Brocken Moon präsentieren sich Anno 2008 sehr verträumt und melancholisch, was im Vergleich zu "Mondfinsternis" doch eine Entwicklung darstellt. Auf Aggression getrimmte Passagen findet man auf "Das Märchen vom Schnee" nur noch selten. Dem Titel gerecht ist alles in eine sehr rauschende Produktion eingebettet und vermittelt bei geschlossenen Augen sehr intensive winterliche Bilder, jedoch nicht ohne einen gewissen romantischen Unterton, der den Winter nicht in seiner absoluten Lebensfeindlichkeit sondern eher in seiner Schönheit darstellt. Kompositorisch gibt man sich traditionsbewusst - sprich eher simpel - und setzt mehr auf die Erschaffung einer intensiven Atmosphäre als auf eine Darbietung der spielerischen Fähigkeiten der Akteure.
Eine der markantesten Neuheiten auf diesem Album ist mit Sicherheit Grims Gesang. Wer ihn von "Mondfinsternis" oder seinen Arbeiten bei Aaskereia kennt, wird dies sofort registrieren. So verzichtet er mehrheitlich auf sein fast schon markenzeichenhaftes hohes Geschrei und greift eher auf typisches aber passendes Black-Metal-Gekrächze oder Geflüster zurück. Gerade letzteres ist auch eher Bestandteil der ruhigeren Passagen, die mit sanftem Schlagzeug und gezupfter Akustik-Gitarre vorgetragen werden. Was genau er vorträgt ist vermutlich der Grund, weshalb diese Veröffentlichung ohne vorangehende Demos erfolgte: Es handelt sich bei "Das Märchen vom Schnee" um ein Konzeptalbum. Wie der Titel schon verrät, geht es um ein Märchen, in welchem eine Fee die Hauptdarstellerin ist. Insgesamt eher eine pathetische Geschichte die zwar dem Ausdruck der Musik gerecht wird, aber weniger zu den lyrischen Sternstunden des Black Metal gezählt werden darf.
Nach etwa 30 Minuten ist dann der Text schon ausgeschöpft und somit verstummen auch die verzerrten Gitarren. Es wartet aber noch ein wahrer Block von Musik an letzter Stelle. So nimmt der sechste von den allesamt unbetitelten Liedern schiere 20 Minuten in Anspruch. Da ich generell ein Interesse gegenüber langen Liedern habe, war ich natürlich höchst erfreut darüber, auf "Das Märchen vom Schnee" eines zu erblicken, denn so manche Band hat in den vergangenen Jahren einige sehr gute Zwanzigminüter veröffentlich und mich damit schwer beeindruckt. Leider muss ich sagen, dass dies bei Brocken Moon nicht ganz zutrifft. In erster Linie, weil es sich nicht um einen Song im klassischen Sinn handelt. Die ganzen 20 Minuten über wird auf der mit Clean-Effekt versehenen Gitarre derselbe - und damit meine ich, was ich sage - C-Mol-Akkord im Barrégriff gezupft und über die Dauer des Songs mit Synthesizereinlagen untermalt. Wer die Geduld dafür aufbringen kann, wird an diesem Lied sicher seine Freude haben. So kann man sich währenddessen wirklich sehr gut zurücklehnen und entspannen, während man den wabernden Synthesizerklängen lauscht. Für andere kann es allerdings zur Geduldsprobe werden.
Alles in Allem also eine ziemlich interessante Sache, die Brocken Moon uns mit "Das Märchen vom Schnee" präsentieren. Die 20-minütige Monotonie-Lektion mag zwar für den einen oder anderen nicht sehr unterhaltsam sein, aber für all jene gibt es ja schliesslich noch die andere halbe Stunde, die mit sehr intensivem Black Metal überzeugen kann.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Northern Silence Productions |
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Veröffentlichung |
5/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |