Dementsprechend misstrauisch nahm ich Anlauf zur Rezension von "Emaciated Deity", dem ersten Langspieler der Dünkirchener Bliss Of Flesh...
Augenfällig ist die Vergötterung der Österreicher Belphegor, die sowohl durch Artwork wie auch durch die im Booklet abgedruckten Texte zur Sprache kommt - hier beweist man übrigens seine Verbundenheit zum deutschen Sprachraum und durchsetzt die englische Lyrik mit rein deutschen Strophen, was nicht nur akustisch sondern auch konzeptionell spitzenmässig ins Schema passt.
So bemüht man sich redlich, auch in punkto Perversion an Belphegor heranzureichen und hat unter anderem die nachfolgenden Zeilen ersonnen:
"Ich befehle, Du gehorchst,
Höre meine Stimme, Schluck mich,
Jetzt,
Ficken,
Sieh mein gefressenes Fleisch,
Ich befehle, Du kommst."
Freilich sollte man sich hier ein Grinsen nicht verkneifen, allzu aufgesetzt wird die Bösartigkeit und Abartigkeit zu transportieren versucht, das Endprodukt auf Scheibe klingt aber befriedigend und absolut brauchbar.
Extrem brachial geht man nämlich auf die Piste und lässt bis auf bewusste Ruhemomente keine Gelegenheit aus, dem Hörer die Gehörgänge freizupusten.
Das Schlagzeug nistet sich gefällig im Bleifussbereich ein, die Gitarren frickeln flexible Riffs en masse und garnieren ihr behendes Spiel mit leicht melodischen Leads der dezenten Sorte, der Shouter enstammt hörbar dem Death Metal und durchpflügt die Peripherie mit drückenden Growls durchschnittlicher Tonlage.
Bis auf das Stück "Annonciation Of Carnality", bei dem es sich um ein reines Instrumental handelt, sind sich die neun Kompositionen durchweg einig und helfen einander gerne mit ihrem Songwriting aus, was natürlich auf Kosten der Abwechslung geht und einen wesentlichen Fleisspunkt die Toilette hinunterspült.
Eine mittelschnelle Passage, zwei Blastbeat-Passagen, zwei Breaks und eventuell eine Ruhepause - dieser Songaufbau hat nach dem neunten Auftritt definitiv ausgedient und lässt einige Wünsche offen.
Richtig gut gelungen ist hingegen die Produktion, die dem heftigen Stil der Franzosen perfekt auf den Leib geschneidert worden ist und den hintergründigen Reiz des Albums unterfüttert.
"Emaciated Deity" ist schnell kategorisiert als Aggressionsventil für nervenstarke Headbanger, denn Langeweile lassen Bliss Of Flesh damit in keinem Moshpit aufkommen.
Die Musiker beherrschen ihr Hand- und Mundwerk und lassen instrumental keinen Makel erkennen, was den dicksten Pluspunkt der Platte markiert und die Scheibe in so manchem CD-Player wiederholt kreisen lassen wird.
Mir persönlich ist "Emaciated Deity" einfach einen Tick zu modern und auch die gekünstelte Attitüde trifft bei mir nicht ins Schwarze.
Objektiv aber ein Gesamtwerk mit vielen Stärken, welches seine Anhänger finden wird, jedoch keine Insel der Eigenständigkeit wird anschwimmen können...
...ein Vorzeichen des drohenden Untergangs?
Die Zeit wird es zeigen.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Twilight Vertrieb |
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Veröffentlichung |
3/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |