Wenn sich schon keine Erfolgsformeln im Dasein einräumen lassen, so sollte man nichtsdestotrotz geringstenfalls in der Lage sein anhand von Beobachtungen seinen eigenen Horizont zu erweitern wie auch demgemäss untrügliche Dinge folgsamer auf sich beruhen zu lassen. Unzählige Reunionen liessen uns in den vergangenen Jahresteilen jedenfalls augenscheinlich beständig zu Zeitzeugen aufblühen, in welchen wir bis auf wenige Ausnahmen den Wertzerfall wahrer Urgesteine erdulden mussten. Aufgrund der Tatsache indes, dass Gedanken wie Flöhe von einem zum anderen springen, jedoch nicht jeden zu beissen scheinen, verhält es sich mit dem Werdegang der in Karlsruhe beheimateten und anno 2004 eine Wiedergeburt erlebten Crematory...

Die deutsche Gothic Metal Legende, welche zweifelsohne fortan seit dem ´93er Debütalbum "Transmigration" zu einem der erfolgreichsten Vertreter ihres Genres überhaupt in den hiesigen Breitengraden zählt und zahlreiche Herzen im Sturm eroberte, offenbart nun zum 15. Jubiläum mit "Klagebilder" nicht nur ihr elftes ex aequo zweites rein deutschsprachiges Werk, sondern mutet insbesondere durch den Versuch musikalisches Neuland zu erobern an, peinigend unterzugehen. Wenngleich der Brückenschlag zwischen "Revolution" und den frühen Taten der Deutschen fürwahr als durchaus gelungen fixiert werden kann, veräussert sich das Album vielmehr als Schlafmusik. Eine massive Soundwand, aufgelockert durch sphärische als auch moderne, weit ausgebreitete Keyboardklänge, hinzugesellend vom wütenden Growling und zuckersüssen Melodiebögen, walzt fortan mit dem Opener auf den Hörer zu und zwängt unterdessen darüber hinaus die Frage in den Raum, weshalb Felix und Co. eigentlich jemals Erfolg hatten. Mitunter hart, rhythmisch sowie zuweilen von klaren Chorälen unterbrochen, welche wie seid eh und je von Eingängigkeit nur so strotzen, fräsen sich die 13 neuen überaus leicht verdaulich-poppigen Stücke in die Ohren des Lauschenden und lassen jenen beinahe schlimmer als bei einem Zahnarzttermin aufschreien. Zusätzliche Unterstützung erfährt diese Sinnesempfindung mittels der immens einfältigen, sich penetrant in den Vordergrund drängenden, plumpen Wortlaute, welche die qualitative Grenze literarischer Fähigkeiten dieser Formation lediglich noch deutlicher beängstigend beleuchten. Einige Kostproben der lyrischen Ergüsse gefällig? Gern, denn Ausströmungen wie "Höllenbrand. Höllenbrand. Und die Hölle entflammt" oder aber auch "Ich schenkte Dir mein Herz, doch für Dich war das nur ein Scherz" dürften diese Behauptung vernehmlich garnisonieren. Beiliegend von tanzbaren Koloriten und elektronischen Spielereien lechzend und ferner obendrein enorm simpel gestrickt, fallen die Exemplare neben der hervorragenden Produktion, von welcher sie förmlich zu leben scheinen, einzig und allein vermöge der treffsicheren Tonfolgen wie auch der sehr maskulinen Riffs in einem positiven Gewand auf.

Mitleiden, miterleben, ja vor allen Dingen mitfühlen, lässt sich hier absolut vergebens erwarten. Ebenesowenig schafft es die Kapelle letzten Endes auch nur ansatzweise an die früheren Tage überzeugend authentisch anzuknüpfen, so dass sich aufrichtig manch eine der aufgelösten Bands, deren Strahl sich in diesem schon ohnehin allgemein totgesagten Genre bis heute reinweg unverfälscht bewähren konnte, im Grabe umdrehen dürfte. Musikalische Weiterentwicklung als auch das Prädikat "empfehlenswert" hören sich jedenfalls ganz anders an!

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

9/2006

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal