Wenn man nach langer Bescheidenheit mal wieder ein Digipak in den Händen hält, wundert man sich doch ordentlich wenn das Artwork sehr minimal ausfällt. Dunkelheit hier, Schwärze da, dort flimmert mal der Mond durch, da ein Ast, das war’s auch schon. Avsked und Schlaflos haben eine Split produziert. Schwarz und zugleich roh wie blutiges Fleisch.
Manche CDs regen meine Nackenhaare an sich aufzustellen, meine Finger werden kalt, ein bedrückendes Gefühl macht sich breit. Normalerweise verschwinden diese Scheiben manipulativer Tonkunst nach kurzem Durchhören in der Versenkung. Ich denke, dass es auch bei der vorliegenden Split nicht anders enden wird.
Den zwei Berlinern von Avked hat man den Vortritt gelassen. Sie waren sich dementsprechend auch nicht zu schade eine Art Intro aufzunehmen, als solches durch die bare Nichtexistenz musikalischer Höhepunkte und konstanter Instrumentalisierung erkennbar. Im weiteren Verlauf entfalten die Düstermusiker ihr Schaffen etwas eindrucksvoller. Das Tempo bewegt sich konstant in einem balladenartigen Schleichschritt, meist begleitet von einer Breakfreien und durchgängig geschredderten E-Gitarre. Im Allgemeinen erscheint die undurchschaubarkeit der einzelnen Bestandteile (Seltsame Samples und abartige Stimmexperimente) "unheimlich", knüpft etwas an die mysteriösen französischen Legionen an, die Anfang der 90er ihr akustisches Unwesen trieben.
Ab Liedwerk Numero fünf nimmt der Solokünstler M.v.V. das Steuer in die Hand und sein Instrumentalprojekt Schlaflos zieht in die Schlacht. Wenn die Titel seiner Kunststückchen auch etwas seltsam gewählt sind ("Endloses Meer aus Scheisse") und meines Erachtens nach wenig mit der Tonkunst an sich gemeinsam haben, hier wird bewiesen, dass gesangsloser Black Metal seine Vorzüge haben kann. Insbesondere wenn wir grade erst einundzwanzig Minuten mässig Ansprechendes von Avsked hinter uns haben. Einzig "W.d.S.z.T.f." (ich bin neugierig, wofür steht die Abkürzung überhaupt?) ist vom Grunzen und Kreischen des Meisters persönlich unterlegt.
Da beide Bands mit recht mieser, trotzdem exzellent zutreffender Tonqualität daherkommen, kann ich nicht beurteilen ob irgendwo künstliche Felldrescher untergeschummelt wurden. Die Gitarren sind immerhin in allen Fällen echt und überwiegen in erzeugter Gefühlsintensität eindeutig bei Schlaflos. Hier wird bewiesen, dass man auch als Laie an der Gitarre etwas erreichen kann, wenn man nur die nötigen Verzierungen fürs Produkt findet. Soll heissen:
Die Riffs von M.v.V. umfassen eine winzige Tonspanne, wiederholen sich unzählige Male und werden meist auf einer unverzerrten Gitarre zum Besten gegeben, während ein kalter Schrebbelbesen die Begleitung mimt. Die Motive werden im Laufe des Stückes geringfügig modifiziert, oftmals in Richtung zunehmender Klangdichte und Schwermütigkeit.
Eine Split im Digipak. Um es am Ende nochmal in den Raum zu werfen, man sollte es sich auf der Zunge zergehen lassen, ebenso wird einem der Tonträger in den Ohren säuseln und im Hirn kratzen.
Dieses Album landet in der Versenkung, weil es mir zu weit in die Tiefen des Fühlens eindringt und in gewissen Stimmungslagen durchaus gefährlich sein könnte. Keine Alltagsmusik, keine Fahrstuhl- und Hintergrundmusik.
Spielzeit Avsked: 21:21
Spielzeit Schlaflos: 25:15
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Ashen Productions |
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Veröffentlichung |
12/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |