Brocken Moon ohne Grim am Mikro? Geht das? Wieso sollte es nicht gehen? Vermutlich weil Grims polarisierende Kreischstimme bisher das markanteste Merkmal dieses musikalischen Projektes war. Scheinbar trennte man sich nicht im Streit von ihm, vielmehr ergab es sich einfach nicht. So sagte es Humanhater, Frontmann hinter Brocken Moon, in einem Interview und so lassen wir es einfach mal stehen. Aber die Fussstapfen, in die er zu treten hat, sind tief.

Der Opener "Hoffnungslos" gewährt bereits einen gelungenen Eindruck vom Leistungsumfang des Humanhater'schen Stimminstrumentariums. Von Grims Allüren keine Spur legt er einen aggressiven Kreischgesang vor, der zwar in keine episch unterbesetzte Kerbe schwarstählerner Gesangskunst schlägt, aber dennnoch ansehn(hör)lich daher kommt. Der Fakt, dass die lyrischen Auswüchse in vielen Parts deutlich zu verstehen sind, erarbeitet Brocken Moon hier einen Pluspunkt.

Neben den überwiegend durch Fellknüppelei gekennzeichneten Songs wie "Hoffnungslos", "Kälte" und "Krieg" liefert uns die Truppe mit "T12 Ritual" und "Einsamkeit" zwei Ambient-Stücke. Ich formuliere es kurz: Beide können mich nicht beeindrucken.
Eine Symbiose bietet das letzte Stück "Die Leere", das mit Downtempo Gitarrengeklimper und an Silencer erinnernden Kreischeinlagen von Humanhater beginnt, um über einen Knüppelpart in der Mitte in einem fulminant dissonanten Glockenspiel am Ende zu münden. Stets dabei, so übrigens auf dem ganzen Album, ist der Synthie, der uns hier mit Atmosphäre versorgen soll. Und das geht gar nicht mal so schief, erinnert er doch allgemein leicht an Schwarzstahl depressiver Spielart.

Die Gitarren auf "Hoffnungslos" kommen äusserst klirrend und frostig daher; über den Daumen gepeilt hüllen Brocken Moon das vorliegende Album in ein komplett anderes Soundgewand als zuvor. Ich bin sicher, dass ein Brocken Moon Kenner "Hoffnungslos" nicht eben jener Band zuordnen würde, wenn er es nicht besser wüsste - derart anders fällt der Gesamteindruck aus.

Anders bedeutet keinesfalls schlecht. Das zeigten unter anderem bereits Ulver. Der Silberling hat seine Höhepunkte und vor allem die erwähnten tempotechnisch höher angesetzten Tracks bieten nettes Tonmaterial feil - leider fällt die für Deprimetall übliche Jammerlyrik aber eher langweilig aus und der Sprung heraus aus der Melancholie vom Schneemärchen ins depressiv wehleidige der Hoffnungslosigkeit erweist sich als holprig. Es scheint als fehle die Brücke dazwischen; der Brocken Moon Kenner wird somit ins kalte Wasser geschubst und alle anderen halten hier nur ein Durchschnittsalbum in der Hand.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Northern Silence Productions

Veröffentlichung

9/2011

Format

CD

Land

Genre

Black Metal