Wann immer man sich als musisch begabtes Grüppchen mit einem selbstgefertigten Erstling ins Getümmel des Death Metal wagt, läuft man Gefahr, die Hörerschaft mit allzu gedankenloser Handarbeit zu langweilen und sich selbst auf den Schleudersitz seelenloser Abgedroschenheit zu schnallen.
Ebendies sollte dem Leipziger Quintett Mimosis nicht widerfahren, schmückt man seine Debut-EP "I Am The Grave" doch mit einem ordentlichen Schwung ästhetisch ansprechender Vollfettkost, womit man sich fast schon tollkühn vom schnöden Standard wegbewegt und sich kurzentschlossen unter den Eindruck des eigenen Stempels begibt.

Fünf Kompositionen teilen sich den gut halbstündigen Silberling und entfalten einen vertrackten Facettenreichtum.
So zerstreut man das typische Gitarrengeschreddere beispielsweise mit gleichfalls melodischen und melancholischen Strecken, wie beim bluesig-grungigen Geniestreich "Wish You Were Dead", der seine Hauptlast auf seichtes Saitenspiel und eine astreine Klarstimme ablegt und dessen Genialität als Nadel im Heuhaufen zu kategorisieren ist.
Auch die anderen Tracks bergen Geheimnisse - so wurden die kurzen Gitarrenintarsien von "Art.Kill.Frequency" hörbar der Suspense-Abteilung entliehen und jagen dem Konsumenten im Zusammenspiel mit den übrigen Komponenten einen obskuren Schauer über den Rücken.
Den Löwenanteil des Inhalts beansprucht jedoch noch immer trockener Todesstahl klassischer Machart, wie er Köpfe zum Bangen und Matten zum Rotieren animiert - Kraftpakete wie "Mimosificated" tragen Sorge dafür, dass sich kein Deather vernachlässigt fühlt.
Mit dem Sound verhält es sich ungewöhnlich.
Obwohl man beim Genuss von "I Am The Grave" ständig das Gefühl hat, einer dürftigen Tonqualität aufzusitzen und auch einer breiten Palette von Spielfehlern anheimzufallen scheint, lösen sich diese Makel beim detailierten Einhören vollständig in Wohlgefallen auf und weichen einem prachtvollen und aufwändigen Gesamtbild, wie es in dieser Komplexität von den wenigsten Major-Bands auch nur in Angriff genommen worden wäre - man hätte sich schliesslich einen Zacken aus der Krone gebrochen, wäre man an der Umsetzung gescheitert.

Mimosis schlagen also voll zu und haben mit "I Am The Grave" ein geiles Stück Musik am Start, das mir einfach gut gefällt und meinen vollen Respekt erntet.
Die Sachsen schieben keine Starallüren vor sich her, sondern untermauern ihren Griff nach den Sternen mit hammermässigem Schwermetall, wie ich ihn mir in dieser Qualität öfters wünschen würde.
Hier sprechen Taten - nun dürfen ruhig auch grosse Worte folgen!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

2/2009

Format

CD

Land

Genre

Death Metal