Schon wieder ein Interview mit einem schwedischen Act? Ja,
in der Tat. Es ist einfach immer ein besonderes Vergnügen, mit Schweden zu
plaudern. Sie bleiben stets höflich, haben immer etwas zu erzählen und sind für
jeden Scherz zu haben. So auch Daniel Andersson, der seinen Interviewpartner
allerdings ein paar Mal korrigieren musste, weil dieser mehrfach die Namen der
einzelnen Bandmitglieder durcheinander brachte. Kein Wunder, Andersson hier,
Andersson da, Olsson noch dazu, und bei Chrille, Rille, Joakim und Joakim war
dann endgültig die Verwirrnis geboren. Nichts desto trotz ist ein informatives
Gespräch zustande gekommen. Viel Spass beim Lesen.
Kannst Du uns zuerst eine kurze Bandbio geben?
Daniel: Natürlich. Wir haben uns anfangs 1999 gegründet, ein bisschen geprobt
und ein paar Songs geschrieben. Zuerst wollten wir eigentlich ein Demo
aufnehmen, aber Chrille, unser Gitarrist, kam zu dieser Zeit mit einem
schwedischen Label in Kontakt. Also schickten wir ihnen ein Probeband zu, und
sie meinten, wir sollten doch direkt eine MiniCD aufnehmen. Also nahmen wir 4
Tracks für diese MCD auf. Kurz danach trennten wir uns von unserem Drummer,
anschliessend auch von unserem Sänger.
Warum denn das?
Daniel: Der Sänger war nicht dazu bereit gewesen, so viel Zeit in die Band zu
stecken, wie wir es von ihm verlangten. Er war sich eigentlich nicht mal sicher,
ob er den Job überhaupt machen wollte. Beim Drummer war das Problem, dass er zu
weit weg wohnte und daher nie zu den Proben auftauchte. Also wechselten wir ihn
aus, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Dies geschah mit seinem
Einverständnis. Es gab also keine Probleme deswegen.
Hört sich ja irgendwie lustig an, wenn man Euer restliches Line-Up
durchliest. Chrille, Rille, Joakim und Joakim. Das gibt doch sicherlich manchmal
Probleme. Wenn es laut ist, und Du einen von denen rufst, weiss keiner, wer
gemeint ist.
Daniel: Haha. Ja, vor allem bei Joakim und Joakim. Wenn Du mit einem von beiden
sprichst, weisst Du nie, wer antworten wird.
Habt Ihr bei Eurem neuen Sänger Joakim Olsson darauf geachtet, dass er
ungefähr die gleiche Stimme hat wie der alte?
Daniel: Nein. Wir waren uns sicher, dass wir wüssten, welches der richtige
Sänger für uns sei, sobald wir ihn hören würden. Ein paar Vorstellungen davon,
wie die Stimme klingen sollte, hatten wir natürlich schon. Joakim singt sogar
etwas anders als früher Rikard. Rikard's Stimme vibrierte mehr, und dunkler war
sie auch. Joakim hat eine sehr schöne und klare Stimme. Als ich ihn singen
hörte, erinnerte er mich sofort an Joey Tempest von Europe.
Apropos Joey Tempest. Eure Einflüsse reichen ja von Led Zeppelin, Black
Sabbath, Dio und Iron Maiden bishin zu Europe, einer Band, die mittlerweile bei
vielen Leuten sehr verhasst ist, obwohl sie eigentlich für die damalige Zeit
ganz guten Hard Rock gemacht hat. Mein Favorit von Europe war übrigens Cherokee.
Welches war Deiner?
Daniel: Rock The Night!! (kommt's wie aus der Pistole geschossen - Verf.) Europe
hatten sowieso eine ganze Menge guter Songs. Cherokee ist natürlich auch einer
davon. Ich weiss, Europe haben sich viel Scheisse in den letzten Jahren anhören
müssen, aber ich denke, dass sie eine ziemlich gute Band waren. Wir machen zwar
ganz und gar nicht das gleiche wie Europe, aber beeinflusst wurden wir schon von
ihnen. An gewissen Stellen hört man das auch heraus.
Ein weiterer Eurer Favoriten ist Dio. Hast Du davon gehört, dass Blackmore
und er eine Rainbow Reunion planen? Wie denkst Du denn im allgemeinen über
Reunions?
Daniel: Ja, Rainbow kenne ich. Ich finde Reunions in Ordnung, wenn es darum
geht, dass die Leute einfach wieder zusammen spielen und auf Tour gehen wollen.
Es ist allerdings nicht in Ordnung, wenn sie es nur tun, weil sie ihr gesamtes
Vermögen versoffen haben und irgendein schlechtes Album aufnehmen, um wieder an
Geld zu kommen. Als Black Sabbath sich wieder zusammentaten, war das das Beste,
was passieren konnte. Ich hatte die Möglichkeit, sie im alten Line-Up live zu
sehen. Es war ein magisches Konzert! Ich finde es auch gut, dass Bruce Dickinson
wieder bei Iron Maiden ist. Das neue Album ist zwar nicht ganz so toll wie die
alten, aber es ist auf jeden Fall besser als alle Alben ohne Dickinson.
Die meiste Musik schreibt Euer Gitarrist Chrille, die meisten Lyrics Du. Eye
Of The Storm, der letzte Titel der Platte, stammt allerdings komplett aus der
Feder von Joakim Olsson. Wolltet Ihr ihm damit quasi einen offiziellen Einstand
in Supreme Majesty geben?
Daniel: Es war eigentlich mehr so, dass er diesen Song damals schon geschrieben
hatte. Irgendwann beim Proben sagte er uns, dass er ein Stück hätte, das
eventuell zu unserer Band passen würde. Er setzte sich hin und spielte es uns
auf der akustischen Gitarre vor. Wir dachten uns, dass der Song sicherlich ganz
gut kommen würde, wenn wir ein paar elektrische Gitarren hineinbringen würden.
Ich denke, es ist ein grossartiger Track geworden.
Das Album heisst Tales Of A Tragic Kingdom. Ist das ein reiner Fantasy Titel
oder steht dieses Königreich für irgend etwas? Gibt es eine Geschichte oder eine
Message dahinter?
Daniel: Also es ist jedenfalls kein Konzeptalbum, wenn Du das meinst. Alle Titel
haben jedoch tragische Lyrics und erzählen daher tragische Geschichten,
Geschichten, die man natürlich auch auf sich selbst beziehen kann, denn jeder
hat sein eigenes, persönliches Königreich. Es ist quasi eine Mischung aus
beidem. Einige Lyrics sind reine Erzählungen ohne Verbindungen zum wahren Leben.
Andere hingegen haben diese Verbindung durchaus, wurden aber ebenfalls in
Erzählungen verpackt.
Chrille, Rille und Bartek, Euer ehemaliger Drummer, spielten früher einer
melodic Death Metal Band namens Mortum. War es nicht schwierig für Chrille, sein
Songwriting für Supreme Majesty umzustellen? Immerhin hatte er ja plötzlich
zusätzlich eine starke, melodische Stimme, die er integrieren musste.
Daniel: Klar. Vom melodischen Death zu unserem heutigen Sound ist es natürlich
ein gewaltiger Schritt. Aber als wir mit Supreme Majesty anfingen, lag die
letzte Mortum Veröffentlichung schon eine Weile zurück. Dennoch brauchte Chrille
selbstverständlich Zeit, auf sein heutiges Songwriting umzustellen. Er hat ja
auch nicht von einem Tag auf den anderen damit angefangen. Da alle von uns
ohnehin schon lange diese 80er Bands mochten und wir uns nach langem Nachdenken
dazu entschlossen hatten, sowas in der Art zu machen, entwickelte sich Chrille's
Art zu Schreiben mit der Zeit immer weiter in diese Richtung. Ich erinnere mich
sogar daran, dass wir die ersten beiden Songs für die MiniCD nach einer Weile
verworfen haben, weil sie einfach noch zu melodic Death lastig klangen.
Wir haben bereits über Eure Einflüsse geredet. Neben den 80er Bands scheinst
vor allem Du auch härtere Musik zu mögen, Pantera, Slayer oder Morbid Angel
beispielsweise.
Daniel: Unser Drummer hört sich ebenfalls viel Death Metal an.
Ist das der Grund, warum ihr beiden keine Songs für Supreme Majesty schreiben
dürft?
Daniel: Haha. Vielleicht. Aber ernsthaft. Ich liebe den klassischen Heavy Metal
und höre mir sehr gerne Bands wie Judas Priest, Iron Maiden oder das
phantastische Soloalbum von Dickinson, The Chemical Wedding, an. Aber ich bin
nicht in der Lage, Songs für uns zu schreiben, jedenfalls momentan noch nicht.
Du hast ja noch die Lyrics.
Daniel: Genau.
Ich habe gelesen, dass Dein Lieblingsessen Spaghetti mit Ketchup ist. Ich
muss Dir sagen - das ist ziemlich seltsam!
Daniel: Haha. Also das war nicht ganz so ernst gemeint. Das kommt eigentlich von
den anderen Jungs, denn sie meinten, wir müssten unbedingt etwas über uns selbst
schreiben. Davon war ich nicht sonderlich begeistert, also sagte ich einfach:
"Ja ok, dann schreibt halt, ich würde Spaghetti mit Ketchup essen."
Also dann isst Du sowas nicht?
Daniel: Nicht wirklich. Ok, es ist zwar vorgekommen, manchmal, am Ende des
Monats, wenn ich kein Geld mehr hatte. Dann war das tatsächlich mein bevorzugtes
Essen, haha.
Ihr hattet in der Vergangenheit ein paar Probleme mit Euren Labels. Ihr kamt
zu Invasion Records, und die verschwanden plötzlich von der Bildfläche. Dann
habt Ihr zu Loud'n Proud gewechselt, und die sind bankrott gegangen. Was habt
Ihr denn geplant, um Massacre zu ruinieren?
Daniel: Haha. Ich hoffe doch nicht, dass wir sie ruinieren werden! Ich weiss
eigentlich bis heute nicht, was mit Invasion Records passiert ist. Sie waren
einfach irgendwann nicht mehr da. Bei Massacre fühlen wir uns sehr wohl. Wir
hatten schon zuvor gerüchteweise gehört, dass Massacre zu den bessern Labels in
der Szene gehören würde, und was unsere eigenen Erfahrungen mit ihnen aus den
letzten Monaten betrifft - die sind wirklich grossartig, speziell dann, wenn Du
dieses Label mit unseren alten vergleichst. Die Leute hier sind sehr nett und
professionell. Ausserdem ist es ein ideales Label für unsere Art von Musik.
Was sind denn Eure nächsten Pläne für Supreme Majesty?
Daniel: Wir haben bereits damit begonnen, neues Material zu schreiben. Wir haben
zwar eine Menge Ideen, aber noch keine fertigen Songs. Zusammen dürfte es aus
all diesen Ideen aber ungefähr sieben Tracks geben. Wir haben auch die
Live-Proben abgeschlossen und versuchen, weiter Gigs hier in Schweden zu buchen.
Wir hoffen natürlich auch, als Supportband auf eine Europa Tour gehen zu können.
Supreme Majesty - Ketchup Spaghetti und andere tragische Geschichten
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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Schon wieder ein Interview mit einem schwedischen Act? Ja, in der Tat. Es ist einfach immer ein besonderes Vergnügen, mit Schweden zu plaudern. Sie bleiben stets höflich, haben immer etwas zu erzählen und sind für jeden Scherz zu haben...