Soso, "Gray Metal" nennen die vier Herren aus der tschechischen Republik ihre Musik also selbst. Das verleitet natürlich zu gewissen Wortspielereien, aber ich verkneife mir das mal. Und wieso nun Grau? Nun, lyrisch scheinen die Jungens sich mit Stadtkram auseinanderzusetzen. Arbeitsalltag, routinierte Abläufe und maschinelle Vorgänge. Aber all das eben nicht unter dem Banner des sogenannten Post Black Metal oder Urban Black Metal. Mit ihren 16 (sechzehn!!!) Alben seit dem Jahr 2000 passt das schon allein zeitlich gar nicht.

Leider fällt die Kategorisierung bzw. das Füllen des Genres "Gray Metal" auf der Textebene schwer, schuld daran sind in meinem Fall Sprachdifferenzen. Leider dürften die Lyrics bei Umbrtka aber einen sehr wichtigen Bestandteil ausmachen, nicht zuletzt weil jeder Song auf dem vorliegenden Album "Ivo" satt bestückt ist mit Worten und Gesang. Reine Instrumentalpassagen sind selten.

Das, was die Tschechen allerdings aus ihren Instrumenten zaubern lässt sich hören. Der Einsatz von Synthies, Samples und untypischen Instrumenten geschieht in Art und Frequenz ein wenig in Anlehnung an Lifelover und Blutmond (z.B. das Saxophon in "Týden"), vielleicht sogar etwas im Stile vom Peste Noire Album "Folkfuck Folie". Das Schlagzeug bietet neben gelegentlichen Ausnahmen kaum Standardkost feil, selbst hier gibt es schön komplexe rockige Beats auf die Ohren, aber auch Blastbeats werden geboten. Selbst eine sehr nervige Humppa-Passage gibt es in "Pivo Ivo" zu hören. Die Gesangsspur eifert über die gesamte Platte verteilt wirklich sehr deutlich den Schweden von Lifelover nach. Dies umfasst schön krächzige, in den Vordergrund versetzte Keiferei und Growls genauso wie psychotische Sprechpassagen und lallend klingende Klargesänge, wie man sie am ehesten einem betrunkenen alten Seebären am Hamburger Hafen zurechnen würde.

Umbrtka verbreiten über ganz "Ivo" verteilt eine seltsam wechselhafte Stimmung. Es herrscht ein ständiger sardonischer Unterton, selbst wenn muntere, poppige Riffs verwendet werden ("Šedesátiny"), gleichzeitig gehen die Tschechen in den schnellen Abschnitten in kaum fehlinterpretierbarer Wut und Aggression auf ("Bagrem"), der sich relativ klar dem Schwarzmetall zuordnen lässt.

Unterm Strich liegt uns mit dem 16. Album "Ivo" (ich kanns immer noch nicht ganz fassen) der Tschechen Umbrtka ein stilistisch absichtlich konfuses, konzeptuell aber völlig gradliniges Ausnahmewerk vor. Ich hoffe bei Zeiten mal auf Übersetzungen der Texte zu stossen - denn das musikalisch atmosphärische Gewand macht unheimlich neugierig darauf, worum genau es in den einzelnen Songs geht.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

WereWolf Production

Veröffentlichung

12/2010

Format

CD

Land

Genre

Metal