Im Schweisse unseres Angesichts präsentieren wir Euch das
Interview mit Throes Of Dawn. Es war gar nicht so einfach, die gedanklichen
Ausflüge von Henri Kaamos zu übersetzen respektive ihnen zu folgen. Trotzdem,
das Intie musste her. Mit Binding Of The Spirit haben die Finnen ein tolles Dark
Metal Album aufgenommen, welches man sich unbedingt mal zum Probehören sichern
sollte. Ist ja auch kein Wunder, denn die Leute von Throes Of Dawn sind
schliesslich nicht erst seit gestern im Geschäft. Und wenn einem dann die eine
oder andere musikalische Stelle auf dem Album bekannt vorkommt, stellt sich
natürlich die Frage: Wer hat jetzt von wem abgekupfert?
Die Band wurde 1994 gegründet und veröffentlichte ein Demo Tape namens With The
Northern Wind, worauf zwei Alben folgten, Pakkasherra und Dreams Of The Black
Earth. Danach habt Ihr die Plattenfirma gewechselt. Euer aktuelles Werk heisst
Binding Of The Spirit. Wie hat sich Eure Musik in all den Jahren verändert? Hat
sie sich überhaupt verändert?
Henri: Oh, die Musik hat sich sogar sehr verändert! Sie ist seit dem Bestehen,
also 1994, melodischer und atmosphärischer geworden, auch langsamer übrigens.
Ich sehe das als natürliche Weiterentwicklung. Unsere Musik klingt heute so, wie
wir uns das vorstellen.
Wie würdest Du Eure Musik beschreiben? Atmosphärischer Dark Metal mit Black
Metal Vocals?
Henri: Ja, ich glaube, das passt gut. Ich fühle mich eigentlich nicht wohl
dabei, unsere Musik zu kategorisieren. Die meisten Adjektive in dieser Szene
haben ihre ursprüngliche Bedeutung verloren.
The Last Rainbow Warrior Is Dead erinnert mich an das Halls Of Frozen North
Album von Catamenia, besonders an den Titelsong Dreams Of Winterland, und
Binding Of The Spirit Onto Earth würde perfekt in eine besser produzierte
Version von Stronghold passen, der letzten Platte von Summoning. Versteh mich
nicht falsch. Ich möchte nicht sagen, dass Ihr keinen eigenen Stil hättet. Ich
versuche nur, Eure Musik ein wenig zu vergleichen, damit die Leute einen
Eindruck davon bekommen, wie Eure Musik im Allgemeinen klingt.
Henri: Und Halls Of Frozen North von Catamenia hört sich wie das frühere Throes
Of Dawn Material an. Tja, so läuft's eben (voll ins Fettnäpfchen, werter Herr
Gesprächsführer - Anm. d. Red.).
Wie schreibt Ihr Eure Songs? Sie sind zwar sehr stark mit Keyboards
angereichert, klingen aber doch gitarrenorientiert.
Henri: Wir versuchen eigentlich, beide Instrumente beim Komponieren einzusetzen,
möglichst harmonisch, um eine spezielle Atmosphäre sowie dunkle Elemente zu
erschaffen.
Ihr habt eine Menge interessanter Songtitel. Leider waren der Promo Ausgabe
keine Texte beigelegt. Tust Du uns den Gefallen und erzählst was über ein paar
davon? Lass uns mit The Last Rainbow Warrior Is Dead beginnen.
Henri: Der Titel handelt von der Zerstörung der Welt. Die 12 Regenbogenkrieger,
die im Text auftauchen, stammen aus einer alten, indianischen Legende, die
besagt, dass, wenn die Welt untergeht, diese 12 Regenbogenkrieger aus ihrem
jahrzehntelangen Schlaf erwachen, um die Zerstörung zu verhindern. In meinen
Lyrics aber erwachen diese Krieger nicht. Dieses 'dead rainbow warrior' Thema
ist also eine Art Metapher für die Anti-Hoffnung. Der Titel handelt auch von
Menschen, die glauben, dass stets irgendwer oder irgendetwas sie retten wird,
was immer auch passiert.
Binding Of The Spirit Onto Earth?
Henri: Das ist ein fantasyorientierter Song. Der Text handelt von Verzweiflung
und Verlust, aber eigentlich vom Tod, von einer anderen Perspektive aus gesehen.
Es ist ziemlich schwierig zu erklären, aber ich spiele darin mit folgendem
Gedanken: Wenn etwas Tragisches einem menschlichen Geist widerfährt, so
hinterlässt dies immer eine Art von Narbe in der Zeitlinie. Diese Narben in der
Zeit verbindet diese Geister. Sie sind quasi 'unsterblich in Traurigkeit'
miteinander verbunden. Aber man kann den Text auch anders interpretieren, und
zwar aus der Sicher der 'Meister', welche die Gesetze des Raums und der Zeit
bestimmen, also 'In oaken chest we keep her dreams, binding her spirit onto
earth…'. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu verwirrend (öh, nee, hä? - Anm. d.
Red.). Es ist wirklich schwierig, diese Lyrics in einfache Worte zu fassen, weil
auch viele persönliche Aspekte und Ansichten darin vorkommen. Wie dem auch sei.
Wir werden eine eigene Rubik in unserer Homepage eröffnen, in der man
ausführlichere Erklärungen zu den Texten finden kann.
Master's Garden?
Henri: Master's Garden ist aus dem Teil eines Traumes entstanden. Ich möchte den
Inhalt nicht zu sehr enthüllen. Aber die Lyrics passen perfekt zum Song.
The Wanderer?
Henri: Dieser Titel handelt vom menschlichen Geist und dessen Freiheit des
individuellen Denkens. Ich benutze das Wort Seele in diesem Stück als Metapher
für den Geist. Die Grundidee für diesen Song war, die üblichen, gedanklichen
Schemen aufzubrechen, welche durch all diese stupiden Religionen und begrenzten
Horizonte einiger Menschen erschaffen worden sind. Es sollte unser Ziel sein,
unseren Geist zu erforschen und weiterzuentwickeln. Das ist der Schlüssel! Der
Text erzählt von der gedanklichen Wanderung durch verschiedene Welten jenseits
von Limitierung durch Raum und Zeit.
Euer CD Cover ist nicht unbedingt typisch für eine finnische Metalband. Keine
Wälder, keine Wölfe, keine verschneiten Landschaften, keine Ruinen, keine
Schlösser, keine Dämonen oder Teufel, Ritter oder sowas ähnliches. Früher habt
Ihr allerdings auch solche Cover benutzt. Dieses Mal jedoch ist Eure Wahl auf
ein relativ unauffälliges Bild gefallen. Warum?
Henri: Ja, wir haben früher solche verwendet ... auf der Pakkasherra CD war
immerhin ein Wolf zu sehen! Nein, ernsthaft. Wir wollen solche Bilder nicht mehr
verwenden, weil sie keinen Bezug mehr zu unserer Musik haben, mit Ausnahme von
Wäldern. Wir wollten einfach ein Coverkonzept, welches sich von unseren früheren
unterscheidet.
Was ist Eure Interpretation des Bandnamens Throes Of Dawn? Sollte man das
Wort 'throe' mit 'Schmerz' übersetzen?
Henri: Ich möchte das mal so erklären: Wir leben unser Leben in einem stets
gleichbleibenden, grauen Schema, wie die meisten Tiere. Mit der Dämmerung
beginnt das Ende unseres täglichen Tuns. Wir gehen schlafen und betreten die
Welt der Träume, bis das Morgengrauen einen neuen Tag bringt. Throes Of Dawn
symbolisiert den Moment, in dem wir erkennen, dass wir gar nicht mehr in dieser
langweiligen Welt namens Realität aufwachen wollen. Der Name reflektiert den
Hass auf die so gewöhnliche Hölle des Menschseins. Es ist ziemlich schwer, das
alles in einfache Worte zu fassen ... aber wäre es nicht besser, bis in alle
Ewigkeit zu träumen?
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wenn ich mich recht erinnere, habe ich
Euch mal auf einem älteren Photo mit Corpse Paint gesehen. Auf den neueren
Photos scheint Ihr keines mehr zu benutzen. Wie wichtig ist Euch der visuelle
Ausdruck in Bezug auf Musik von Throes Of Dawn? Oder legt Ihr da gar keinen Wert
drauf?
Henri: Ja, wir haben in der Vergangenheit Corpse Paint benutzt, aber jetzt nicht
mehr. Wir kümmern uns nicht darum, wie wir auf den Photos aussehen. Alles was
zählt, ist die Musik. Wenn jemand unsere Alben nicht kauft, nur weil ihm unser
Erscheinungsbild nicht gefällt, dann ist unsere Musik für ihn auch nicht
geeignet.
Ihr habt Binding Of The Spirit in den Tico Tico Studios aufgenommen. Es
scheint so, als hätten die ziemlich volles Haus dort. Im Moment nehmen ja sehr
viele Bands ihre Platten im Tico Tico auf. Seid Ihr zufrieden gewesen mit dem
Studio?
Henri: Wir sind sogar sehr zufrieden mit der Arbeit von Tico Tico! Der
Soundingenieur, Ahti Kortelainen, ist wirklich talentiert! Er versteht es, jeder
Band den perfekten Sound zu verpassen. Wir werden in Zukunft sicher auch wieder
dorthin gehen.
Hattet Ihr schon die Möglichkeit, das neue Material live zu präsentieren?
Henri: Nein, da wir keinen Synthie Spieler für eine Live Show zur Verfügung
haben. Wir suchen noch nach einem im Moment.
Eure Ex-Kollegen von Woodcut Records (der frühere Brötchengeber der Band -
Anm. d. Red.), Alghazanth, haben kürzlich ebenfalls ein Album herausgebracht,
Thy Aeons Envenomed Sanity. Kennst Du es, und was denkst Du darüber? Habt Ihr
überhaupt noch Kontakt zu den Bands dort?
Henri: Ja, ich kenne ein paar von den Alghazanth-Jungs. Welch monströser Name!
Ich bin nicht allzu beeindruckt von Ihrem Debutalbum. Es hat ein paar tolle
Songs drauf, aber nicht alle sind gut. Ich denke, sie werden in Zukunft
bedeutend mehr in ihre Musik investieren. Ich hatte ein paar Gespräche mit dem
Gitarrist Veilroth. Die Alghazanth Leute scheinen wirklich gute Kumpels zu sein.
Throes Of Dawn - die ganz gewöhnliche Hölle des Menschseins
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- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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