Leider kenne ich Yatterings zweites Album ja nicht, aber in Anbetracht dessen, was die Band schon vor drei Jahren auf "Human's Pain" eingeholzt hat, sollten Yattering eigentlich ganz, ganz schnell ganz, ganz gross werden. Grob umrissen spielt die Band eine Mischung aus Suffocation und Cryptopsy, also hyperschnell, hyperbrutal und hypertechnisch. Und das mit einer Präzision, bei der einem schwindlig werden kann. Drummer Zombek dürfte einigen noch von einem von Vaders öchzig millionen Auftritten im Z7 letztes Jahr bekannt sein, als er für Doc einsprang und dessen Abwesenheit ganz schnell vergessen machte. Und der Rest der Band kann da problemlos mithalten.
Neben den hochkomplexen Songs und dem überzeugenden technischen Niveau bemühen sich Yattering auch deutlich um Originalität. Schon zu Anfang fällt der doppelte Gesang auf, wobei die erste Stimme sich an typisches Death Metal-Grunzen hält, das allerdings sehr kraftvoll und kontrolliert bleibt, und die zweite eine Art Industrial-Variante des Grindcore-Kreischers ist und nicht gerade DM-typisch klingt. Laut Info der Plattenfirma scheinen diese beiden Stimmen übrigens der gleichen Gurgel zu entspringen. Neben der ungewohnt verfremdeten Kreischstimme gibt's in einigen Songs, zum Beispiel bei "Demon's Inoculate", Sprechgesang über schleifenden Passagen zu hören. Bei Tracks Nummer 8 und 9 wagen Yattering dann den Versuch, elektronische Elemente einzubauen, was ebenso prima funktioniert wie die gelegentlichen Jazz-Einsprengsel bei "Lost Within" und anderen Songs.
Auch hat man sichtlich darauf geachtet, das Album abwechslungsreich aufzubauen. Im Gegensatz zu anderen DM-Scheiben, wo zuerst mal die drei schnellsten Songs runtergehämmert werden, damit auch jeder begriffen hat, wie schnell der Drummer Blastbeats knüppeln kann, bieten Yattering von Anfang an abwechselnd schnelle und langsame, kurze und lange, wirre und etwas eingängigere Songs, so dass "Human's Pain" nie langweilig oder eintönig wird.
Gegen Ende der CD wird's dann allerdings etwas eigenartig. Zuerst sind da mit "Eyes Can See" und "Taken Due" mal die zwei letzten Tracks, die regulär zum Album gehören. Hier klingt die ganze Produktion auf einmal völlig anders, und die Songs sind deutlich simpler gestrickt. Ich würde mal frech behaupten, dass es sich hier um Überreste einer älteren Aufnahme handelt. Nicht dass die Songs etwa schlecht wären, aber sowas am Ende einer LP noch anzuhängen, ist doch eher eine seltsame Idee. Die letzten drei Stücke sind Bonustracks der neu aufgelegten Version und auch nicht gerade unverzichtbar. Mit "I'll Neglect" gibt's erstmal ein Brutal Truth-Cover, dann mit "Dittohead" einen Song von Slayer, und Exterminate ist ein eigenes Stück der Band. Sowohl Brutal Truth als auch Slayer sind Bands, die man eigentlich gar nicht covern kann, da die Originale sowieso nicht zu übertreffen sind, und das gilt auch für Yattering. Warum man sich zudem von Slayer mit "Dittohead" ausgerechnet einen von Kerry King's stumpf-konservativen Ergüssen, an denen der Chef eines gewissen Schweizer Chemiekonzerns sogar seine Freude hätte, aussuchen musste, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Der Song an sich ist ja nun wirklich ein Slayer-Geschoss, wie es tausend andere gibt, und man hätte genausogut einen mit einem weniger dämlichen Text nehmen können. "Exterminate" schliesslich ist ein eher grind-mässiges Stück und stammt wahrscheinlich noch aus der Frühphase der Band.
So, genug gemeckert. In Anbetracht der für eine DM-Scheibe satten Spielzeit von über 50 Minuten sollte etwas Überschussmaterial am Ende des Albums niemanden vom Kauf von "Human's Pain" abhalten. Die ersten neun Tracks der CD, das kann ich ohne Übertreibung sagen, sind etwas vom Besten, was ich aus der europäischen Death Metal-Szene seit langem gehört habe, und Vader werden sich verflucht warm anziehen müssen, wenn Yattering so weitermachen. "Human's Pain" ist für alle Liebhaber des technisch hochstehenden Death Metal à la Suffocation ein absoluter Pflichtkauf. Und ich renn jetzt los und besorg mir die zweite Scheibe auch noch.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Seasons of Mist |
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Veröffentlichung |
2/2001 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Death Metal |