Die Engländer scheinen es nicht so wirklich mit extremen Metal zu haben. Einzig Indie-Rock scheint auf der Insel selig zu machen, denn selbst nach eingehenderer Bedenkzeit sind mir – von den grossen, kommerziell erfolgreichen Gruppen einmal abgesehene – kaum mehr als ein dutzend Truppen eingefallen, die sich dem härterem Metal verschieben haben. Für eine Nation mit mehr als 50.000.000 Einwohnern ist das wenig, sehr wenig. Möglicherweise streben englische extrem Metaller nicht nach Aufmerksamkeit im Ausland, möglicherweise haben die ansässigen Musiker keine Zeit um Metal Alben einzuspielen, da sie zu sehr mit ihren Indie-Rock Bands beschäftigt sind, oder, möglicherweise bin ich einfach zu schlecht informiert.

Falls letzteres der Wahrheit am nächsten kommen sollte, dann ist Scythian, aus dem Herzen Englands, aus London, ein guter Anfang um meine Unwissenheit zu bekämpfen. Ein Bastard aus Death und Black Metal ist ihr Erzeugnis, und das sogar ganz ohne ranzige Indie-Rock Elemente. Und dafür, dass "Suffering To The Conquered" das erste Fabrikat aus dem Hause Scythian verkörpert, klingt diese Demo erstaunlich professionell, erwachsen und abgesehen von ein paar etwas undifferenzierten Knüppelpassagen, auch sehr treffsicher. Besonders erstaunlich ist hierbei die Gründlichkeit bezüglich der Gitarrenarbeit. Auf einem grundsoliden technischen Level werden munter variierend Death und Black Metal Tonfolgen zum Besten gegeben, die zwar kaum als innovativ gelten können, dafür aber wird ein weites Spektrum an Altbekanntem in ordentlicher Neuinterpretation geboten. Die Bandbreite reicht von leicht doomig-zähen Teilen über typisch schwedische Death Metal Anleihen (besonders geil in "Shattered Idols") bis hin zu Riffs, die in exakt der selben Form auch von Samoth anno 1992 stammen könnten. Eindeutiger ist es dafür beim Gesang: Abgesehen von "Holocaust", dem Bathory Cover, orientiert sich dieser nämlich deutlich, wenn nicht sogar komplett, an altem amerikanischen Death Metal. Besonders während gemächlicheren Abschnitten entfaltet die raue, sehr volle und mächtige Stimme des Sängers eine durchdringende Atmosphäre. Das Schlagzeugspiel hätte für meinen Geschmack etwas zurückhaltender ausfallen können, aber an der kalten, bösen Stimmung die dieses Werk vermittelt ändert sich deswegen nichts.

Gut eine halbe Stunde dauert diese Demontration der Engländer. Nach dieser Zeit bleibt nichts anderes übrig, als dem Trio grosses Potential zuzusprechen. Sicherlich, "Suffering To The Conquered" ist nicht perfekt, es ist eine Veröffentlichung mit Ecken und Kanten, aber wirklich eklatante Mängel gibt es nicht zu beanstanden, dafür weiss der erwachsene und sichere Stil zu gefallen, die Umsetzung ist für den ersten Anlauf sehr professionell gelungen, "Suffering To The Conquered" stellt eine gelungene Mischung aus Eingängigkeit und langfristigem Hörspass dar, die fünf selbst komponierten Stücke offenbaren ein gutes Gespür für Atmosphäre, … oder kurz gesagt: Wer auf rauen Black/ Death Metal steht, sollte die Anschaffung dieser Demo ernsthaft in Erwägung ziehen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Galactic Records

Veröffentlichung

9/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal