Ein Mann machte sich einst auf, um in den nebeligen Wäldern seiner Heimat die Einsamkeit und Vollkommenheit der Natur zu finden. Es ist kühl. Der Tag stirbt und der Schnee kündigt sich an. Ein Horn ist die Vertonung der unbändigen Sturmgewalt der Natur. Dies könnten die Worte eines musikalischen Allrounders sein.

Nerrath ist mit seinem Ein-Mann-Projekt sicherlich kein seltenes Beispiel, welches mit Burzum oder den Wurzeln Kampfars zu vergleichen ist. Eigenproduktionen haben leicht den unverschuldeten Ruf in schlechter Qualität zu erscheinen, hier nun der Gegenbeweis! Die von ihm erschaffene Form des Pagan Black Metals ist rau, aber harmonisch und definitiv die Vertonung der prachtvollen Natur.
Angefangen als Schreiberling von Gedichten, (oder sollte man von Huldigungen an Mutter Natur sprechen?) hat Nerrath begonnen seine Gefühlslagen und somit auch die Natur für uns hörbar zu gestalten.

Das nun vierte Werk "Die Kraft der Szenarien" birgt verschiedenen Facetten von Vogelgezwitscher, über rauchige Girarrenriffs hin zu düsteren und heroischen Hörnen, gepaart mit zurückhaltenden Growls und lädt damit ein, den Blick für den Pagan Metal erneut zu öffnen. Hier werden Gefühlsregungen vertont und keine Klischeeparade aufgeführt. Konzentration ist gefragt und die Reise beginnt.

Mit dem "Auftakt" wird ein instrumentales Intro dargelegt, welches durch klare und später verzerrte Gitarren einen unverfälschten Sound und Intro für die darauf folgenden Jagdhörner gibt. Ein ständiger Wechsel aus rauen und teils wieder feierlich fröhlichen Symphonien symbolisiert den Wechsel der Jahreszeiten und somit den Wandel von warm zu kalt. Die Winde wehen einem untertönig entgegen und die geballte Kraft von Nerraths durchaus gut eingesetzter Stimme zieht einen in den Bann seines Werkes. Weiter verweist uns Nerrath mit Cleangesängen in "Hornstoss Westfalia" in die richtige Richtung einer Winterdepression. Ein langsames Tempo und ursprüngliche Rhythmen, teils Doomlastig, bieten einem die Zerreissprobe für Ungeduldige. Im weiteren wird jedoch im "Alpenland II" wieder ordentlich gepoltert. Zum Hauptträger des Tempos wird das Schlagzeug erkoren. Nicht unbedingt mein Lieblingsstück, doch auch hier sind die Melodien stimmig und gut gesetzt. Es folgt mit "Landscapes On Hold" ein eher Black Metal lastiger Song, bei dem Nerraths Stimme mehr zur Geltung gebracht wird, da diese in den vorigen Songs eher eine Art der Untermalung dargestellt hat. Und nun zum Titel gebenden Stück "Die Kraft der Szenarien". Ein eigenes Intro aus Keyboardklängen, die sich mit verzerrten Gitarrenriffs paaren, eröffnet das acht minütige Stück. Tragend sind hierbei die verzerrten Gitarren, so wie die hier einmaligen Keyboards. Im "Spätherbst" beginnt das Verwelken und Sterben der Natur und dementsprechend beginnen die Melodien anlehnend an den Doomcharakter langsam und erschöpfend zu klingen. Der Abschluss ist ein Denkspiel "Als der Mensch sich selbst erlag". Der Grundgedanke der CD soll ein Anstoss an unsere eigenen Überlegungen sein. Der Titel ist gut gewählt und denkbar offen für freies und eigenes Gedankengut. Ambient lässt uns Heimwerts kehren.

Wir haben uns mit der Kraft der Szenarien einmal wieder in die wohl gehütete Gedankenfabrik eines Mannes begeben, der seine Vorstellungen über Naturgewalten in Harmonien der Aggression, sowie Hymnen im heroischen Sinne an uns weiter gegeben hat. Das Album selbst ist in sich gut abgewogen und für einen einzelnen Mann eine sehr gute Leistung.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

7/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal