Worship war ein Funeral Doom Duo und war tief mit dem Untergrund verwurzelt. Durch strickt limitierte Veröffentlichungen und vor allem durch den Suizid von Fucked Up Mad Max wurde die Band zum Kult. Mit seinem tragischen Tod schien das Tagebuch der Band zu Ende geschrieben, doch plötzlich gab es wieder Lebenszeichen… Erst wurde „Last Tape/Vinyl before Doomsday“ auf CD wiederveröffentlicht und Ende 2005 kam sogar eine neue Single auf den Markt. Um mehr Details über die Auferstehung von Worship in Erfahrung zu bringen, hat Schwermetall beschlossen mit Doommonger in Kontakt zu treten. Als ob es typisch für Doom wäre, gestaltet sich alles etwas zähflüssiger und langsamer als gewohnt. Was genau damit gemeint ist, wird der aufmerksame Leser im Interview bestimmt herausfinden...
Hallo Doommonger! Wie geht es dir?
*greift zu seinem Kaffee* Stresslevel Medium. Passt. Den ganzen November durchgeackert. 7 Tage die Woche wegen Booking, dagegen ist es jetzt schön gemütlich.
Magst du dich und Worship kurz unserer Leserschaft vorstellen? Was war dein bisheriger musikalischer Werdegang?
Hmm. Worship ist eine Extreme Doom Metal Band, Ende der 90er Jahre von Max (R.I.P) und mir gegründet. Dank u.a. der Underground-Verbindungen von Max ging die Sache schnell um die Welt und wird, anders als beabsichtigt, absurderweise auch noch vereinzelt gemocht.
Ich selbst mache seit ca. 1993 Musik und hab in einigen obskuren Kapellen gespielt und inzwischen so 15 Releases in meiner Vitrine. Meine Hauptband beyond the void (www.beyondthevoid.de, eine Mischung aus Rock, Gothic & Metal) und Worship bilden mein momentanes Schaffen.
Wie würdest du mit möglichst wenigen Worten die Klangwelt von Worship beschreiben?
Laut. Tief. Langsam.
War es für dich eine schwere Entscheidung nach dem tragischen Tod von Fucked-Up Mad Max die Band weiter zu führen? Was hat dich schlussendlich zum weitermachen bewegt?
Es war keine einfache Sache. Eigentlich war Worship für mich gelaufen. Bei einer Zweimannband klar. Ehrlich gesagt mache ich nur noch weiter mit Worship, da ich von vielen Seiten konstant überredet wurde (so 2 Jahre lang). Musik machen ist meine Passion, und ich gestehe, dass Feedback von Leuten, die diese Musik lieben, mich sehr motiviert und anfeuert.
Ich bin es gewöhnt von früher, dass es jedem am Arsch vorbeigeht, ob man Musik macht oder nicht. Ist ja auch cool, Musik gegen die Welt. Wenn aber Leute aus den absurdesten Ecken der Welt mir sagen wie sehr sie drauf stehen, das will mich nicht kalt lassen.
Viele der alten „Fans“ werfen dir vor den Kultstatus von Worship auszunützen und dass du nur deswegen die Band am Leben zu erhältst. Eigentlich unverständlich, da du für die gesamte Musik verantwortlich bist und auch bei den Texten die Finger im Spiel hattest. Ist es nicht äusserst mühsam sich dauern dafür zu rechtfertigen?
Hmm. Bestimmt nutze ich das aus. Ich freue mich Teil von etwas zu sein, das irgendwer als Kult bezeichnet. Und wie gesagt, die Songs auf der LP / CD sind komplett von mir geschrieben und zum Teil sogar Jahre älter als Worship selbst.
Klar geniesse ich diese Aufmerksamkeit, und dass Leute noch was wollen von Worship ist definitiv ein Grund für mich, etwas zu „liefern“. Ich wette, dass jeder das versteht, der so wie ich seit 13 Jahren Musik macht, und sehr lang „nur für sich selbst“ und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Irgendwann möchte man auch mal Aufmerksamkeit.
Da gibt es aber auch noch den Drive der Songs. Seit Jahren feile ich an neuen Worship Songs, und die lassen mich auch nicht in Ruhe.
Wie kam es dazu, dass gerade ein japanisches Label (Weird Truth Productions) „Last CD Before Doomsday“ veröffentlichte?
Wieder eine nette Eigenheit von Worship. Durch den Vertrieb im Underground Netzwerk ist Worship weltweit aktiv. Klingt irgendwie protzig aber es ist echt so. Da kommen Anfragen und Bestellungen aus allen Kontinenten. Ein paar Beispiele: Japan, Korea, Singapur, Saudiarabien, Russland, Ukraine, Südafrika, Venezuela, Canada, und sogar karibische Inseln. Das finde ich echt Klasse. Somit passt’s auch wieder, dass meine beiden Labels Painiac und Weird Truth in Belgien respektive Japan zu Hause sind.
Worship ist zum Trio angewachsen. Wer sind die neuen Musiker Kuolema & Spam? Wie konntest du sie für das Projekt begeistern? Hat sich bezüglich dem Kompositorischen etwas verändert?
Harhar. Spam heisst eigentlich Satachrist, aber der Begriff „Satachrist“ war leider bis vor kurzem im Spamfilter unseres Forums, da gewisse Parteien dort regelmässig Hasstiraden gegen Satachrist hinterlassen. Satachrist hat viel mehr Hass-Seiten als ich, aber ich arbeite dran.
Ehrlich gesagt ist es mal wieder ziemlich rastlos bei uns. Um „Dooom“ ernsthaft zu schaffen, muss ich die Wege kürzer halten, und da Satachrist bei mir in München wohnt und Kuolema und sein Studio leider 7 Stunden weit weg sind, schaut es da schlecht aus für das jetzige Line Up. Absolut nichts persönliches oder musikalisches, Kuolema ist Klasse, ein super Produzent und er hat ein tolles Studio (http://www.worldsendstudio.de). Nur heisst die Entfernung entweder monatelang jedes Wochenende weg mit 14h Fahrt und 200 Euro pro Wochenende allein die Reise, oder alternativ wochenlang am Stück unbezahlter Studio-Urlaub. Beides nicht machbar.
Wenn ich mich also entscheide, das Album im Köln aufzunehmen, weiss ich, dass es niemals passieren wird, da ich das niemals einrichten kann. Daher habe ich mich dagegen entschieden. 2006 möchte ich „Dooom“ fertig haben.
Um das neue Lineup für „Dooom“ bekannt zu geben, ist es aber noch zu früh.
Die aktuelle Single mit Loss wurde kürzlich über Paniac veröffentlicht. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit den Amerikanern? Magst du die Musik von Loss?
Um meinen Arschloch-Ruf weiter auszubauen, gestehe ich, dass ich noch nichts von ihnen angehört habe, aber ich kenne sie schon eine Weile. Absurderweise habe ich zur Zeit keinen Plattenspieler mehr, da Schrott. Aber dazu später mehr.
Wie waren die Reaktionen auf den Siebenzöller? Darf man „Devived“ als Wegweiser für das kommende Album betrachten?
Bin ganz zufrieden mit den Reaktionen. Bis vor kurzem hätte ich die zweite Frage absolut mit Ja beantwortet, aber seit Herbst bin ich mit dem „Dooom“-Gedünke wieder ein Stück weiter, und habe einen leicht anderen Sound im Sinn. Ausserdem werde ich die Scheibe ja selber produzieren, also wird’s auch wieder etwas anders.
Das erste Album „Dooom“ wird also nächster Zukunft erscheinen. Bereits vor dem tragischen Tod von Fucked-Up Mad Max wurde daran gearbeitet. Ist noch Material aus dieser Zeit vorhanden und wird dies den Weg auf die Platte finden? Ist der Einfluss von Max überhaupt noch spürbar?
Spürbar definitiv. Aber eins muss ich erklären: Ich kann nichts aufnehmen, was ich vor Jahren für gut & richtig hielt. Ich kann nur das aufnehmen was ich HEUTE für gut & richtig halte. Deswegen denke ich die Songs ständig weiter. Einige Songs habe ich abgesägt und durch neue, Post-Max Songs ersetzt.
Niemand kann von mir verlangen, dass ich Sachen aufnehme an die ich heute nicht mehr glaube nur weil sie damals der Stand der Dinge waren. Bin ja kein Museum. Sondern ein ziemlich perfektionistischer Musiker.
Ich werde aber Originalaufnahmen von Max verwenden.
Was darf man auf „Dooom“ erwarten? Wodurch ist das Aktuelle Material inspiriert?
Meine Meinung: „Dooom“ ist heute dreimal so gut wie alles was ich damals drauf hatte, und bestimmt das beste was Worship je gemacht hat. Ich neige wie immer zu Übertreibungen, und daher ist „Dooom“ als Hörspiel angelegt, d.h. es zieht sich eine Story durch alle Songs mit gesprochenen Parts. Eventuell wird „Dooom“ eine Doppel-LP.
Inspiration versuche ich hauptsächlich aus mir selbst zu ziehen, ich höre sehr wenig Musik. Die Hörspiel-Sache ist inspiriert von meinem Liebingshörspiel „War of the Worlds“.
Klingt sehr interessant. Worship hat ja das erste Mal 3 Konzerte in Arnheim, Gent & Tilburg gespielt. Wart ihr mit dem Auftritt trotz personellen Problemen zufrieden? Wie war die Reaktion des Publikums und darf man in Zukunft weitere Worship-Konzerte erwarten?
Ok, das war eine ziemlich improvisierte Sache. Ich plus 4 Sessions-Leute, wenig Proben mit je viel Stress und Anreise, wenig Zeit zur Vorbereitung... Daher war es auch weit unter dem Level an Qualität, den ich von mir brauche, deswegen bin ich definitiv nicht zufrieden. Ausserdem war es sehr anstrengend, voller Leute und weit ab von daheim, mit wenig Schlaf oder Komfort, dafür langen Autofahrten. Kann man mich mit jagen.
Ausserdem lasse ich mich nicht hetzen, und gehetzte Soundchecks und stressiges Auf- und Abbauen und lauter gekürzte Sets sind eine Frechheit, die ich nicht mehr mit Worship machen lasse.
Fazit: Worship ist das Gegenteil eines überfüllten, stressigen, gehetzten Live-Konzerts. Worship ist einsam, unstressig, ungehetzt und tot. Ein zukünftiges Konzert muss schon ganz anders aussehen. Am besten ohne Publikum.
Ich hab gelesen, dass neben „Dooom“ eine Three-Way Split in Planung sei. Magst du uns mehr drüber erzählen? Gibt es weitere reife Pläne?
Der Song für diese Split ist sogar schon aufgenommen, den muss ich noch mischen und wenn Fred und die anderen Bands so weit sind hauen wir’s raus. Der Song ist mehr ein Geschenk als ein richtiges Lied, ist ein doch recht origineller Coversong.
Weitere Pläne: Ich denke da grad über einen sehr speziellen Plan nach, aber noch zu früh zum Ausplaudern.
Auf jeden Fall werde ich mich die Tage an die Produktion von „Dooom“ machen, nachdem beyond the void – Booking und 2 Videodrehs abgeschlossen sind. Dann hab ich erstmal bis zur Tour im März relative Ruhe.
Welche Alben befinden sich momentan in deiner „Heavy Rotation“?
Habe ich keine. Habe Ende der 90er aufgehört aktiv Musik zu hören. Ich hungere mich etwas aus, so entstehen bei mir im Hirn neue Songideen statt dass mir Lieder von anderen einfallen. Die meisten Songs heutzutage schreib ich komplett im Kopf, so beim Rumlaufen, und arrangier die später auf Gitarre oder Klavier. Ja das ist etwas seltsam, aber mir nicht peinlich. Nur bin ich etwas hilflos bei Fragen über andere Bands.
Hab vor kurzem meine Stereoanlage auf den Sperrmüll gestellt, und meine CD-Sammlung sc