Austra-Underground Teil zwei. Nach Sanguis melden sich nun
die österreichischen Deathgroover Deprešion bei the renewal zu Wort. Das
Interview war eine klare Sache. Es kann doch nicht angehen, dass eine Truppe mit
einem derart gut produzierten Teil einfach ignoriert wird. Jedenfalls nicht von
uns, und jedenfalls schon gar nicht darum, weil ORF1 immer die ganzen RTL und
PRO7 werbungsverseuchten Topspielfilme zur gleichen Zeit ohne jegliche
Unterbrechung sendet. Muss doch irgendwo ein cooles Land sein, dieses
Österreich, oder?
Bitte gib uns doch zuerst einen kurzen Überblick über Eure Bandgeschichte.
Burny: Deprešion wurde im Jahre 1993 gegründet. Kurze Zeit später wurde auch das
Demo W.H.Y. in die grosse Welt des Metalundergrounds geboren. 1995 wurde dieses
dann als Split-CD mit Infanticide re-released. Nachdem 1996 unsere Debut CD
Mindgate veröffentlicht wurde, ging plötzlich alles Schlag auf Schlag. Erst
folgten einige geniale Konzerte wie zum Beispiel mit Death, Benediction,
Cannibal Corpse ... und auf einmal war alles vorbei.
1998 habt Ihr Euch von Sänger und Drummer getrennt, was ja ein ziemlich
grosser Einschnitt ist. Der Vokalist stellt oft das Aushängeschild der Band dar,
und gute Drummer gibt's auch nicht wie Sand am Meer. Was ist denn damals
passiert?
Burny: Wie es dazu kam, kann ich nicht genau sagen, denn zu diesem Zeitpunkt war
ich leider noch nicht in der Band. Aber wie es mir geschildert wurde, gab es
einige persönliche Differenzen. Natürlich ist es ein sehr grosser Verlust für
eine Band, wenn der Frontgrunzer und die Rhythmusmaschine ersetzt werden müssen,
was mitunter auch der Todesstoss für eine Combo sein kann. Jedoch nicht bei
Deprešion. Das aktuelle Line-Up bildet die stärksten Deprešion aller Zeiten. (Burny
- Vocals, Dan - Guitars, Mac - Drums und Radim - Bass)
Haben diese Abgänge auch eine Auswirkung auf den "neuen" Deprešion Sound
gehabt?
Burny: Jede Veränderung des Line-Up's hat Auswirkungen auf den Sound. Das beste
Beispiel dafür ist mit Sicherheit Six Feet Under. Jedoch finde ich, dass es sich
bei Six Feet Under wie auch bei Deprešion nur in die positive Richtung geändert
hat. Wir haben uns vom sehr thrash-lastigen Sound von Mindgate eher ein bisschen
retour zu W.H.Y. entwickelt - jedoch mit grösseren, spielerischen Fähigkeiten
und einer riesen Portion Groove.
In Bezug auf das Songwriting fallen in den Credits immer wieder die Namen
Daniel und Radim. Zumindest auf den alten Platten taucht bei den Lyrics auch oft
der Name Syliva auf, welche allerdings nicht zum Band Line-Up gehört. Erzähl mal
etwas über sie.
Burny: Sylvia ist die Ex-Freundin und Mutter des Sohnes unseres Gitarristen
Dan. Sie hat viele seiner Texte auf Englisch übersetzt und auch eigene
geschrieben. Da Milan, mein Vorgänger, dem Englischen nicht sehr mächtig war und
auch keine Texte schreiben wollte, hat sich Dan mit Sylvia diese Arbeit geteilt.
Mit dem bei uns besprochenen Promo2000, welches wirklich sehr gut produziert
ist, wolltet Ihr einen Plattenvertrag ergattern. Aber von fünfzig Labels haben
nur drei geantwortet. Zu einem Vertrag kam es dennoch nicht. Was denkst Du, war
der Grund dafür? Ist Eure Art des Death Metals momentan nicht so in?
Burny: Ursprünglich wollten wir das Promo2000 wirklich nur an Labels
verschicken. Wir dachten, dass es mit diesem Material und dieser Produktion
dieses Mal wirklich klappen sollte. Aber wiederum haben wir keine einzige
positive Resonanz von den Labels gekriegt, und tatsächlich haben nur drei von
fünfzig Labels sich die Mühe gemacht und zurückgeschrieben. Warum das so ist
können wir selber nicht sagen. Wir haben uns intensivst betrunken und nach
Gründen gesucht, aber wir sind nicht fündig geworden. Keines der Magazine,
welche die als EP neu aufgerollte CD reviewte, konnte sich das ganze vorstellen.
Aber wir sind auch so zufrieden, denn mittlerweile verkauft sich die Evil
Fantasy MCD, die wir selbst produzierten und auch vetreiben, recht gut. Wir habe
inzwischen ca. 200 Stück abgesetzt und hoffen, dass es so weitergeht.
Eure Musik hat durchaus ihre Uptempo Momente, spielt aber auch viel mit
schweren und groovigen Midtempoparts. Wie ist diese Mischung zustande gekommen?
Ihr könntet ja auch prügeln wie die Irren, aber das scheint Euch nicht so sehr
zuzusagen.
Burny: Prügeln wie die Irren. Das ist gut gesagt. Ich persönlich höre mir sehr
gerne solche High-Speed Bands an und kann fast nicht genug davon kriegen. Jedoch
klingt fast jede Band wie die andere. Vor allem auf Festivals in der Tschechei
fällt es einem teilweise gar nicht mehr auf, welche Band jetzt gerade spielt. Es
wirkt mit der Zeit monoton und vor allem langweilig. Wir könnten natürlich auch
sowas spielen. Jedoch macht es uns mehr Spass, wenn es groovt und wir richtig
gut Gas dazu geben können. Vor allem merkt man auch den Fans im Publikum an,
dass sie es richtig geniessen, mal was zum mitbangen und abmoshen zu hören und
zu sehen.
Wie gesagt, Euer Promo2000 kann mit einer wirklich tollen Produktion
aufwarten. Woran liegt's? Seid Ihr Naturtalente? Glückskinder? Hattet Ihr eine
sehr professionelle Unterstützung im Studio?
Burny: Wir sind mit einer gewissen Vorstellung ins Studio gegangen, und der
Mischer hat uns freie Hand gelassen. Das ist sehr viel Wert, denn viele
Produzenten versuchen, den Bands und deren Sound einen eigenen Stempel
aufzudrücken. Dies hat wiederum den Effekt, dass viele Bands das Ergebnis erst
als sehr gut empfinden aber im Nachhinein enttäuscht sind, wenn sie es mit
anderen Produktionen aus diesem Studio vergleichen, da ihre CD genauso klingt
wie alle anderen. Und genau das wollten wir wirklich nicht und haben wir auch
nicht gekriegt.
Ihr scheint recht starke Verbindungen in die Tschechische Republik zu haben.
Promo2000 wurde dort aufgenommen, Euer Fanclub ist in der Tschechischen Republik
ansässig und live gespielt habt Ihr dort auch schon. Wie hat sich denn diese
"Völkerverbindung" entwickelt?
Burny: Diese Verbindung zwischen Österreich und der Tschechei ist gar nicht so
schwer zu verstehen, wenn man weiss, dass Dan und Radim in der Tschechei geboren
wurden und erst seit zehn Jahren hier in "unseren schönen Alpenrepublik" leben.
Dadurch sind natürlich diese Verbindungen leicht zustande gekommen bzw. erhalten
geblieben. Vor allem gibt es in diesem Land, das übrigens auch die Schweiz im
Eishockey vernichtet hat hehehe (nächstes Mal sind sie fällig! - Red.), noch
eine Szene, wie man sie bei uns in Österreich vergebens sucht. Da ist es bei
euch schon besser darum bestellt - jedoch lange nicht so familiär wie in der
Tschechischen Republik!
Wenn Du jetzt spontan zu Deinem Land ein paar positive und negative
Stichworte abgeben müsstest, welche würdest Du nennen? Ich fang mal an. Positiv:
Beeindruckende Berglandschaften, Mozartkugeln, Toni Polster, prunkvolle
Architektur, ORF1 Topspielfilme ohne Werbung. Negativ: Eure Skifahrer sind
mittlerweile besser als unsere, Kommissar Rex, die übelsten Fernsehsendung aller
Zeiten. So, jetzt bist Du dran ...
Burny: Positiv: Besseres Bier als in der Schweiz (ha! - Red.), nur eine
Amtssprache, Deprešion hehe, Pungent Stench, Disastrous Murmur, Arnold
Schwarzenegger, Nikki Lauda, Hermann Maier. Negativ: Schlechteres Bier als in
Tschechien, teuer, Adolf, Jörg, wir gewinnen jedes Skirennen (noch! - Red.),
Käse ohne Löcher.
Und was stellt Ihr jetzt an? Wie sieht die nahe Zukunft von Deprešion aus?
Burny: Wir werden uns die Ärsche aufreissen um noch mehr zu spielen und vor
allem vielleicht doch mal ein Label für uns gewinnen zu können. Heute fahren wir
übrigens noch in Richtung Tschechien ab, um auf dem North Power Jam, dem Bruder
des holländischen Dynamos, zu spielen, und zwar mit Annihillator und Incantation.
Alles, was wir in Zukunft unternehmen werden, kann man auf unserer Homepage
unter http://www.depresion.at/ jederzeit nachlesen. Vielen Dank für das
Interview und macht weiter so! Keep the Metal alive!!!
Depresion - Groovendes aus einer Alpenrepublik
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
- Zugriffe: 7287
Austra-Underground Teil zwei. Nach Sanguis melden sich nun die österreichischen Deathgroover Deprešion bei the renewal zu Wort. Das Interview war eine klare Sache...