Alghazanth richtig zu schreiben, das ist schon mal eine Meisterleistung für sich. Wenn dann beim Interview herauskommt, dass es sich hierbei um den Namen eines todbringenden Geistes in Gestalt eines Wolfes handelt, ...

Alghazanth richtig zu schreiben, das ist schon mal eine Meisterleistung für sich. Wenn dann beim Interview herauskommt, dass es sich hierbei um den Namen eines todbringenden Geistes in Gestalt eines Wolfes handelt, welcher Gorath im Traum erschienen ist, so fragt man sich natürlich zwangsweise, warum dieses Vieh nicht Wautzi oder Hundi heissen konnte. Hört sich auch bösartig an, ist aber leichter zu schreiben. Nein, im Ernst. Natürlich wollen wir hier Alghazanth nicht ins Lächerliche ziehen. Nur ... verkaufsförderlichen Black Metal zu machen (übrigens sehr guten), dabei aber gleichzeitig die alten, abgedroschenen Black Metal Klischees permanent ins Spiel zu bringen, das passt dann unserer Meinung nach schon nicht ganz zusammen. Und die Zeiten, in denen sich Bands über einen, wenn auch nur auf Aeusserlichkeiten basierenden, Vergleich mit Immortal gefreut hätten, sind offensichtlich auch wieder vorbei. Da kannste Mal sehen, so schnell ist's vorbei mit dem guten, alten Ruf.

Die Ironie im einleitenden Artikel soll jedoch nicht davon ablenken, dass die Alghazanth Leute aufgeweckte Kerlchens sind, die mit ihrem Debut zeigen, dass es noch immer machbar ist, melodischen und majestätischen Black Metal abzuliefern, ohne damit den Rezensenten gleich ins Schlafkoma zu befördern, und das nicht, weil dieser vor Begeisterung ohnmächtig wird. Ihr wisst schon, was gemeint ist. Ein kleiner Scherz am Rande. Spasseshalber wollten wir den Leitartikel "der sich 'nen Wolf tanzt" nennen. Aber erstens wären wir dann von Alghazanth in alle Ewigkeit verdammt worden und zweitens hätte uns Kevin Costner bestimmt höchstpersönlich verklagt.

Gorath über den Meister, schlechte Demos und Ahti Kortelainen, der Mann mit dem goldenen Händchen für den richtigen Sound.

Alghazanth wurden im September 1995 gegründet. 1996 habt Ihr Euer erstes Demo veröffentlicht, Behind The Frozen Forest. Das zweite Demo kam dann 1997 und hiess Dim Is The Moon's Light. Aber es scheint so, dass Ihr mit diesen beiden Veröffentlichungen nicht sehr zufrieden gewesen seid, stimmt das? Jedenfalls habt Ihr noch im selben Jahr ein 3 Track Demo aufgenommen, und ab dann lief es plötzlich gut für Euch. Was war passiert? Erzähl doch mal ein wenig aus den frühen Tagen von Alghazanth.

Gorath: Stimmt. Wir schämen uns ein bisschen für die ersten beiden Veröffentlichungen, weil es uns damals noch sehr an Professionalität gefehlt hat, egal ob Du jetzt den Sound oder das technische Können betrachtest. Mit dem 3. Tape sind wir allerdings heute noch zufrieden. Wir machten nicht mehr die gleichen Fehler, da wir aus den vergangenen gelernt hatten. Das ist wohl auch der Grund für die gute Qualität des 3. Tapes. Wir mussten personell ein wenig umstellen und konzentrierten uns darauf, einen eigenen Sound zu schaffen, der sich in erster Linie nach Alghazanth und nicht nach irgendwelchen anderen Bands anhörte. Sonst gibt's über die früheren Tage gar nicht mehr viel zu erzählen. Sie bestanden hauptsächlich darin, zusammen zu üben und eine eigene, musikalische Identität aufzubauen. Ein anstrengender Prozess, wie ich zugeben muss. Aber es hat sich gelohnt.

Woher kommt der Name Alghazanth?

Gorath: Die Frage wird uns in jedem Interview gestellt. Er kommt aus einem meiner Träume. Es ist der Name eines todbringenden Geistes, der sich mir in Form eines sprechenden, weissen Wolfes offenbarte. In anderen Worten, in einer von Satan's zahlreichen Erscheinungsformen (fast wie bei Rotkäppchen - Anm. d. Red.).

Ihr habt jetzt Euer erstes, offizielles Album veröffentlicht, Thy Aeons Envenomed Sanity. Ich habe versucht, den Titel zu übersetzen, aber schlau geworden bin ich daraus nicht. Ist es einfach nur ein Titel, einer ohne jegliche Bedeutung?

Gorath: Ich würde nicht sagen, dass er keine Bedeutung hätte. Er ist schwierig zu verstehen und noch schwieriger zu erklären. Aber ich versuche es mal. Der Titel ist eine Art Schluss, zu dem jemand in der Zukunft kommen wird. Er kann als gesprochenes Urteil angesehen werden, und zwar aus dem Mund einer Person, welche Augenzeuge von Satan's Aera war. Thy Aeons Envenomed Sanity bedeutet, dass die Herrschaft Satan's einst jegliche Form des 'Vernünftigen' umkehrte. Wenn unser Meister wieder regiert, wird es keinen Frieden, keine Liebe und keine Sicherheit mehr geben. Es ist nicht einfach, das zu erklären, aber wenn Du es Dir ein wenig vorstellen kannst, bin ich schon zufrieden damit.

Das erste Mal, als ich Eure CD in den Händen hielt, war ich etwas erstaunt. Auf der Rückseite des CD Covers ist ein Bandphoto von Euch drauf ... und ich hab gedacht, uuh, was ist denn das? Das neue Immortal Album? Die Posings, die Kleidung und die Art Eures Facepaintings hat mich sehr an diese Band erinnert. Wen oder was würdet Ihr denn als Eure persönlichen und musikalischen Einflüsse bezeichnen?

Gorath: Also mich erinnert das Photo nicht unbedingt an Immortal. Aber, wie auch immer, unser Aussehen gleicht vielen Bands aus diesem Bereich, nicht nur dem von Immortal (ach was? - Anm. d. Red.). Die Hauptsache ist, dass es uns selber gefällt, egal ob es nun an anderen Bands gleicht oder nicht. Musikalisch werden wir von vielen Seiten her beeinflusst. Daher ist es auch kaum möglich, einzelne Bands zu nennen. Ich hab schon gehört, dass einige Leute starke Einflüsse von den alten Gehenna und Emperor heraushören, aber dazu kann ich eigentlich nichts sagen. Vielleicht stimmt's, vielleicht nicht. Und was unsere persönlichen Einflüsse betrifft, so kann ich nur betonen, dass wir sind, wer WIR sind. Wir bestehen nicht aus Teilen anderer Persönlichkeiten.

Ihr habt Euer Album in den Tico-Tico Studios mit Ahti Kortelainen aufgenommen. Wie war's denn so dort?

Gorath: Ahti hat uns die Scheisse im Kopf ausgetrieben! Nein, ernsthaft. Aufgrund seiner Professionalität lief alles sehr gut für uns. Er wusste, was wir tun mussten, auch wenn wir noch selbst keinen Schimmer davon hatten, wie wir etwas anstellen sollten. Er hat einen grossartigen Sinn für Humor und schaffte es damit, die Atmosphäre im Studio sehr aufzulockern. Dadurch wurden wir natürlich viel entspannter. Ich bin echt zufrieden über die Arbeit dort gewesen.

Lass uns ein wenig über Eure Musik sprechen. Wenn ich sie als melodischen und majestätischen Black Metal mit vielen aggressiven und schnellen Parts bezeichnen würde, wärst Du damit einverstanden?

Gorath: Zu 100%. Die Beschreibung entspricht nahezu der, die ich selbst verwende, wenn ich über Alghazanth spreche. Ich kürze es normalerweise mit 'majestätischer Black Metal' ab. Ich glaube, damit können die Leute etwas anfangen. 'Majestätisch' aufgrund der gewissen Dimensionalität und 'Black Metal', weil wir dem Teufel dienen.

Es ist ja nicht ganz einfach, mit dieser Art von Musik überhaupt noch Aufmerksamkeit zu erregen, da sie heutzutage von vielen Bands gespielt wird. Wie würdest Du die Leute davon überzeugen, dass Alghazanth nicht nur eine weitere, melodische Black Metal Band ist, die man sich eigentlich schenken könnte?

Gorath: Der beste Weg, die Leute davon zu überzeugen, ist, Ihnen unsere Musik zu Ohren zu bringen, wodurch diese dann selbst entscheiden können, ob wir uns von der Masse abheben oder nicht. Ich persönlich glaube, dass sich unsere Art des Komponierens und des Arrangierens von anderen Bands abhebt, was ich als einen unserer grössten Vorteile sehe. Es ist auch wichtig, hervorzuheben, dass wir neben der Musik auch für die tiefere, geistige Bedeutung dieser Stilrichtung einstehen, was ebenfalls ein wichtiges Element für den Black Metal ist.

The Unbound Wrath, der erste Song auf dem Album, ist mein Lieblingstitel. Er stellt für mich die perfekte Mischung zwischen Melodie, Aggression und Geschwindigkeit dar. Was sind denn Deine persönlichen Favoriten auf Thy Aeons Envenomed Sanity und warum?

Gorath: Meine Favoriten sind My Somberness Surmounted wegen der majestätischen aber doch düsteren Atmosphäre und The Thorns Cry Blood wegen der heraushörbaren Dunkelheit und Tiefe.

Die Vocals auf He Awaits kommen von Blastmor, dem Sänger von Thyrane. Was hältst Du von deren neuem Album, Symphonies Of Infernality?

Gorath: Ich glaube, dass Symphonies Of Infernality ein guter Beweis dafür ist, dass Thyrane in der Lage sind, wirklich talentierten und guten Black Metal zu machen. Thyrane haben das Potential, auch international Anerkennung für ihre Musik zu erhalten. Ein starkes Album, ganz klar.

Die Lyrics waren der Promoausgabe nicht beigelegt. Noch ein Wort dazu?

Gorath: Da ich die Lyrics für die Band schreibe, beinhalten sie natürlich hauptsächlich meine persönlichen Sichtweisen über verschiedene Themen, die mich auf irgendeine Art und Weise berühren. Auf diesem Debut handeln sie vom Preisen des Meisters, meinem persönlichen Hass und Spekulationen über den Tod und die Zeit danach. Auf dem nächsten Album werden wir auch andere Themen anschneiden, Du wirst sehen.

Hattet Ihr denn schon die Möglichkeit, Euer Material live zu präsentieren?

Gorath: Also eigentlich haben wir ja nur ein einziges Mal live gespielt, und das war Ende 1998. Aber wir haben jetzt ein komplettes Line-Up und warten auf Angebote. Und wenn die kommen, dann gehen wir auf Tour. Es ist zwar noch nichts geplant, aber möglich ist alles!