Wir alle wissen um die Vormachtstellung der USA, die neben dem militärischen Sektor auch und insbesondere den Bereich des Death Metal anbetrifft.
Seltsamer Vergleich, ich weiss - aber durchdringt man die Materie in Richtung Ursprung, so macht man letztlich deutliche Parallelen aus und entreisst der Metapher ihren Gehstock.
Niemand hätte jedenfalls gedacht, dass auf kurze Sicht eine ernsthafte Gefahr im eigenen Lande heranreifen würde, die Ikonen wir Slayer, Morbid Angel oder Deicide das Thronbein ansägen könnte.
Viele Mannschaften haben sich an dieser Mission versucht und durchaus respektable Höhen genommen; am Ende blieb aber ohne Ausnahme das Exil im Schatten der Vorgenannten.
Seit 1996 befinden sich nunmehr die Kalifornier von Cattle Decapitation in der todesbleiernen Umlaufbahn und entwickeln sich Jahr für Jahr merklicher zum Anwärter auf den heiligen Stuhl.

"To Serve Man" 2002, "Humanure" 2004, "Karma, Bloody Karma" 2006 - soweit die Diskographie der Truppe aus dem sonnigen San Diego, die mit diesen drei Langspielern mächtig Anlauf genommen hat, Anlauf für Album Nummer Vier, Anlauf für den grossen Coup, Anlauf für "The Harvest Floor".

Und endlich dürfen wir nun unsere Ohren versenken in zehn kranke Kompositionen der überirdischen Art, die den aktuellen Entwicklungsstand von Cattle Decapitation widerspiegeln.
Dieser ist wie gesagt beängstigend weit fortgeschritten, das Tonmaterial eine hochexplosive Mischung aus Death Metal und Grindcore.
Travis Ryan am Mikrofon sitzt in einem Pool mit Herren wie Glen Benton, Chris Barnes und Tom Araya und spuckt demzufolge Galle pur - mal in Grunz- und mal in Kreischmanier.
Gitarrero Josh Elmore stürmt noch souveräner in die Spitzenregionen und drängt sich mit schnellen, chaotischen Riffs, die mal melodisch und mal drückend daherkommen direkt zwischen Kerry King und Trey Azagthoth - welch ein Inferno!
Drummer David McGraw knüppelt wie ein Irrer und stellt mit seinem Double-Bass-Trommelfeuer jeden Grindcore-Drumcomputer in die Ecke, was die Musik zeitweise richtig anstrengend macht, denn diesen Hurricane muss man erst einmal unbeschadet hinter sich bringen; da bieten seltenste Verschnaufpausen, wie man sie dem Titeltrack entnehmen kann, wohlige Abwechslung.
Der Gesamteindruck zeigt die grösste Steigerung im Vergleich zum Vorgänger "Karma, Bloody Karma" im Songwriting von "The Harvest Floor" - unauffällig und dennoch beeindruckend breit ist man in Sachen Variation aufgestellt, sowohl im vokalen wie auch im instrumentalen Bereich.
Ständig dreht sich der Wind, bläst mal in Richtung melodischen Death Metals, ein anderes Mal wieder hin zum kranken Hyperspeed-Grindcore und nicht selten fällt es schwer, den komplexen Songstrukturen zu folgen, die als Fundament für so manch schaurige Erzählung fixiert worden sind.
Abschliessend noch ein Wort zur Produktion, die etwas zurückhaltend ausgefallen ist - der klare Klang fehlt mancherorts, dafür wurde freundlicherweise nicht an Pressluft gespart.

Wertungstechnisch landen Cattle Decapitation mit diesem Besuch im Schlachthof einen Volltreffer und machen das Dutzend voll.
Zwölf hart erarbeitete Punkte für eines der beeindruckendsten, überzeugendsten und komplettesten Alben der letzten Jahre, zwölf Punkte für eines der besten Alben, die von jenseits des grossen Teichs zu uns herüber geschwappt sind.
Wer sich als Death Metaller bezeichnet, der kommt an "The Harvest Floor" keinen fussbreit vorbei, denn hier entfesseln sich Energien, wie sie in unseren Dimensionen bislang noch nicht wahrnehmbar waren und nur von wenigen Lichtfiguren der schwermetallischen Szene kontrolliert werden können.
Grandios!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Metal Blade

Veröffentlichung

2/2009

Format

CD

Land

Genre

Death Metal