Old Corpse Road aus Britannien geben sich eine riskante Mische - Folk Black Metal. Warum man das Gedöns dann nicht einfach Viking Metal nennt entzieht sich beim ersten Eindruck meinem Geiste. Aber lassen wir uns doch einfach mal drauf ein.

Der Titeltrack entpuppt sich als vierminütiges Intro, dass neben Hintergrundgesäusel nur aus gesprochenem Wort besteht. Sehr öde für meinen Geschmack, vielleicht müsste man sich auf den Inhalt des Gesagten einlassen, das vermutlich eine gewisse Stimmung für die folgenden Tracks schaffen soll. Mache ich aber nicht.
Im Anschluss geben die Briten wenigstens Gas. Es wird ordentlich geknüppelt, die Riffs muten tatsächlich schwarzstählern an; die Vocals werden von Krächzen und ansehnlich tiefem Grunzen dominiert und dabei ab und an von einer Klarstimme unterstützt, die sich um Heroik bemüht. In Kombination mit einer weiten, dezent und gut eingesetzten Keyboardbandbreite erinnert uns das Erzeugnis überraschenderweise an ältere Cradle Of Filth. Auch die Krächzkehle, die ab und an Anstalten macht ins filthige Kreischen abzudriften (es aber nie wirklich versucht), trägt dazu bei. Es wird sich herausstellen, dass dieser Eindruck das gesamte Album überzieht.

Aber glücklicherweise ruhen sich Old Corpse Road nicht auf den Knüppeleien aus. "The Buried Moon" ist zwar ein schlechtes Beispiel für den Abwechslungsreichtum, stellt es sich doch nur als langwieriges Ambientstück im verkappten Summoning-Stil heraus, dass leider nur in den letzten Sekunden mit einer Akustikgitarre zum Aufhören motiviert. "The Wild Voice Came" ist ein A Capella Stückchen, dass Potential hat, mir aber zu sehr nach der Absicht klingt ein Mitgröhl-Liedwerk für Liveauftritte zu schreiben. Nahtlos und von einer akustischen Gitarre beseelt ist dann jedoch der Übergang zu "The Crier Of Claiffe". Wo man zunächst die Fortführung des Cradle-Stils befürchtet, fühlt man sich hier doch tatsächlich an Fjoergyn erinnert, gepaart mit Anleihen aus frühen Dimmu Borgir und Satyricon.

Sparen wir uns das weitere Track by Track-Geschreibe. Im weiteren Verlauf führen die Briten ihren Stil knallhart weiter durch. Gekreische, atmosphärisch zunehmend dichte Klangbauten, die zwischen Blasts- und Midtempo variieren und von tiefem Klargesang und Zupfereien durchzogen werden. Der letzte Track entpuppt sich leider als belangloses Outro.

Am Ende ist klar - Folk Black Metal ist kein Viking Metal. Fjoergyn haben dies vorgemacht, Old Corpse Road gehen aber einen anderen Weg, auch wenn, wie erwähnt, gewisse Parallelen zwischen beiden Bands vorhanden sind. Der Folkanteil wird wohl auch aus dem Inhalt der Lyrics gezogen, mit dem ich mich aber nicht weiter auseinandergesetzt habe. Reine Lückenfüller kann man der Truppe nicht unterstellen. Die Songs sind grossteils äusserst komplex ohne dabei störrisch oder aufgesetzt zu wirken. Wer der Einladung der extrem gehaltvollen Atmosphäre folgen kann, wird von "’Tis Witching Hour" begeistert sein. Die Variation unterschiedlicher Referenzen, ob gewollt oder ungewollt, ist gross. Das gefällt mir diesmal besonders, weil es selten nach Abgekupfer klingt, sondern Old Corpse Road es grandios verstehen, ihren eigenen Brei zu kochen. Schade ist, dass die Quantität der qualitativ hochwertigen klar voneinander abzugrenzenden Parts einfach zu hoch ist, als dass wirklich viel von den guten Momenten hängenbleiben kann. Dennoch - ich wage letztendlich zu behaupten, dass uns hier ein wahrer britischer Geheimtipp vorliegt.

 

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

 

Godreah Records

Veröffentlichung

 

2/2013

Format

 

CD

Land

   

Genre

 

Black Metal