Eingeleitet wird dieses musikalische Monument von tief dröhnenden, bedrohlich verstörenden Frequenzklängen, welche mal höher und mal tiefer frequentieren, bevor erste zarte Gitarren den Übergang zu "Firmament" bilden. Dieser schockt und umgarnt den Hörer daraufhin direkt mit seinem überaus ruhigen Aufbau von Instrumenten und Gesang, um gelegentlich auf die Wurzeln der Band zu verweisen ohne die Brachialität, die ihren Liedern früher innewohnte zu erreichen. "The First Commandment Of The Luminaries" lässt so dann bewusst werden, dass The Ocean anno 2010 in deutlich ruhigeren Gewässern unterwegs sind. Gleichzeitig ermöglicht ihnen dieser Wandel aber auch neue spielerische Qualitäten in den Vordergrund zu stellen, was sich sehr deutlich im Gesang abzeichnet. Das der Gesang so viel ruhiger, ja klassischer geworden ist, liegt an dem neuen Sänger Loic Rossetti. Das vierte Stück brilliert durch eine sanfte Stimmigkeit wie ich sie ihnen nie zugetraut hätte, doch beinahe nur von einem Piano begleitet und wenigen Momenten mit Schlagzeug und E-Gitarre belehren sie mich auch hier eines besseren. Das letzte und härteste Stück "The Origin Of God" fesselt ebenfalls durch starke Melodien und brennt die Verse "Who made your architect – where does he come from – what is he made of" tief in die zerebrale Struktur des Empfängers. Es geht weit über den altbekannten Ohrwurm hinaus.
Sozusagen aus der Vogelperspektive betrachtet entdeckt man hier viele sonnig gemütliche, doch genügend Schatten bietende Plätzchen zum träumen und die Welt vergessen. Vereinzelt erblickt man den einen oder anderen Wolkenbruch und noch seltener einen tobendes Gewitter. Nichts wirkt gekünstelt oder erzwungen, sondern natürlich und gekonnt. Vor allem der Einsatz von Streichern, Bläsern und dem Piano, selbstredend allesamt von gestandenen Musikern eingespielt, erhebt das Album in ungeahnte Sphären von beeindruckender Intensität, Emotionalität und Atmosphäre. Obwohl noch heftiges Gebrüll und tiefe Grunts mal einen Refrain verstärken oder einer Strophe den nötigen Aggressionsgrad verleihen, ist es trotz allem ein wenig schade um einige der enorm derben Gesänge, die gänzlich wegfallen.
Fazit: The Ocean haben in den Jahren eine ähnliche Entwicklung wie Aereogramme oder Burst durchgemacht, sind stetig progressiver und ruhiger geworden. Heliocentric ist zwar härter als "My Heart Has A Wish That You Would Not Go" und seichter als "Lazarus Bird", aber für mich einen Schritt zu weit gegangen. Mit einem etwas härteren Album als Bindeglied zwischen "Precambrium" und "Heliocentric" hätte ich diese Platte noch positiver aufgenommen. So kann ich sie zwar jedem Musikliebhaber der härteren Klänge empfehlen, sie jedoch nicht zum Album des Jahres küren, da mir das "Missing Link" fehlt. Aber sonst: GANZ GROSSES KINO!
Albuminfo
Punkte |
5/5 |
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Label |
Metal Blade |
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Veröffentlichung |
5/2010 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Sludge Metal |