das bestätigt mein Streben nach Individualität und meinen Hass an das Genormte. Jeanskutte trägt niemand von uns, vielleicht meinst du meine Lederjacke, die mit diversen Aufnähern und Buttons verziert wurde…
An Glam habe ich dabei nicht gedacht, obwohl der ja stark am bekannt werden von Metal beteiligt war, wenn man nur mal an Guns N´ Roses denkt. Vielmehr dachte ich dabei an traditionellen Heavy- und Thrash Metal. Aber wenn ich mit der Jeanskutte sowieso falsch liege und unter den ganzen Aufnähern Leder ist, dann muss ich als erstes an Paul Di´ Anno denken. Also hängst du mehr an den Anfangstagen des Heavy Metal, wo alles noch etwas rauer war?
Hurricane: Ähem, Hallo? Glam kam Anfang der achtziger in Mode, da waren die besten Zeiten der NWoBHM schon fast vorbei und Metal war schon längst bekannt. (Aber es gab plötzlich verdammt viele weibliche Metal-Fans… Anm. d. Verf.) Ich fühle mich beim Betrachten meiner Jacke nicht an Paul DiAnno erinnert, aber er gehört für mich zu den besten Sängern, die die Metalwelt hervorbrachte. Und ja, ich höre gerne den Metal der siebziger Jahre, achtziger, neunziger bis heute. Gute Scheiben sind gute Scheiben, egal wann sie raus kamen. Mein Fokus reicht jedenfalls weit über norwegischen Black Metal hinaus.
Mich erinnert auch nicht alleine die Lederjacke an ihn. Das wäre etwas weit hergeholt. Aber die Spandex-Hose in Zusammenhang mit der Lederjacke bringt mich als erstes auf ihn. Aber lassen wir das und kehren lieber wieder zu deiner Band zurück. Vor kurzem habt ihr die Mini-CD „Contempt“ auf Scheibe gebannt, worauf auch Mid-Tempo Kracher, wie „Master Morality“, zu finden sind und die Geschwindigkeit gegenüber früherer Werke, der Intensität wegen, allgemein gezügelt zu sein scheint. Werdet ihr das auch auf dem kommenden Album so beibehalten?
Hurricane: Ja, wir haben erkannt, dass unsere Stärken klar im Mid-tempo Bereich liegen. Daher werden wir den Weg von „Contempt“ weitergehen und ausbauen. Ziel wird es sein, ein kaltes, düsteres, böses und nur so vor Atmosphäre strotzendes Album aufzunehmen. Natürlich wird bei dem einen oder anderen Lied auch mal auf das Gaspedal gedrückt!
Auf „Contempt“ covert ihr ein Stück der deutschen Black Metal Band Poison. Bis jetzt konnte ich keinerlei Infos zu einer Black Metal Band mit diesem Namen finden. Gab es die überhaupt offiziell?
Hurricane: Natürlich gab es die Band offiziell, leider wurde Ihnen ein gleicher Stellenwert wie manch andere deutsche Band nicht gerecht. Neben ein paar Demos wurden später auch CD’s und eine LP veröffentlicht, jedoch nur mit dem alten Demo-Kram. Den meisten da draussen dürfte die Band wohl erst aufgefallen sein, seitdem die (Bootleg) Split-CD mit Morbid (alte Band von Dead) veröffentlicht wurde. Das Album „Into The Abyss“ (das vierte Demo auf Vinyl) ist deren bestes Release und daher mussten wir einen Song davon covern. Es ist schon bemerkenswert, wie diese Band andere Bands beeinflusste jedoch nur teilweise in Erwähnung gebracht wurde. Aus Poison entstand dann später die Band R.U. Dead, die schon etwas bekannter wurde…
Ihr scheint nicht eine von den Bands zu sein, die mit einer Hand voll Riffs in das Studio geht und dort dann den Rest macht. Steht bei euch jedes Lied vorher schon zu 100%, oder fällt euch auch immer wieder ein Haufen kleinerer Änderungen ein, die dann im Studio noch schnell in die Songs hinein müssen?
Hurricane: Meistens sind wir bestens vorbereitet, aber natürlich hat man die eine oder andere Idee erst im Studio, oder setzt sie dort das erste Mal in die Realität um. „…of Destroyers and Despisers“ (vom „Perpetual Black Force“-Album) ist aber beispielsweise komplett im Studio entstanden. Ich denke, dass mindestens 98% der Musik bereits fertig sein muss, bevor wir überhaupt ein Studio betreten.
Wann können wir denn in etwa mit einem neuen Album rechnen?
Hurricane: Wenn alles klappt noch vor Sommer 2006, spätestens aber im Herbst 2006.
Welchen Stellenwert haben denn bei euch die Texte? Nach dem du dich scheinbar gerne als Rebell siehst (oder es geniesst von den Leuten als solcher gesehen zu werden), könnte ich mir vorstellen, dass du auch mit den Texten die Leute gerne wach rüttelst. Oder sind diese eher kurze Geschichten, die die Atmosphäre der Musik unterstreichen sollen?
Hurricane: Die Texte haben bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Es ist eine Trinität der Musik, Texte und Aufmachung.
Ich sehe mich nicht als ein Rebell, nur merke ich immer wieder, dass ich in manch ach so non konformen Kreisen als non konform gelte. Das ist schon mehr als komisch, denn geht es nicht auch um das Streben nach einer individualistischen Haltung in weltanschaulichen oder religiösen Fragen?
Ja verdammt, gerade bei „Contempt“, aber auch bei einigen Songs auf „Perpetual Black Force“ geht es darum Leute wach zu rütteln, sie aus ihrer Apathie zu holen und sie dazu zu bringen ihr Hirn einzuschalten. Dennoch werde ich diesen Aspekt in unserer Lyrik komplett abstellen, denn ich möchte keine Leute um mich herum, denen man Denken oder eigenständiges Handeln beibringen muss. Diese sollen zum Teufel gehen. Und wenn ich nochmals Texte, die in diese Richtung gehen, schreiben sollte, dann nur um darauf hinzuweisen, dass diese Personen sich doch lieber an den Galgen hängen sollen. Aber es kam schon vor (besonders in den Liedern „Slave Morality“ oder „My Pandemoenium“), dass ich diese Leute angeprangert habe.
Textlich wird unsere nächste Scheibe mehr ins fundierte Okkulte gehen, aber auch Themen meiner dunkelsten Träume behandeln.
Ihr seid nun seit sieben Jahren bei Undercover Records unter Vertrag. Gab es einmal einen Punkt, wo ihr euch ein anderes Label suchen wolltet, oder seid ihr rundum mit Undercover zufrieden?
Hurricane: Es wäre zu schön, wenn es ein Label da draussen gäbe, womit man zu 100% zufrieden ist. Das gibt es wohl nur, wenn man selbst ein Label hat und seinen Kram veröffentlicht. Die Zusammenarbeit mit Alex verlief bis auf kleinere Differenzen zu unserer Zufriedenheit. Immerhin genoss „Contempt“ die bisher beste Promotionarbeit von Undercover Records.
Wie reagiert ihr eigentlich auf Vorwürfe von der Antifa, dass ihr Kontakte zur rechten Black Metal Szene haben müsst, weil ihr bei Undercover Records seid und da auch Bands aus ebendieser Szene unter Vertrag sein sollen? Oder lässt euch das Ganze kalt, beziehungsweise bekommt es vielleicht gar nicht erst mit?
Hurricane: Natürlich bekommen wir das mit. Jedoch können wir über die Dummheit dieser Menschen einfach nur lachen. Pack bleibt Pack, egal ob Links oder Rechts…
Das lassen wir auch gleich als Schlusswort, denn sonst geht das Interview noch in das Unendliche. Danke, dass du dir Zeit genommen hast die Fragen zu beantworten und vielleicht sieht man sich ja auf dem Dunkelheit-Festival oder einem anderen Konzert.