Eigentlich können Agathodaimon einem schon fast Leid tun. Da bringen sie 1998 ein wirklich geniales Debutalbum namens Blacken The Angel heraus und liefern damit auch gleich noch ihren ewigen Bandklassiker Tristetea Vehementa ab. Agathodaimon haben zwar ein Keyboard mit dabei, aber das stört damals noch niemand. Blacken The Angel hört sich immer noch genügend rauh, aggressiv und heavy an. Schwupps ist die neue deutsche Black Metal Hoffnung (heute würde man sicherlich noch das "melodic" vor die Stilbeschreibung setzen) geboren. Ganz Deutsch ist zwar nicht völlig richtig. Sänger Vlad besucht sein Heimatland Rumänien und bekommt für die Recording Sessions kein Ausreisevisum mehr - ein Gastsänger namens Akaias wird "rekrutiert".

Zeitsprung. Im Jahre 1999 erscheint das Folgealbum The Higher Art Of Rebellion. Vlad hat wieder kein Ausreisevisum bekommen, was zur Folge hat, dass die Band nach Bukarest reist, um die Platte in einem rumänischen Studio einzuspielen. Akaias fährt ebenfalls mit, und mit Byron holt man sich noch einen dritten Vokalisten in die Runde, um die Platte mit zusätzlichen, cleanen Vocals anzureichern. Der Titel Body Of Clay setzt den fantastischen Sänger voll in Szene und beweist - eine hervorragende Wahl!

The Higher Art Of Rebellion zeigt Agathodaimon allerdings gleichzeitig von einer viel weiträumigeren, musikalischen Seite als Blacken The Angel, verbindet blackmetallische Elemente mit Gothic und Gothic Rock Einflüssen und wirkt durch die vielen eingängigen Melodien besonders zugänglich. Kurz gesagt: Das Album ist eine Klasse für sich, wird aber von den Blacken The Angel Anhängern total verrissen, was eigentlich völlig unberechtigt ist. Aber klar, Agathodaimon hatten sich wohl einfach zu weit von ihrem eigenen "Bandprofil" wegbewegt.

Chapter III sollte also so eine Art Mischung zwischen den beiden vorgängigen Alben werden, und das war vielleicht auch der Grund, warum man sich für den aktuellen Mix zu Gerhard Magin ins Commusication Studio verzogen hat - wie damals bei Blacken The Angel.

Bei Chapter III sieht die Gesangsbesetzung wieder einmal etwas anders aus. Die einzige Konstante scheint Akaias zu sein - das Gekrächze stammt einmal mehr von ihm, und meiner persönlichen Meinung nach können Agathodaimon auch gar keinen besseren Fronthasen finden. Vlad ist auf Chapter III nicht zu hören, und auch auf Byron's tolle Stimme müssen wir dieses Mal verzichten. Der cleane Gesang auf Sacred Divinity stammt von einem Herrn namens Radu Minulescu, und die restlichen Vocals kommen von Bandleader Sathonys (auch Gitarre) sowie einem weiteren Gastsänger.

Das Rezept der "integrierten Vergangenheitsbewältigung" scheint zu funktionieren, auch wenn Chapter III im Gesamteindruck wieder deutlich härter als The Higher Art Of Rebellion wirkt. Die Gitarren sind im Vergleich zu Blacken The Angel jedoch ein wenig melodischer geworden. Dafür wirkt der Sound auf Chapter III bedeutend aggressiver als auf The Higher Art Of Rebellion. Gleichzeitig erscheinen Agathodaimon epischer und majestätischer denn je. Im Vergleich zu Blacken The Angel gehen die Songs bedeutend schneller ins Ohr, was sicherlich am erhöhten melodic-Faktor liegt, ein Verdienst, der vor allem auch den Gitarristen zugerechnet werden muss, die sich, wie bereits erwähnt, immer stärker am "Melodiebildnis" beteiligen.

Das Resultat ist eine Platte mit richtig starken Songs, die zwar kompositorisch allesamt vielschichtig wirken aber niemals auf Teufel komm raus unnötig kompliziert aufgebaut wurden. Dazu gibt's einen mächtig tollen Sound ohne Politurschäden. Paradise Beyond drängelt sich durch seine unbremsbare Eingängigkeit sofort in die erste Reihe der Anspieltips, einen Fingerbreit vor Spirit Soldier, einem sehr theatralisch aufgebauten Track. Past Shadows seinerseits überrascht durch einen schon fast melodic Death tauglichen Eröffnungsriff der beiden Gitarristen Sathonys und Hyperion sowie mit einem Wechselspiel von cleanen Gesangslinien und den Krächzereien des Akaias. Nicht unbedingt der stärkste Titel von Chapter III, muss man zugeben, und das trifft leider auch für Departure zu. Vor allem bei Letzterem hätte man vielleicht die cleanen Vocals ebenfalls von Radu Minulescu einsingen lassen sollen, denn das später folgende Sacred Divinity überzeugt nicht zuletzt durch die warme und eher progrockorientierte Stimme des Rumänen (die Gesangslinien passen eigentlich eher zu Bands wie Marillion) - ein sehr intensives und emotionales Stück in absoluter The Higher Art Of Rebellion Tradition! Mit Burden Of Time haben Euch Agathodaimon dann noch ein richtig schön heavy klingendes Schlusslicht auf die Scheibe gepackt. Der Fall ist klar - mit Agathodaimon kann man wieder einmal sehr zufrieden sein!

Wenn es einen wirklichen Wehmutstropfen auf Chapter III gibt, dann ist es das Fehlen des grossartigen Sängers Byron. Vlad vermisst man weder beim Songwriting und schon gar nicht beim Gesang. Aber eines ist klar. Dass in Agathodaimon viele Hoffnungen gesetzt werden (und wurden), hat seine absolute Berechtigung.

Also nochmals. Wenn Euch Paradise Beyond und Sacred Divinity nicht überzeugen, dann überzeugt Euch gar nichts, denn diese zwei Songs zeigen, dass beide uns bekannten Seiten von Agathodaimon auf ein und dieselbe Platte passen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

11/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal