Dieser Tage kommt ein neuer Old-School Death Metal Hammer der Marke Six Feet Under in die Läden. Ganz so gewöhnlich wie das jetzt klingt, ist es allerdings nicht. Benannt nach einem Songtitel jener Band hatten sich die Finnen Torture Killer bereits mit ihrem ersten Album "For Maggots To Devour" einen Namen gemacht. Als die Band dann jedoch bald ohne Sänger dastand, wurde die einzig wahre Death Metal Ikone aus Florida aktiv. Ihr werdet sicher wissen, von wem hier die Rede ist: Six Feet Under Frontmann Chris Barnes. Er stellte sich als neuer Sänger bereit und wirkte massgeblich an "Swarm!", dem neuen Torture Killer Album, mit. Grund genug also, sich etwas intensiver mit der Materie zu beschäftigen und zu dem fanatischen Hockey Anhänger und gleichzeitig auch Torture Killer Gitarristen Jari nach Finnland zu schielen.
Hi Jari wie geht's dir? Glückwunsch zu eurem fantastischen neuen Album "Swarm!".
Jari: Danke Tobias. Schön zu hören, das du es magst.
Würdest du unseren Lesern zu Anfang erst einmal einen Einblick in die unglaubliche Geschichte von Torture Killer geben?
Jari: Wir starteten im Frühjahr 2002. Zu dieser Zeit hingen wir gemeinsam ab und genossen die Wochenenden mit ein paar kühlen Blonden während wir unsere Lieblingssongs von Six Feet Under und Obituary spielten. Sechs Monate später wurden wir gefragt, ob wir nicht Lust hätten auf einem Metal Event, das ein Freund von uns organisierte, aufzutreten. Aber wir mussten uns entscheiden, welche Band wir coverten. Deshalb entschieden wir uns für Six Feet Under, wobei wir auch noch einen Namen für unsere Band finden mussten. Doch wie es zum Beispiel auch eine Iron Maiden-Coverband machen könnte und sich deshalb "The Troopers" nennt, benannten wir uns nach einem Six Feet Under Song, den wir an diesem Abend performten: Torture Killer. Nach diesem Gig begannen wir schliesslich unsere eigenen Songs mit den selben Ansätzen zu schreiben. Die erste Überlegung war dabei ein Full-Length Album zu produzieren, das ich über Severe Music – einem kleinen Death Metal Label/Distro, welches ich mit einem Freund betrieb – zu veröffentlichen. Als wir vom Studio zurückkamen, fanden wir das Ergebnis jedoch so gut, dass wir unser Glück mit ein paar richtigen Plattenfirmen versuchten. Das holländische Label Karmageddon Media signte uns schliesslich und veröffentlichte "For Maggots To Devour". Ende 2004 spielten wir hier in Finnland als Support für Vader und gingen kurz darauf erstmals auf Europa-Tour. Nur einige Tage zuvor trennten wir uns von unserem Sänger, den wir durch Sallinen ersetzten, welcher uns auch bei einigen weiteren Shows aushalf. Während der Tour wurden wir von Chris kontaktiert, der unser Zeug cool fand und sich deshalb, als er von unserer Situation hörte, als neuer Sänger für das zweite Album "Swarm!" anbot. Schliesslich wechselten wir nach dem ausgelaufenen Deal mit Karmageddon Media zu Metal Blade. Das ist das Label, für welches Chris schon immer tätig war. Im Oktober 2005 veröffentlichten wir eine Split 7" mit unseren Death Metal Ländsmännern Sotajumala über Woodcut Records (hierzulande via Twilight und Non Stop Music erhältlich – Anm. d. Verf.). Auch hier half unser Freund Sallinen uns an den Vocals aus. Das war so etwas wie eine Einleitung zu unserem neuen Album "Swarm!", welches mit Chris an den Vocals, in einigen Wochen erscheinen sollte (seit dem 24.02.06 erhältlich – Anm. d. Verf.).
Nun gut. Was war denn euer erster Gedanke, als ihr davon erfahren habt, dass die Death Metal Legende Chris Barnes als euer neuer Sänger fungieren wollte? Wie reagierten eure Fans darauf?
Jari: Wir waren absolut überwältigt, da es uns als nicht real erschien. Natürlich war es eine grosse Ehre für uns. Ausserdem hätten wir ohne ihn nicht ein solch gutes Album zu Stande gebracht. Aber da wir nur eine sehr kleine Band sind, denke ich, dass sich unsere Fans doch etwas seltsam fühlen. Trotzdem wurden die Leute hier in Finnland von den News schier weggeblasen. Death Metal ist hier zwar nicht so gross wie anderswo, aber natürlich merkten sie, dass das etwas ganz besonderes war.
Seid ihr nicht etwas genervt von solchen Idioten, die Torture Killer lediglich abschätzig als Chris Barnes neue Band oder Nebenprojekt betrachten? Immerhin existierten Torture Killer bereits als Band bevor Chris bei euch eingestiegen ist.
Jari: Genau das ist bereits passiert, aber wir kümmern uns nicht sonderlich um derlei Reaktionen. Das ist unsere Band und Chris ist ein Vollzeit-Mitglied. Das ist jedoch ein Fakt, der uns nicht wirklich hilft, wenn die Leute anders darüber denken. Wir hoffen natürlich, dass sie trotzdem Spass an unserer Musik haben. Das ist schliesslich das einzige, was zählt.
Das kann ich nur unterschreiben. Nächste Frage: Mit diesem überaus prominenten Mitglied wird die Band die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Interesse der Mehrheit wird sich jedoch mit Sicherheit nur auf Chris beziehen. Es ist schade, dass in einem solchen Fall der Rest einer Band ziemlich in den Hintergrund gerückt wird, ja auf gewisse Art und Weise sogar in Vergessenheit gerät. Habt ihr bereits solche Erfahrungen gemacht?
Jari: Wir wussten ganz genau, dass Chris eine grosse Aufmerksamkeit bekommen würde, aber wir haben kein Problem damit. Niemand von uns fühlt sich irgendwie aussen vor gelassen. Ich denke, das ist ganz natürlich. Ich meine, wenn er in eine andere Band eingestiegen wäre, wären das genau die Dinge, die ich fragen bzw. über die ich lesen wollte. Er ist ein Death Metal Pionier und wir respektieren seine Karriere vollkommen. Sein Ruf hat sich schliesslich nicht einfach so frei ergeben. Andererseits sind wir auch nur normale finnische Leute, denen es nichts ausmacht, nicht in diesem Masse im Interesse der Öffentlichkeit zu stehen.
Um einmal auf euer neues Album zu sprechen zu kommen: Wie würdest du jemanden "Swarm!" beschreiben, dem du dieses Album verkaufen wolltest? Welche Songs würdest du dieser Person zeigen, um sie zu überzeugen? (Du hast drei Möglichkeiten)
Jari: Ich würde sagen: "Forever Dead", "Funeral For The Masses" und "Obsessed With Homicide". Ich denke, diese Songs repräsentieren unseren Stil gut genug. Es ist ein vom Midtempo beeinflusstes Old-School Death Metal Album mit vielen groovigen Riffs, das ohne blitzschnelle Blastbeats auskommt.
Beschreibe den Songwriting Prozess von Torture Killer. Wie bekommt die Band Ideen für ein Album? Aber bitte erzähl mir nicht, dass ihr eure Einfälle ausgerechnet dann bekommt, wenn ihr betrunken seid, gewisse Substanzen konsumiert habt oder einfach nur ein Besuch des stillen Örtchens dafür genügt.
Jari: Ich versuche nie irgendetwas zu schreiben, wenn ich betrunken bin. Besonders dann nicht, wenn ich einen Dump (??? – Anm. d. Verf.) nehme. Normalerweise ist es einfach nur Rumsitzen mit einer Gitarre in der Hand, um in Songwriting Laune zu kommen. Ich benutze Tracker Programme um ein paar Drumbeats zusammenzustellen. Diese spiele ich ab, um dann zu versuchen ein Riff darüber zu legen. Immer wenn ich dann etwas zu Stande bringe, nehme ich es auf, damit ich es nicht vergesse. Manchmal wirst du einfach merken, wenn ein gutes Riff aufkommt, dass in einem Song voll zur Geltung kommen würde. Zum Teil nehme ich meine Ideen so und so auf, um sie nach einiger Zeit wieder herauszukramen und zu sehen, ob ich sie in irgendeiner Weise verbessern kann. Ich brauche einen ruhigen Platz, um etwas zu schreiben. Deshalb versuche ich auch niemals bei unseren Proben etwas zu komponieren, da ich nie konzentriert arbeiten kann, wenn Leute um mich herum sind.
Wenn du "For Maggots To Devour" mit "Swarm!" vergleichst, welche Unterschiede lassen sich dann ausmachen? Inwiefern hat sich die Band weiterentwickelt?
Jari: Unser erstes Album ist nur in einem sehr kurzen Zeitraum entstanden. Dieses Mal allerdings griffen wir die Dinge auf, die wir bei dabei gelernt hatten. Deshalb analysierten wir das Zeug, das wir aufnehmen wollten. Wir haben uns sehr intensiv damit auseinandergesetzt und dabei besonders auf die Arrangements und Riffs geachtet. Ich mag die frische und spontane Angehensweise von unserem ersten Album noch immer, aber diesmal ist es wesentlich fokussierter. Wir haben uns dazu entschieden auch ein paar melodische Passagen mit einzubringen, um dem neuen Album eine bessere Dynamik zu verpassen. Es sind zwar Melodien, jedoch nicht solche der fröhlich-unbeschwerten Sorte. Sie sind eher depressiv, traurig und doomig. Ausserdem haben wir Chris an dem Songwriting teilhaben lassen, was auch eine positive Entwicklung mit den Vocals nach sich zog. Das sind wohl die Hauptunterschiede.
Was würdest du sagen? Inwiefern unterscheidet sich Torture Killer im Vergleich zu anderen Bands?
Jari: Um uns einmal mit den üblichen Death Metal Bands zu vergleichen, würde ich sagen, dass wir eine andere Arbeitsweise an den Tag legen. Nicht zu schnell, weniger technisch, sondern eher härter und grooviger orientiert. Verglichen mit Six Feet Under kann ich jedoch nicht wirklich sagen, wo da der Unterschied liegt ;). Es ist deren Stil, nur von uns bestmöglich interpretiert.
Wenn ich ehrlich sein soll, fand ich das Cover von eurem ersten Album "For Maggots To Devour" ziemlich dürftig. Dem Cover von "Swarm!" kann ich aber auch nicht viel abgewinnen. Denkst du nicht, dass sich eine Band von Splatter/Gore beeinflussten Cover Artworks weg bewegen sollte, wenn sie so in einem Klischee verwurzelt sind, wie das bei euch der Fall ist?
Jari: Meiner Meinung nach nicht, denn für mich sind das essentielle Bestandteile des Death Metals. Wenn die Musik so ein Klischee ist wie unsere, dann sollte das Cover genauso sein. Ich liebe Splatter/Gore Cover. Aber ich verabscheue jene gewöhnlichen Cover, bei denen du nicht weisst, was sie auszudrücken versuchen. Solche Probleme haben wir nicht mit Torture Killer Covern (wie wahr – Anm. d. Verf.). Ich mag unsere beiden Cover. Ich würde keines auch nur ein bisschen verändern, selbst wenn ich es könnte.
Wie sieht es denn eigentlich mit einer Tour aus? Wann werdet ihr durch Europa, die USA oder sonst irgendwo touren? Ist es denn für Chris nicht problematisch, mit euch ein paar Gigs zu spielen? Er ist schliesslich noch immer ein Mitglied von Six Feet Under und muss dort seinen Verpflichtungen nachkommen.
Jari: Ja, Six Feet Under ist noch immer seine Hauptband, was natürlich auch seine Limits setzt. Sie sind Vollzeit Profis, was natürlich konstantes Touren voraussetzt; genau so sollte es auch sein. Aber nicht nur er hat seine Einschränkungen. Auch wir haben Verpflichtungen, allerdings sind das alltägliche Verpflichtungen. Wir sind nur ganz einfache Arbeitende, deren tägliche Jobs das Essen auf den Tisch bringen und nicht diese Band. Ich kann mir uns ehrlich gesagt nicht als Profi Musiker vorstellen, da es eine radikale Änderung in unserem Leben voraussetzen würde. Ich hoffe immer noch und bin mir auch sicher, dass wir ab einem gewissen Punkt endlich einmal touren können. Wir haben zwar viele Pläne, die noch zu bewältigen sind, aber ich bin zuversichtlich. Wenn es dann einmal passiert, wird das mit Sicherheit etwas ganz besonderes für uns alle sein.
Nehmen wir an, ihr könntet die Zeit zurückdrehen. Was würdet ihr ändern in der doch recht kurzen Geschichte Torture Killers? Vielleicht würdet ihr so und so etwas ändern wollen... auch im Moment?
Jari: Wir hätten unseren alten Sänger nie gehabt, wenn wir über seine Probleme bescheid gewusst hätten. Aber sonst gibt es nichts, worüber ich mich beschweren würde.
Welche Probleme? Was war denn überhaupt der Grund, dass ihr euren alten Sänger aus der Band geschmissen habt?
Jari: Wir haben ihn nicht rausgeschmissen, er ist freiwillig gegangen. Aber es wäre wahrscheinlich so und so passiert; auf diese oder andere Weise. Es waren persönliche Probleme, weshalb ich darauf auch nicht weiter eingehen werde. Es sind genau diese Dinge, welche jeder Band wiederfahren, wenn man jemanden nicht kennt, bevor er einsteigt. Nach einiger Zeit realisierst du dann, dass diese Person nicht diejenige ist, mit der du in ein und derselben Band sein möchtest. Der eine kommt nicht mit den anderen vieren zurecht und die anderen vier nicht mit ihm.
Nun eine nicht ganz so ernst gemeinte Frage: Wie muss für dich ein wahrer Torture Killer Fan aussehen? Was schwebt dir da so vor?
Jari: Ich kann wirklich nicht sagen, wie er aussehen sollte... aber er sollte sich für Hockey interessieren, soviel steht fest. Niemand der anderen ist ein Hockey Fan, aber ich bin ein grosser Hockey Fan. Und wenn ich mit niemandem von denen über Hockey reden kann, dann würde ich mit jemandem anders darüber reden wollen.
Wenn du Hockey so sehr magst, dann wirst du dir wohl auch die Olympischen Winterspiele im Moment ansehen. Wie sind die Finnen denn platziert?
Jari: Fucking Hockey! Ich liebe Hockey und wir sind besser, als es irgendjemand erwartet hat! Wir haben die USA in den Quarter Finals geschlagen. Die USA haben ein tödliches Line-Up von NHL Stars, aber trotz der grossen Probleme, die wir in dem Spiel hatten, haben wir es mit 4-3 für uns entscheiden können. Heute sind die Semi's gegen Russland dran und ich bin schon ganz heiss drauf. Russland ist wirklich stark, aber ich denke wir haben trotzdem eine Chance. Ich kann es gar nicht abwarten bis zu dem Spiel heute Abend.
Na dann viel Spass mit dem Spiel. Die Finnen werden es schon machen (und ob Sie es gemacht haben! Anm. d. Redaktion). Ok, zum Schluss noch: Was möchtet ihr mit der Band in Zukunft erreichen? Vielleicht erfolgreicher werden, als Six Feet Under? Wäre das möglich?
Jari: Ich bezweifle das sehr. Wir haben bereits alle unsere Ziele mit der Band erreicht und möchten uns nicht zu viele setzen. Alle unsere Pläne kommen mit dem dritten Album und ich kann es gar nicht abwarten endlich anzufangen, mit Chris daran zu arbeiten. Ich habe keinen Zweifel daran, dass es noch ein weiterer Schritt nach vorne für uns sein wird und hoffentlich viel positives mit sich bringt.
Und ich verspreche dir, wir werden über euer nächstes Album sprechen, wenn es fertig ist. Soviel steht schon einmal fest! Ich wünsche euch viel Glück und natürlich viele gute Einfälle für euren nächsten Output. Vielen Dank für das Interview; du hast die letzten Worte:
Jari: Danke für das coole Interview, Bruder. Hoffentlich wirst du das kommende Album geniessen.
Und ob ich das werde!
Jari: Hammer! Vielen Dank für deine Unterstützung!