Blinded Colony spucken auf ihrer Website mächtig grosse Töne: "Sweden has given birth to some of the best heavy metal bands over the years, and Blinded Colony are the next to follow in those footsteps.” Naja, die Musik mag vielleicht nicht einmal so schlecht sein, aber diese unsympathische Selbsteinschätzung ist einfach unzutreffend und typisch für Hybris-Opfer. Und so innovativ wie sie sich im weiteren Verlauf beschreiben, sind sie nun auch wieder nicht. Im Grunde wildern Blinded Colony im melodischen Death Metal und bedienen sich einiger Metalcore-Zitate, bei ersterem können noch sehr anständige Ergebnisse zu Stande kommen, letzteres ist mittlerweile so ausgelutscht und abgewandelt, dass normalerweise schon alles dazu gesagt wäre. Nur die Verbindung dieser zweier Komponenten ist auf "Bedtime Prayers" durchaus gelungen. Zu hören gibt es neben dem kompakten Schlagzeugspiel, vor allem viel Gekreische und cleane Gesangspassagen, meistens in den Refrains. Das Riffing ist ordentlich, mal Staccato, dann Geschrammel, Abwechslung wird durchaus geboten aber nicht unbedingt die personifizierte Innovation. Was die Songs jedoch ineinander verwebt und recht stimmig hält, sind die ausufernden elektronischen Spielereien und dicke Keyboard-Teppiche. Normalerweise nicht unbedingt mein Ding, hier funktioniert es allerdings recht gut. Dass dies auch ins Gegenteil übergehen kann, dürfte klar sein. Beispielsweise bei "21st Century Holocaust" die nervige elektronische Intonation eben jenes Songtitels und bei "Aaron's Sons" die etwas gar fantastische Keyboard-"Unterlegung" im Refrain. Der Sound wird der musikalischen Ausrichtung von Blinded Colony vollends gerecht und wirkt dementsprechend fast schon poppig glatt.
Aus der Masse stechen für mich vor allem die beiden ersten Songs hervor, nämlich "My Halo" und "Bedtime Prayers", wobei ebendieser Titelsong bei den cleanen Passagen sehr stark an Nevermore erinnert. Im weiteren Verlauf flacht die Qualität der Songs merklich ab.
Blinded Colony sind bei weitem nicht so innovativ und grossartig, wie sie sich selbst beschreiben. Heisst es nicht man solle selbst sein grösster Kritiker sein, besonders als Künstler?! Hier wünsche ich dann noch viel Spass und natürlich viel Glück mit dem Erobern weltweiter Bühnen, denn um international Karriere zu machen reicht das hier bei weitem nicht.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
|
Label |
Pivotal Rockordings |
|
Veröffentlichung |
2/2007 |
|
Format |
CD |
|
Land |
|
|
Genre |
Death Metal |